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Am 11.2. ist „Tag des Notrufs“

Von lustig bis tragisch: Diese Einsätze wird Sanitäter Tobias Bauer aus Kolbermoor nie vergessen

Kann zum Tag des Notrufs“ am 11.2. von unzähligen Rettungseinsätzen berichten: Notfallsanitäter Tobias Bauer, Leiter der BRK-Rettungswache in Kolbermoor.
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Kann zum Tag des Notrufs“ am 11.2. von unzähligen Rettungseinsätzen berichten: Notfallsanitäter Tobias Bauer, Leiter der BRK-Rettungswache in Kolbermoor.

Die Notrufnummer 112 sollte jeder kennen: Zum „Europäischen Tag des Notrufs“ am 11.2. erzählt Notfallsanitäter Tobias Bauer (29), Leiter der BRK-Rettungswache Kolbermoor, von kuriosen, aber auch besonders berührenden Einsätzen.

Kolbermoor – Manchmal sind sie da, um per Druckverband eine Blutung zu stoppen. Manchmal aber auch, um mit einem Defibrillator das Herz eines Patienten wieder zum Schlagen zu bringen. Und manchmal ist gar kein medizinisches Equipment vonnöten. Dann reicht es aus, wenn sie dem Patienten gut zureden und einfach für ihn da sind. Doch egal mit welcher Einsatzlage die Rettungsdienstler der BRK-Rettungswache in Kolbermoor konfrontiert werden: „Wir lassen keinen Patienten unverrichteter Dinge zurück und nehmen uns immer Zeit, eine Lösung zu finden“, verspricht Notfallsanitäter Tobias Bauer (29), der die Leitung der Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Kolbermoorer Bahnhof innehat.

Zehn hauptamtliche Rettungs- und Notfallsanitäter sind dort täglich im Einsatz, um im Ernstfall innerhalb Kolbermoors oder im Bereich des Aicherparks auszurücken, wenn über die Notrufnummer 112 ein medizinischer Notfall gemeldet wird. „Ich würde schätzen, dass wir im Schnitt pro Schicht rund fünf Einsätze fahren“, sagt Bauer, der 2019 seine dreijährige Ausbildung zum Notfallsanitäter abgeschlossen hatte. Von sonntags bis donnerstags stehen die Retter mit einer Früh- und einer Nachtschicht parat, freitags und samstags gibt‘s durch eine zusätzliche Nachtschicht sogar eine Rund-um-die-Uhr-Besetzung der Wache in Kolbermoor.

Über die Feuerwehr Einblicke in den Rettungsdienst bekommen

Ein Job, der durch den Schichtdienst und die hohe körperliche, aber auch seelische Belastungen kein Zuckerschlecken ist. Den Bauer aber dennoch nicht gegen einen anderen Beruf eintauschen möchte. „Ich bin seit meiner Jugend bei der Feuerwehr Aisingerwies im Einsatz, wodurch ich viel Einblick in die Arbeit des Rettungsdienstes bekommen habe“, erzählt der Rosenheimer, der sich in seiner Freizeit zudem bei den Pfadfindern Oberwöhr engagiert. „Da mir das sehr gut gefallen hat, bin ich dann über ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst gelandet.“

Was ihm an dem Job besonders gut gefällt? „Es ist natürlich extrem erfüllend und macht einfach glücklich, wenn man Menschen helfen kann“, sagt der 29-Jährige. Wobei er auch die Abwechslung betont, die der Beruf des Notfallsanitäters mit sich bringe. „Man kommt zum Dienst und weiß überhaupt nicht, was einen in den nächsten Stunden erwartet.“ So hat der Rosenheimer bereits in seinem jungen Alter hunderte Einsätze unterschiedlichster Art absolviert. Einige davon sind dem Leiter der Kolbermoorer BRK-Rettungswache besonders im Gedächtnis geblieben.

Großaufgebot für den kleinen Finger eines Kindergartenkindes

Wie beispielsweise der Einsatz in einem Kindergarten in der Region. Dort wurden die Retter von der Integrierten Leitstelle in Rosenheim, bei der die Notrufe aufschlagen und mit der die Zusammenarbeit laut Bauer „reibungslos“ verläuft, unter dem Stichwort „Eingeklemmt“ hin beordert. „Neben uns kam dann auch noch die Feuerwehr“, erinnert sich Bauer. „Das war echt ein Großaufgebot.“

Und das letztlich für einen kleinen Finger: Denn ein Kindergartenkind war mit einem Finger im Holzring eines Spielzeugs steckengeblieben – und bekam die Gliedmaße nicht mehr aus dem Spielzeugteil heraus. Der Bub wurde dann ins Krankenhaus gebracht, wo die Feuerwehr Holzring und Buben-Finger dann „unter kontrollierten Bedingungen“ trennte.

