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Hilfe bei schwierigen Problemen

Streit, Schulstress, Scheidung: Wie Stephanie Steurer den Schloßberger Grundschülern hilft

Sozialpädagogin Stephanie Steurer und ihr „kleines Wir“ übernehmen seit Mai 2024 die jugendsozialarbeit an der Grundschule Schloßberg.
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Sozialpädagogin Stephanie Steurer und ihr „kleines Wir“ übernehmen seit Mai 2024 die Jugendsozialarbeit an der Grundschule Schloßberg.

Helfende Hand für Kinder und Eltern: Stephanie Steurer ist Sozialpädagogin und arbeitet seit Mai 2024 als „Jugendsozialarbeiterin an Schulen“ (JaS) an der Stephanskirchener Grundschule in Schloßberg. Welche Sorgen die Kinder plagen und wie ein grünes Plüschtier dabei helfen kann.

Stephanskirchen – „Man muss hinschauen“, sagt Stephanie Steurer. Am besten möglichst früh. Denn junge Menschen, die sozial oder auf andere Weise benachteiligt sind, brauchen besondere Förderung. Um Schülern und Eltern Unterstützung zu bieten, wenn es mal nicht so gut läuft, gibt es an der Grundschule Schloßberg nun auch eine „Jugendsozialarbeiterin an Schulen“ (JaS). Seit Mai 2024 ist die 49-Jährige an der Schule tätig. Im vergangenen Jahr wurde die Stelle geschaffen und im Oktober 2023 erstmals besetzt.

Probleme der Kinder sehr vielschichtig

„Wo Menschen sind, da menschelt es“, sagt Stephanie Steurer. Da setzt sie an. Denn ihre Aufgabe ist es, den Schülern eine Stütze zu sein und gegebenenfalls das entsprechende Hilfsangebot zu vermitteln. Egal, ob bei Problemen mit Mitschülern oder Lehrern, psychischer Belastung oder Schwierigkeiten zu Hause oder mit sich selbst. Die Sozialpädagogin hat für die Grundschüler stets ein offenes Ohr. Denn: „Ich stelle keine Diagnosen. Ich höre zu.“ Alles vertraulich und freiwillig.

Die Probleme können sehr vielschichtig sein: Kleinere Streitereien unter Kindern oder aber Konflikte in der Klassengemeinschaft. All das kann belastend sein. Das Kind ändert sein Verhalten, wird ruhiger oder lauter. „Ich versuche es da abzuholen, wo es gerade steht.“ Gemeinsam spielen sie zum Kennenlernen Spiele oder vergraben „Edelsteine“ in kinetischem Sand – ein spezieller Spielsand, der weich, formbar und nicht klebrig ist. „So kommen wir in Kontakt“, sagt Steurer, und schaffen eine gute und vertrauensvolle Basis.

Für die Arbeit an der Grundschule braucht es einen „speziellen Blick“, um mit den Kindern zu arbeiten. Die Bedürfnisse und der Entwicklungsstand seien anders als bei Jugendlichen, erklärt Steurer. Deswegen greift sie gerne auf die Hilfe des „kleinen Wir“ zurück. Nach dem Vorbild der Figur aus einem bekannten Kinderbuch hat die Sozialpädagogin eine Handpuppe genäht. Das quietschgrüne Plüschtier hat ein flauschiges Fell, eine große rote Nase und Blümchen-Antennen auf dem Kopf. Gemeinsam werden dann beispielsweise Lösungen für das individuelle Problem erarbeitet und nach einem Weg gesucht, der dem Kind hilft.

Wer ist Stephanie Steurer?

Stephanie Steurer (49) ist Mutter von vier Kindern, seit 2003 in der Kinder- und Jugendhilfe tätig und arbeitet im schulischen Kontext bereits seit vielen Jahren. Die Diplom-Sozialpädagogin (FH) absolvierte die JaS-Zusatzqualifikation am Landesjugendamt für das entsprechende Arbeitsfeld. Als Jugendsozialarbeiterin an Schulen arbeitet sie als Mitarbeiterin für den Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rosenheim-Miesbach, dem die Trägerschaft der JaS an der Schloßberger Grundschule obliegt.

