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Einrichtungsleiterin Claudia Vill schlägt Alarm

Ansturm ist nicht mehr zu bewältigen: Bruckmühler Tafel verhängt sofortigen Aufnahmestopp!

Aufgrund des massiven Andrangs musste die Bruckmühler Tafel, die von Claudia Vill (rechts oben) geleitet wird, einen Aufnahmestopp verhängen. Eine Maßnahme, für die Bürgermeister Richard Richter Verständnis zeigt.
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Aufgrund des massiven Andrangs musste die Bruckmühler Tafel, die von Claudia Vill (rechts oben) geleitet wird, einen Aufnahmestopp verhängen. Eine Maßnahme, für die Bürgermeister Richard Richter Verständnis zeigt.

Die Tafel Bruckmühl kann den Ansturm Hilfsbedürftiger nicht mehr bewältigen und hat einen Aufnahmestopp verhängt. Welche Gründe Tafel-Leiterin Claudia Vill für den steigenden Bedarf sieht und was Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter jetzt fordert.

von Johann Baumann und Mathias Weinzierl

Bruckmühl – Dramatische Lage bei der Tafel in Bruckmühl: Die Einrichtung, die jeden Donnerstag an den Ausgabestellen in Bruckmühl und Feldkirchen ehrenamtlich rund 280 Bedürftige einschließlich 85 Kinder versorgt, hat einen sofortigen Aufnahmestopp verhängt. Der Grund: Die Einrichtung stößt bei ihren personellen und materiellen Kapazitäten an ihre Grenzen.

„Am 1. August hatten wir gleich 14 Neuzugänge zu verzeichnen, um die wir uns aber kümmern können“, beschreibt Tafel-Leiterin Claudia Vill gegenüber dem OVB die aktuelle Situation. „Beim Ausgabetag am Donnerstag, 8. August, standen auf einmal rund 40 weitere Personen vor unserer Tür und verlangten Lebensmittel.“ Das Team habe die Menschen dann zwar versorgt, „ihnen aber klargemacht, dass dies eine einmalige Notfall-Versorgung war und wir sie nicht aufnehmen können“.

Tafel-Leiterin Claudia Vill führt den derzeit hohen Ansturm unter anderem auf den Einzug von Flüchtlingen in die neue Unterkunft an der Wernher-von-Braun-Straße zurück.

Nach Angaben von Vill steht der hohe Andrang im direkten Zusammenhang mit dem Bezug der Wohncontainer für Flüchtlinge an der Wernher-von-Braun-Straße. „Für diese Asylunterkunft hatten wir bisher die Information, dass es sich um eine Erstaufnahme-Einrichtung handelt, deren Bewohner unmittelbar durch das Landratsamt versorgt werden“, sagt die Einrichtungsleiterin. „Offenbar ist jedoch dort zumindest teilweise auch ein Personenkreis mit einem anderen Flüchtlingsstatus untergebracht, der dann die Hilfe der Tafel in Anspruch nehmen will.“ Vill stellt klar: „In der Unterkunft an der Wernher-von-Braun-Straße werden über 100 Flüchtlinge wohnen. Diese zu versorgen können wir unter keinen Umständen leisten.“

Weniger Waren von den Supermärkten

Zumal nach Angaben von Vill nicht nur das Personal dazu fehle, sondern auch die Lebensmittel: „Hinzu kommt, dass wir von den Supermärkten und Lebensmittelketten immer weniger Ware erhalten. Wir mussten daher handeln und ein Aufnahmestopp für beide Ausgabestellen aussprechen, der sowohl für inländische als auch ausländische Personen gilt.“ Ein Vorgehen, für das Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter ihr gegenüber „Verständnis“ gezeigt habe: „Er steht voll hinter uns.“

„Der Markt Bruckmühl schätzt die ehrenamtlich organisierte Hilfe der Tafel für bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger, welche über Jahrzehnte aufrechterhalten wird. Die geänderten Situationen, welche unter anderem durch die Unterbringung von Geflüchteten entstehen und das zusätzliche Anwachsen der Zahl von Bedürftigen kann nicht auch noch durch die bewundernswerte, am Maximum arbeitenden Ehrenamtlichen abgefangen werden“, stellt der Rathauschef auf OVB-Anfrage klar. „Ich stehe hinter der Entscheidung der Verantwortlichen der Bruckmühler Tafel, welche mit Sicherheit nicht leichtfertig und garantiert schweren Herzens getroffen worden ist.“

Niemanden sei schließlich gedient, „wenn der Helfer selbst der Hilfe bedürftig wird“, so Richter weiter. Daher richtet der Bruckmühler Rathauschef auch einen eindringlichen Appell an den Staat: „Der Bund sollte endlich seiner Verantwortung gerecht werden und sich den Geflüchteten in jeglicher Lebenslage annehmen und nicht die Ehrenamtlichen und Kommunen alleine mit den Herausforderungen lassen.“

Doch kann der hohe Anstieg von über 50 Hilfesuchenden binnen zwei Wochen alleine mit dem Einzug der ersten Flüchtlinge in die Einrichtung an der Wernher-von-Braun-Straße erklärt werden? Die Zahlen, die das Landratsamt Rosenheim liefert, können diese Vermutung jedenfalls nicht untermauern. Denn bislang wohnen dort erst 29 Menschen aus der Ukraine, wie Michael Fischer, Sprecher der Behörde, auf OVB-Anfrage erklärt: „ In der kommenden Woche, so der Plan, sollen weitere Flüchtlinge dort einziehen.“

Nach Angabe des Landratsamtes ist der Bau der ersten Containeranlage mittlerweile abgeschlossen, der zweite Riegel auf dem Areal soll ab September errichtet werden. Dazu werden nach Angaben von Fischer dann Container aus der Gemeinde Brannenburg nach Bruckmühl „umgesetzt“. Insgesamt sollen nach kompletter Fertigstellung in der Wohnanlage bis zu 104 Menschen eine Herberge finden.

„Keine konkreten Planungen“ zu weiterer Unterkunft auf dem THW-Gelände

Und wie sieht es mit Planungen aus, auch ein Teil des Areals des Technischen Hilfswerks (THW) an der Bruckmühler Straße für eine weitere Unterkunft mit bis zu 60 Personen zu nutzen? „Zum THW-Gelände in Bruckmühl gibt es derzeit keine konkreten Planungen“, teilt Landratsamt-Sprecher Fischer auf OVB-Anfrage mit. Derzeit wird das Areal vom Pächter, der Marktgemeinde Bruckmühl, für Bauarbeiten gepachtet. „Der Pachtvertrag läuft noch“, erklärt Silvia Mischi, Sprecherin der Kommune. „Wir haben aktuell einige Baustellen und bis diese abgeschlossen sind beziehungsweise die Baumittel abtransportiert werden können, läuft der Pachtvertrag im Einvernehmen weiter.“

Doch auch wenn eine weitere Flüchtlingsunterkunft an der Bruckmühler Straße noch in den Sternen steht – die Bruckmühler Tafel ist bereits jetzt an ihren Grenzen angekommen. Hilfe seitens des Landratsamtes Rosenheim kann Tafel-Leiterin Vill jedoch nicht erwarten. „Leider gibt es keine Möglichkeiten, die Tafel in Bruckmühl zu unterstützen“, teilt Behördensprecher Fischer auf Anfrage mit. „Dies gilt auch für andere Tafeln im Landkreis, die in einer vergleichbaren Situation sind.“

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