Nicht minder kurios das Missgeschick, das einer älteren Dame aus der Region einst passiert ist. „Die Frau ist so unglücklich gestürzt, dass sie mit ihrem Kopf zwischen zwei Streben eines Treppengeländers steckengeblieben ist“, erzählt Bauer, der sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen kann. „Ein Spreizer, um die Frau zu befreien, war schon in Bereitschaft“, erinnert sich der Rosenheimer an den Einsatz zurück. „Letztlich hat aber Manneskraft ausgereicht, um die Stäbe so weit zu verbiegen, dass die Frau ihren Kopf herausziehen konnte.“ Verletzungen hatte sie dabei nicht erlitten.

Europäischer Tag des Notrufs jährlich am 11. Februar

Die Telefonnummer 112 ist nicht nur in Deutschland, sondern in weiteren 44 Ländern Europas die offizielle Notrufnummer – darunter in allen Mitgliedsstaaten der EU. Um immer wieder darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, diese Nummer zu kennen und im Ernstfall zu wählen, wurde 2009 der Europäische Tag des Notrufs eingeführt. Den Tag dafür haben die „Erfinder“ des Aktionstages, das Europäische Parlament, der Rat der Europäischen Union sowie die EU-Kommission, natürlich bewusst gewählt: So wird er jährlich am 11.2. begangen.

Neben zahlreichen Einsätzen zum Schmunzeln sind es aber vor allem die tragischen Einsätze, die Bauer und seinem Team wohl das ganze Leben im Gedächtnis bleiben werden. So wie Bauers erste Kinderreanimation, die der 29-Jährige vor Jahren mitmachen musste. „Ich weiß noch genau, dass es eine Nachtschicht war, als wir wegen eines Herzstillstandes eines Siebenjährigen zum Einsatz gerufen worden sind“, erzählt der 29-Jährige, der beim Erzählen mehrmals schlucken muss.

Am Einsatzort eingetroffen übernahm das BRK-Team dann die Reanimation, die der Vater des Buben – unter telefonischer Anleitung eines Mitarbeiters der Integrierten Leitstelle – bereits begonnen hatte. Nach und nach seien dann Notarzt und Kindernotarzt eingetroffen und das Kind, das wohl bereits mit einem Herzfehler auf die Welt gekommen war, unter laufender Wiederbelebung auf die Intensivstation einer Kinderklinik gebracht worden. „Leider ist der Bub dort verstorben“, erinnert sich Bauer an das schreckliche Ende des Einsatzes zurück.

Schrei einer Mutter bleibt Tobias Bauer im Gedächtnis

„Wir haben vor Ort dann noch eine ausführliche Nachbesprechung im Team gemacht“, erinnert sich Bauer. Noch während der Besprechung sei die Mutter des Buben im Krankenhaus eingetroffen und in einen Nebenraum geführt worden. „Irgendwann haben wir dann einen verzweifelten Schrei der Mutter aus dem Nebenraum gehört“, berichtet Bauer. „Das vergisst man natürlich nicht mehr so schnell.“

Gerade aufgrund derartiger Fälle sei es wichtig, mit dem Einsatzteam eine ausführliche Nachbesprechung zu machen. „In den meisten Fällen reicht das in Hinblick auf die psychische Belastung der Kollegen dann bereits aus“, sagt Bauer. Und wenn nicht? Dann gäbe es für die Retter auch professionelle Hilfe – beispielsweise durch die Fachkräfte der sogenannten Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV).

Dass aber nicht nur einzelne Einsätze besonders belastend und herausfordernd sein können, sondern auch monatelange Phasen, das hat nach Angaben des 29-Jährigen die Corona-Pandemie gezeigt. „Ich habe ja nach der Ausbildung, die ich 2019 abgeschlossen habe, quasi direkt mit Corona gestartet“, sagt der Notfallsanitäter. „Da ist dann bei den Einsätzen vieles ganz anders abgelaufen, als es uns drei Jahre lang beigebracht worden ist.“

Große Veränderungen während der Corona-Pandemie

So sei man oftmals nicht mehr in kompletter Mannschaftsstärke ausgerückt, sondern aufgrund der Ansteckungsgefahr in kleineren Teams. Hin und wieder habe man Patienten auch alleine versorgt. Zudem sei den Rettungskräften eingebläut worden, vermehrt auf den Eigenschutz zu achten. „Ich bin natürlich heilfroh, dass diese Zeiten längst vorbei sind“, sagt Bauer, der aber dieser Phase auch etwas Positives abgewinnen kann: „Das waren ständig neue Herausforderungen, bei denen man sehr viel gelernt hat.“

So sind Bauer und sein Team letztlich für alle medizinischen Notfälle in und um Kolbermoor bestmöglich gerüstet. Sei‘s, um per Druckverband eine Blutung zu stillen, einen Patienten wiederzubeleben oder einen in Not geratenen Menschen einfach nur gut zuzureden und zur Seite zu stehen. Bauer: „Auch das reicht manchmal schon aus, damit es dem Patienten deutlich besser geht.“

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