Mann und Sohn einer Rosenheimerin starben
Was geschah an Bord der „Titan“? Letzte erschütternde Botschaft aufgetaucht
Im Juni 2023 verschwand das U-Boot „Titan“ auf einer Tauchfahrt zum Wrack der „Titanic“. Tage später die furchtbare Gewissheit: Die „Titan“ war implodiert. Unter den fünf Toten waren der Mann und der Sohn einer gebürtigen Rosenheimerin. Nun ist eine letzte erschütternde Botschaft der „Titan“ aufgetaucht.
Rosenheim – Tagelang zitterten Millionen in aller Welt um das Schicksal der Insassen der „Titan“. In Rosenheim bangten viele Menschen um den Mann und den Sohn der gebürtigen Rosenheimerin Christine Dawood, Shahzada und Suleman. Am Ende stand eine traurige Gewissheit: Eine verheerende Implosion hatte das Mini-U-Boot zerdrückt. Das Leben der fünf Menschen an Bord endete in Sekundenbruchteilen.
Christine Dawood hätte eigentlich selbst an Bord sein wollen. Weil sich ihr Sohn aber so für die Expedition interessierte, habe sie ihm den Platz in dem U-Boot überlassen, sagte sie Monate nach dem Unglück der britischen Tageszeitung „Daily Mail“. „Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben. Die Möglichkeit, dass das U-Boot implodieren könnte, kam uns nie in den Sinn.“
„Titan“-Katastrophe: Noch viele Fragen
Eine Anhörung der US-Küstenwache, die am Montag, 16. September, begann und die zwei Wochen dauern soll, könnte nun Antworten liefern. Unter anderem auf diese Frage: Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Welche Mitverantwortung trug der Veranstalter der Tauchfahrt, das Unternehmen „Oceangate“?
Und ahnten die Tauchboot-Passagiere, was auf sie zukam? Dazu lieferte die Anhörung Erkenntnisse. So wurde der letzte Funkspruch der „Titan“ öffentlich gemacht. Wie CNN und andere US-Medien berichten, sendete die Crew sechs Sekunden, bevor die „Titan“ während des Tauchgangs zur Titanic den Kontakt zur Oberfläche verlor, eine Nachricht.
„Dropped two wts“, „zwei Gewichte abgeworfen“. So lautete die Text-Message laut US-Ermittlungsbehörden. Wollte der Skipper der „Titan“ Auftrieb erzeugen, um schneller an die Meeresoberfläche zu kommen? Weil abzusehen war, dass die dünne Außenhaut des Mini-U-Boots dem Tonnendruck in 3000 Meter Wassertiefe nicht mehr standhalten würde?
Von der Textnachricht berichtete am Montag ein Gremium der US-Küstenwache, das die Implosion des Schiffs im Juni 2023 untersucht. Einige Fragen dürften auch juristische Relevanz haben.
Familie will nach „Titan“-Untergang Schadensersatz
Die Familie eines der fünf Toten verlangt 50 Millionen Dollar (rund 46 Millionen Euro) Schadenersatz. Der Betreiber habe grob fahrlässig gehandelt, heißt es in der Klage, die nach Angaben der beauftragten Anwälte im Namen der Angehörigen des damals gestorbenen französischen Wissenschaftlers Paul-Henry Nargeolet bei einem Gericht in Seattle im US-Bundesstaat Washington eingereicht wurde.
Zudem seien Mängel des Tauchbootes nicht offengelegt, beziehungsweise verschwiegen worden. Nargeolet galt als einer der führenden Experten für das Wrack der „Titanic“. Er hatte sechs Expeditionen zum legendären Wrack unternommen und in 30 Tauchgängen die Bergung Tausender Objekte beaufsichtigt. Die letzte verzweifelte Botschaft aus dem U-Boot könnte eine These seiner Angehörigen untermauern. Die Passagiere hätten irgendwann gemerkt, dass es kein Entkommen geben könne und alle sterben müssten. Sie hätten aus diesem Grunde „Angst und seelische Qualen“ erlebt.
Christine Dawood: „Zeit hat mich fast gebrochen“
Für Christine Dawood hört die Trauer nie auf. Ein Jahr nach dem Unglück gedachte sie ihres Mannes und ihres Sohnes in einem berührenden Post auf Facebook. „Wenn Menschen gehen, nehmen sie ein Stück von dir mit”, schreibt sie. „Während der einjährige Jahrestag näher rückt, denke ich über eine Zeit nach, die mich fast gebrochen hat, und doch war und ist die Liebe und Unterstützung, die ich erhalten habe, so großartig, dass ich nichts anderes als dankbar sein kann.”