Entlastung in Sicht
Streit um MVV-Ticket: Was Kolbermoor für 80 betroffene Familien tun will
Mit dem MVV-Beitritt steigen die Kosten für das Schülerticket von 110 auf 365 Euro. Nach Protesten der Eltern und gescheiterten Verhandlungen zwischen Stadt und MVV zeichnet sich nun doch noch eine Lösung ab.
Kolbermoor – Mit dem Beitritt der Stadt Kolbermoor zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) verteuert sich das Schülerticket von 110 auf 365 Euro pro Jahr. Schüler, deren Schulweg länger als zwei Kilometer ist, erhalten auch weiterhin ein kostenfreies Ticket, weil die Sachaufwandsträger (Stadt oder Landkreis) die Kosten übernehmen. Selbstzahler aber müssten tiefer in die Tasche greifen: In Kolbermoor wären 80 Familien von dieser enormen Kostensteigerung betroffen. Nach Protesten der Eltern und gescheiterten Verhandlungen zwischen Stadt und MVV zeichnet sich nun doch noch eine Lösung ab, wie Bürgermeister Peter Kloo auf der jüngsten Bürgerversammlung (13. November) im voll besetzten Mareissaal verkündete.
Stadtrat entscheidet am 20. November über Zuschuss
Der Kolbermoorer Stadtrat werde in seiner Sitzung am 20. November über eine Bezuschussung beraten. Diese solle sich ans Wasserburger Modell anlehnen, erläuterte Peter Kloo im OVB-Gespräch. Nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss subventioniert die Stadt Wasserburg die Fahrscheine für die Grundschüler mit 15 Euro pro Monat. Das entspricht im Jahr einem Zuschuss von 180 Euro pro Kind. Selbstzahler müssen für das MVV-Schülerticket dann nur noch 185 Euro statt 365 Euro zahlen. Das entspricht zwar immer noch einer Kostensteigerung um 60 Prozent, würde die Eltern aber nur 75 Euro statt 265 Euro pro Jahr mehr kosten.
Welchen konkreten Vorschlag die Verwaltung dem Kolbermoorer Stadtrat unterbreiten wird, erläuterte Peter Kloo auf der Bürgerversammlung noch nicht genauer. Zuletzt hatte Elisabeth Kalenberg, Geschäftsleiterin der Stadt Kolbermoor, darauf aufmerksam gemacht, dass die Stadt ein jährliches Defizit in Höhe von circa 450.000 Euro für den Stadtbus zu tragen habe und Zuschüsse für das MVV-Schülerticket dieses Defizit weiter erhöhen würden. Auch verwies sie auf das Prinzip der Gleichbehandlung aller 600 Grundschüler und die Frage, welche Familien diesen Zuschuss dann tatsächlich erhalten sollten.
Erste Tariferhöhung seit zehn Jahren
In der Bürgerversammlung hob der Bürgermeister noch einmal die Vorzüge des MVV-Tickets hervor. So brauchten Reisende im Verbundgebiet dann nur noch ein Ticket für die gesamte Reise und alle Verkehrsmittel. Zudem werde die Taktung der Stadtbuslinien und die Anbindung an die Bahn verbessert. Die Einzelfahrt im Kurzstreckentarif verteure sich von derzeit einem Euro auf 1,90 Euro oder mit der Streifenkarte auf 1,70 Euro. Eine einfache Fahrt nach Rosenheim oder Bad Aibling koste künftig 3,90 Euro oder 3,40 Euro (mit zwei Streifen). Kloo betonte: „Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir die Tarife seit Einführung des Stadtbusses vor zehn Jahren nicht erhöht haben.“ Günstiger würden die Tarife im MVV vor allem auf längeren Strecken. So koste eine Tageskarte über Holzkirchen nach München ab 10. Dezember beispielsweise 16,80 Euro.
Bürgermeister kritisiert fehlenden Sozialpass
Gleichzeitig kritisierte der Bürgermeister, dass es im Landkreis Rosenheim noch immer keinen Sozialpass gebe. „Die Kreisverwaltung hat die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt“, mahnte er an, denn: „Mit dem Sozialpass könnten viele Menschen in den Genuss des MVV-Sozialtickets – der IsarCard S – kommen.“ Bezugsberechtigt wären Menschen, die Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung im Alter, eine Erwerbsminderungsrente, Arbeitslosengeld oder Bürgergeld beziehen, ebenso junge Menschen, die einen Bundesfreiwilligendienst, ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr leisten und auch Asylbewerber.
Schülerticket soll „einigermaßen vernünftigen Preis“ haben
Mit dem MVV-Schülerticket, so betonte der Bürgermeister noch einmal die Vorzüge des neuen Tarifverbundes, könnten Kinder und Jugendliche künftig für einen Euro pro Tag im gesamten MVV-Gebiet reisen. „Uns ist natürlich klar, dass das für junge Erwachsene sehr interessant ist, aber für Grundschüler noch nicht in Frage kommt“, räumte Kloo ein: „Deshalb möchten wir, dass auch die Kinder mit einem Schulweg unter zwei Kilometern das Schülerticket für ein einigermaßen vernünftiges Geld bekommen.“ Ziel sei es auch, den Anstieg der Elterntaxis zu vermeiden, denn: „Wir müssen alle Möglichkeiten nutzen, um den Individualverkehr zu senken.“