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Kolbermoorer Schulleiterinnen äußern sich

„Auf dem Rücken der Schüler ausgetragen“ – Wie die Pisa-Offensive an Grundschulen ankommt

Die Pisa-Offensive kommt an Kolbermoors Grundschulen nur bedingt gut an.
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Die Pisa-Offensive kommt an Kolbermoors Grundschulen nur bedingt gut an.

Mehr Stunden für Deutsch und Mathe, weniger für Musik, Kunst und Englisch. Mit dieser Strategie für das kommende Schuljahr hat sich das Kultusministerium nicht nur Freunde gemacht. Deutliche Worte kommen aus Kolbermoors Grundschulen.

Kolbermoor – Die Pisa-Offensive des Kultusministeriums birgt weiter Diskussionsstoff und sorgt auch in Kolbermoor nicht nur für Begeisterung. Damit Grundschüler in Bayern künftig besser in Deutsch und Mathe abschneiden, sollen Unterrichtsstunden in den Fächern Kunst, Musik und Englisch ab dem kommenden Schuljahr gekürzt werden. An welcher Stelle dabei genau gekürzt wird, sollen die Schulen selbst entscheiden können. Dafür will Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) den Schulen einen „Rahmen der Flexibilisierungsmöglichkeiten“ an die Hand geben. Stunden im Religions- und Ethik-Unterricht sollen dagegen, nach einem Machtwort des Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), nicht gestrichen werden.

Doch wie kommt diese Strategie bei den Grundschulen in Kolbermoor an? Auf OVB-Nachfrage teilt Carola Vodermaier, Rektorin der Adolf-Rasp-Grunschule Kolbermoor, mit, dass sie die Maßnahme für den falschen Ansatz hält. „Das Ganze wird dadurch auf dem Rücken der Kinder ausgetragen“, sagt die Schulleiterin. Demnach seien etwa musische Fächer „sehr sehr wichtig“, gerade was die Bildung ausländischer Kinder ohne größere Deutschkenntnisse betrifft. Diese würden beispielsweise durch das Singen von Liedern immens beim Lernen der deutschen Sprache unterstützt. Die Idee, jetzt Musikstunden zugunsten besserer Deutschkenntnisse zu streichen, gehe ihrer Meinung nach nach hinten los.

Vodermaier: „Willkommen in der Wirklichkeit“

Derzeit befindet sich Vodermaier in vielen Gesprächen, um das nächste Schuljahr hinsichtlich der veränderten Stundenkonstellation zu organisieren. Denn so flexibel, wie die neue Maßnahme dargestellt worden sei, so weit sei sie von der Realität entfernt, bemängelt Vodermaier. „Jetzt werden die Stundenpläne gemacht, jetzt müssen wir planen, wie viele Lehrer wir brauchen.“ Zu der Idee, man könne unter dem Schuljahr problemlos switchen und die Stundenkürzungen je nach Bedarf unter den möglichen Fächern tauschen, sagt sie in Richtung Politik: „Willkommen in der Wirklichkeit.“ Auch die Möglichkeit, Fächer epochenweise zu unterrichten – beispielsweise im ersten Halbjahr Kunst, im zweiten Musik –, sei im Schulalltag, auch was die Fachlehrerbesetzung angeht, schwer zu realisieren.

Nun führt Vodermaier viele Gespräche, auch mit anderen Schulleitungen, und hofft, die beste Lösung für die Kinder zu finden. Denn klar sei: „Eigentlich wollen wir in keinem Fach Stunden kürzen.“ Während die Kinder etwa im Englischunterricht mittlerweile viele Wörter von zu Hause schon kennen und ihnen das Fach großen Spaß bereitet, seien auch Handarbeit und Werken extrem wichtig, etwa für die motorische Entwicklung. Ganz zu schweigen vom Fach Musik, das nicht nur das Taktgefühl der Schüler maßgeblich beeinflussen könne. Die Rektorin befürchtet jedoch, auch wenn noch nichts beschlossen sei, dass letztlich das Stundenkontingent im Musikunterricht unter der neuen Regelung leiden wird.

Rektorin spricht von „großem Bedauern“

Vodermaier selbst glaubt jedenfalls nicht daran, dass der Vorstoß des Kultusministeriums dazu führen wird, dass man künftig besser in Pisa-Studien abschneiden wird. Dafür, sagt sie, seien in ihren Augen andere Maßnahmen besser geeignet, etwa dass der Deutschunterricht doppelt besetzt werde, man dadurch Kinder individueller fördern könnte. „Mein Wunschdenken geht sowieso eher in die Richtung zu mehr Öffnung“, sagt sie. Weg vom starren Denken in einzelnen Fächern. Doch nun versuche sie mit ihrem Kollegium das Beste aus der neuen Konstellation für ihre Schüler herauszuholen.

Das hat auch Christa Wagner, Rektorin der Mangfallschule Kolbermoor, vor. Zum jetzigen Stand könne sie jedoch noch nicht viel sagen, erklärte sie gegenüber dem OVB. Man habe die Informationen für das neue Schuljahr erst sei kurzer Zeit vorliegen und tausche sich jetzt im Kollegium über die Möglichkeiten, die man als Schule hat, vertieft aus. „Wir müssen jetzt einfach erstmal überlegen, wie wir das bestmöglich umsetzen können“, so Wagner.

Sie stellt jedoch auch klar, dass seitens der Lehrerschaft ein „großes Bedauern“ vorherrsche, was die Streichung von Unterrichtsstunden in musischen Fächern oder in Englisch angeht. „Dass wir das schade finden, haben die Berufsverbände ja auch bereits kundgetan“, sagt die Rektorin. Auf der anderen Seite sehe sie aber auch die Notwendigkeit, dass die Kinder besser in Deutsch abschneiden müssten.

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