„Dringender Nachholbedarf“
Tierretter gesucht: So wollen zwei neue Vereine in Rott und Allmannsau kleine Kitze retten
Hier wird Tierschutz groß geschrieben: In Rott und Rechtmehring machen zwei neue Vereine mobil, die Rotter Kitzretter und die Kitz- und Kibitzretter Allmannsau. Nächstes Jahr wollen sie durchstarten, um Wildtieren das Leben zu retten. Wie die Idee dazu entstand und wie Sie helfen können.
Rott/Rechtmehring – Kleine Tierchen vor dem Mähtod retten: Das will ein neuer Verein in Rott: die Rotter Kitzretter. Josef Müller hat die Organisation neu gegründet, 2024 will sie durchstarten. Acht Mitglieder, davon sieben aus Rott und eins aus Bad Aibling, haben sich bisher zusammengeschlossen, um die bedrohten Tiere zu schützen.
Auf die Idee dazu kam Müller, weil er selbst seit kurzem Jäger ist. „Meine Erfahrungen aus den vergangenen Monaten – also in der Setzzeit der Rehe – haben mir gezeigt, dass hier ein dringender Nachholbedarf in der Gemeinde und der umliegenden Region besteht. Unser Verein will deswegen einen ehrenamtlichen Beitrag für Tierschutz und Gesellschaft leisten“, erklärt er. „Ich glaube einfach an die gute Sache“, verdeutlicht er. Außerdem will der Vorsitzende die Kommunikation verbessern. Deswegen sollen die „Rotter Kitzretter“ als Schnittstelle zwischen Landwirten, Jägern und freiwilligen Helfern fungieren.
Doch das ist erst der Anfang. „Wir brauchen viele Leute, die mitmachen“, betont der 36-jährige Familienvater aus Rott. „Gesucht werden Frühaufsteher, die von Mai bis Ende Juni in den Morgenstunden mit auf die Suche gehen“. Geplant sei, dass sich Landwirte oder Jäger 24 Stunden bei den Rotter Kitzrettern anmelden können, dann machen sich die Mitglieder – circa drei bis vier Leute – auf den Weg, um das Feld abzusuchen. „Es gibt jemanden, der die Wärmebild-Drohne bedient – dazu wird ein Führerschein benötigt – und einen Spotter, der die Wärmepunkte absucht“, erklärt Müller. „Wenn das Kitz gefunden ist, wird es vom Feld getragen und unter einem Wäschekorb in Sicherheit gebracht. Nach der Mahd wird es wieder freigelassen“.
Dazu brauche der Verein eine Wärmebild-Drohne, die erst noch angeschafft werden muss. „Eine gute Drohne liegt preislich schnell bei 7.000 Euro, ohne Wartungskosten“, wie Müller weiß. Doch das Fluggerät sei unbedingt notwendig, um die Tierchen mit Sicherheit zu finden. „Es wäre auch möglich, die Felder mit Hund oder Menschenketten abzugehen, aber mit der Drohne haben wir Gewissheit“, erklärt er. Deswegen hofft Müller auf die Mithilfe von Bürgern, Jägern und Landwirten. „Jeder Euro hilft“, verdeutlicht er. Bis jetzt sei der Verein nur auf positive Resonanz gestoßen. Auch Daniel Wendrock, Bürgermeister von Rott, zeigt sich erfreut. Die Kommune habe schon 500 Euro für die Drohne gespendet. „Wir halten das für eine gute Sache. So wird aktiv Tierleid vermieden“, erklärt der Rathauschef. Wer Interesse hat, den Rotter Kitzrettern beizutreten oder spenden will, kann sich bei Josef Müller melden unter der Handynummer 0176-82013076.
Schutz von Kiebitzen, Feldhasen und Bodenbrütern
Einen weiteren Verein zur Rettung von Wildtieren gibt es ab sofort auch in Allmannsau: Die KiKiRettA, kurz für Kitz- und Kiebitzretter Allmannsau. Die Organisation hat 17 Gründungsmitglieder, darunter mehrere Landwirte, wie Zweiter Vorsitzender, Johann Kneißl aus Allmannsau und Schriftführer Frieder Meidert aus Soyen berichten. Der Verein will sich ebenfalls aktiv für die Rettung und Erhaltung von Wildtieren wie Kiebitze, Feldhasen und Bodenbrüter einsetzen. Die Mitglieder setzen ebenfalls auf eine Wärmebild-Drohne, ein Fluggerät hat die Organisation schon angeschafft, berichtet Meidert. Wer mithelfen oder spenden will, kann sich bei dem Ersten Vorsitzenden, Lorenz Köbinger aus Rottenhub bei Soyen, melden. Auch ein Spendenkonto hat der Verein eingerichtet unter IBAN DE12 70 169 5240 10032 4566.
Auf die Idee kamen die Mitglieder der Kitz- und Kiebitzretter Allmannsau durch das Bundesförderprogramm für Drohnen mit Wärmebildkamerasystem zur Rehkitzrettung. Die Fluggeräte werden für Vereine laut Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL) mit einer Gesamtsumme von 4,4 Millionen Euro gefördert. Pro Verein bezuschusse die Behörde bis zu zwei Drohnen mit jeweils maximal 4.000 Euro oder 60 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Neu: Pro Verein fördere das BMEL insgesamt vier Drohnen in den Förderperioden 2021 bis 2023. Mit einer Begründung können Vereine 2023 den Zuschuss für weitere zwei Drohnen beantragen. Die Abgabefrist zur Beantragung der Zuwendung endet am 1. September.
