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Tipps vom Gartenbau-Fachmann

„Hilfe, mein Garten hat Stress!“ So grünt und blüht es auch bei Dürre oder Starkregen

Eine rosa blühende Bauernhortensie, in einem kleinen Bild Kreisfachberater Daniel Richter
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Bauernhortensien sind in unseren Gärten gerne gesehen. Aber laut Kreisfachberater Daniel Richter fehl am Platz: Sie lieben saure Böden, die es in und um Rosenheim nicht gibt.

Die Brombeere macht ihre Nachbarn platt, die Heidelbeere mag den Boden nicht, aber die Teppich-Golderdbeere, die putzt den heimischen Garten ungemein. Mulchmeere sind Quatsch und der Lavendel verträgt sich nicht mit der Rose. Und wie überstehen heimische Gärten Trockenperioden? Daniel Richter verrät es.

Stephanskirchen – Lange Wärmeperioden mit minimalem Niederschlag, dann wieder unglaubliche Wassermengen in kürzester Zeit. In den vergangenen Jahren sahen die Sommer auch in unserer Region durchaus so aus. Das trieb und treibt nicht nur Landwirte an den Rand der Verzweiflung. Auch Gartenliebhaber haben Probleme mit ihren grünen Paradiesen. Daniel Richter geht in seine zweite Saison als Fachberater für Gartenbau des Landkreises. Er weiß, warum das so ist. Und er weiß, wie es dem Garten besser geht.

Wachsende Herausforderungen für Pflanzen

Richter spricht von „wachsenden Herausforderungen für Pflanzen“. Mit den immer häufigeren Trockenphasen kommen vor allem Flachwurzler, aber auch andere Pflanzen, die auf regelmäßige Wasserversorgung angewiesen sind, nicht gut zurecht. Auch maritime Pflanzen wie Heckenrosen oder Sanddorn haben im Voralpenland laut Richter mit dem Wetter massive Probleme. Schädlinge wie Buchsbaumzünsler, Eichenprozessionsspinner oder asiatischer Moschusbockkäfer hingegen fühlen sich richtig wohl.

Viele Probleme im Garten sind nach Richters Ansicht hausgemacht. Weil zu oft gepflanzt wird, was gefällt, nicht was gedeiht. „Rhododendron oder Bauernhortensie wachsen hier nicht einfach so. Da muss man immer Arbeit investieren, damit der Boden sauer genug ist für diese Pflanzen“, erklärt er den Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins Stephanskirchen. Einige Gartler hören das sichtlich ungern, der gedankliche Abschied von der beliebten Bauernhortensie fällt schwer. Richter schmunzelt. Er kennt das.

Erst eine Trockenphase, dann ein Unwetter – und das Wasser läuft ungenutzt ab, der ausgetrocknete Boden kann es nicht aufnehmen. Hat jeder Gartenbesitzer schon erlebt. Ziel muss es sein, so Richter, der in Weihenstephan Gartenbau studierte, dass der Boden gut und deckend bewachsen ist. „Mulchmeere mit einem Büschel Gras hier und einem Lavendel dort sind Quatsch.“

Zisterne oder Wassertonne in den Garten

Was also tun? Richter rät zu wasserdurchlässigen Baumaterialien, warnt vor zu viel Bodenversiegelung. Regenwasser sollte in Zisternen oder Fässer aufgefangen und zum Gießen des Gartens benutzt werden. Außerdem seien regelmäßige Kompostgaben für eine gute Humusbildung wichtig. Er empfiehlt eine natürliche Verschattung durch geeignete Bäume und hält einen Verzicht auf spätfrostgefährdete Pflanzen für sinnvoll. Und die länger werdenden Trockenperioden nicht vergessen. „Der Kirschlorbeer erfriert bei uns nicht, der vertrocknet“, sagt er ganz klar.

Mehr als nur Sonne und Schatten

„Erst den Standort anschauen, dann im Gartencenter einkaufen“, rät Richter. Er meint damit nicht nur Sonne und Schatten, sondern auch die Bodenbeschaffenheit, den Temperaturverlauf im Garten und die Konkurrenz. Denn es gibt Pflanzen, die ihre Nachbarn schlicht und einfach erdrücken. Brombeeren und Brennnesseln gehören dazu, aber auch der Topinambur, eine Sonnenblumenart. Da müsse der Hobbygärtner schon aufpassen, was er nebeneinander pflanzt. Denn der Pflanzenbestand sollte pflegeleicht sein, ohne größere Eingriffe wachsen und sich erhalten.

Es gibt Pflanzen, die Standorte mit häufigen Störungen lieben, berichtet Richter. Weiden, Waldkiefern, Klatschmohn, Kornblumen, Akelei und Verbene gehören dazu. Deren Saaten können Jahrzehnte im Boden überleben und kommen unter passenden Umständen schnell wieder ans Licht. „Sie sind Vagabunden im Garten, nutzen jede Lücke.“

Dem Hauswurz ist Regenmangel wurscht

Und dann gibt es Stress-Strategen – dazu gehören die meisten Knollen- und Zwiebelgewächse – die eine eher niedrige Reproduktionsrate haben und langsam wachsen. Oder die sich gut angepasst haben. Der Hauswurz saugt sich bei Gelegenheit voll, „und wenn es dann drei Wochen nicht regnete, ist es ihm wurscht“, so Richter. Der Lavendel braucht nicht viel Wasser, verdunstet auch kaum Flüssigkeit. Auch wenn er sich im Rosenbeet noch so malerisch macht, „da gehört er nicht hin, da wird er nicht alt, weil er gar nicht weiß, wohin mit dem vielen Wasser.“

Was rät Richter Hobbygärtnern? Einheimische Pflanzen zu bevorzugen, weil die nicht nur an die Eigenheiten der Region besser angepasst sind als Exoten, sondern weil auch die Insekten darauf angewiesen sind. Raupen zum Beispiel seien sehr oft hoch spezialisiert, kommen nur auf wenigen Pflanzen klar. Felsenbirne, Berberitze, Feuerdorn, Perückenstrauch und Blasenspieren, Schaf- und Goldgarben mit ihrer langen Blütezeit, Lavendel, etliche Astern-Arten, Disteln, Storchschnäbel, viele Gräser, verschiedene Anemonen-Arten, Elfenblumen, Nieswurzen und Christrosen sowie Teppich-Golderdbeeren passen nach Richters Erfahrung gut in hiesige Gärten. Und während das eine Gras, der eine Storchschnabel die Sonne liebt, bevorzugt eine andere Variante ein schattiges Plätzchen.

Pflanzungen sind dynamische Systeme, sagt Richter, deren Artenzusammensetzung sich im Laufe der Zeit verändern kann. Eine arten- und abwechslungsreiche Pflanzenauswahl schaffe stabilere Systeme, da dadurch der Verlust einzelner Arten an Bedeutung verliert. Und: „Warum sollte eine Pflanze tiefere Wurzeln bilden, wenn sie ständig an der Basis Wasser kriegt? Man muss Pflanzen auch mal stressen. “

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