37 Kinder nehmen das Angebot wahr

Über ihre Arbeit führt die Sozialpädagogin eine Jahresstatistik. Diese zeigt: Von Januar bis Oktober 2024 nahmen 37 Kinder an der Schloßberger Grundschule die Betreuung der JaS in Anspruch. Davon 18 Kinder der 1. Klasse und zehn der 2. Klasse. Aus der 3. Klasse waren es vier Kinder, aus der 4. Klasse kamen fünf Kinder. 26 Jungen und elf Mädchen. In diesem Jahr seien es mehr Jungs gewesen als Mädchen. Pauschalisieren lasse es sich aber nicht. Die Erfahrung zeige, dass es im nächsten Jahr ganz anders aussehen könne.

„Die Kinder kennen mich inzwischen.“ Aber auch immer mehr Eltern kämen auf sie zu. Ein wesentlicher Teil der JaS ist auch Beratungsarbeit auf Elternseite. Beispielsweise familiäre Veränderungen, wie die Trennung der Eltern und die sich daraus ergebenden Folgen, haben großen Einfluss auf die Kinder und deren Schulalltag. Verlustängste können die Kinder in eine Krise stürzen. „Kinder suchen oft die Schuld bei sich.“ Deswegen können auch Eltern das Beratungsgespräch suchen. Dabei stehe immer das Kind im Fokus.

Gesellschaft und Probleme verändern sich

Generell hätten viele gesellschaftliche Veränderungen der vergangenen Jahre, seien es der Umgang mit Medien oder Ereignisse wie die Corona-Pandemie, dazu geführt, dass die Welt für Kinder komplexer wird, sagt Juliane Ascher, Rektorin der Grundschule Schloßberg. Neben dem Bildungsauftrag der Schule hilft diese den Kindern auch, sich in der heutigen Welt zurechtzufinden. „Die Unterstützung in diesen Prozessen durch eine JaS hilft da enorm.“ Und das Angebot werde sehr gut angenommen.

Aber auch Eltern neurodivergenter Kinder – also Kinder mit neurologischen Befunden wie zum Beispiel ADHS, Autismus, Legasthenie oder Dyskalkulie– können sich an die Sozialpädagogin wenden. „Im Kindergarten sind diese manchmal noch nicht so offensichtlich“, sagt Stephanie Steurer. Fallen diese in der Schule auf, sei wichtig, dass betroffene Kinder die richtige Unterstützung erhalten. Von Anfang an.

JaS: Freiwillige Leistung der Kommunen

Finanziert wird die Jugendsozialarbeit an Schulen zu einem Großteil von der Gemeinde Stephanskirchen. Laut Auskunft der Kämmerin Susanne Wittmann hat die Gemeinde für die Jugendsozialarbeit an der Grundschule Schloßberg sowie der Otfried-Preußler-Grund- und Mittelschule im Jahr 2024 rund 116.000 Euro ausgegeben, darin enthalten ist eine Förderung von rund 24.000 Euro. Der Zuschuss kommt vom Landkreis Rosenheim. „Die JaS ist ein freiwilliges Angebot der Gemeinde, für das wir gerne Geld ausgeben“, sagt Karl Mair, Bürgermeister von Stephanskirchen. Deswegen habe man bei der Einführung einer JaS am Schloßberg nicht gezögert. Auch an der Otfried-Preußler-Schule (OPS) arbeiten inzwischen an Grund- und Mittelschule drei Sozialpädagoginnen. „Seit 2020 an der Grundschule. Und seit Oktober 2024 verstärkt eine zweite JaS die Mittelschule“, so Mair.

„Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, zu einer Sozialpädagogin gehen zu können“, findet Stephanie Steurer. Deswegen sei sie froh, dass sich das Arbeitsfeld der Jugendsozialarbeit an Schulen in den vergangenen Jahren so stark entwickelt hat. Schule öffne sich immer mehr. Für Steurer eine positive Entwicklung. Denn die JaS dient der Prävention und Integration – erst für die Schule, später auch fürs Berufsleben. 

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