Karate-Weltmeister mit zweitem Standbein
Von Stephanskirchen nach Brasilien: Stefan Heilmaiers Fußballclub für Nachwuchstalente
Karateprofi Stefan Heilmaier aus Stephanskirchen hat dem Kampfsport den Rücken zugekehrt und einen Fußballverein für Nachwuchstalente in Brasilien ins Leben gerufen. Was genau dahinter steckt und wohin die Reise gehen soll:
Stephanskirchen - Mit der Karate-Weltmeisterschaft (WUMF) im September in London endete seine persönliche Kampfsport-Karriere.
„Ich war heuer zum letzten Mal aktiv dabei und werde künftig nur mehr als Schiedsrichter oder vielleicht Mitorganisator bei Wettkämpfen vertreten sein“, erzählt der 64-Jährige.
Vom Karate-Weltmeister zum Fußballclubbesitzer
Stand vor wenigen Jahren noch die Idee im Raum, eine Karate-Schule für Kinder und Jugendliche im Raum Rosenheim nach der Pandemie zu gründen, hat er sich nun voll und ganz dem Fußball verschrieben - quasi als sein zweites Steckenpferd.
Mit dem Fußballclub „Atlético Salvador“ hat er vor rund zwei Jahren einen Verein gegründet, der die jungen Nachwuchstalente Brasiliens von der Straße holen und ihnen eine Zukunft geben soll.
Das Ganze hat natürlich eine Vorgeschichte, die bereits über 20 Jahre zurückliegt. Mit einem ehemaligen Geschäftspartner und gemeinsamen Freund, der inzwischen verstorben ist, hat er damals am anderen Ende der Welt einen Amateurligafußballclub gekauft.
„Wir haben ihn bis in die erste Liga in Brasilien betreut, einige Pokale geholt. Es war der erste europäisch geführte Club - damals gab es noch keine ausländischen Beteiligungsgesellschaften.“
So führten die beiden den Verein mehrere Jahre lang erfolgreich, volljährige Jugendspieler vermittelten sie nach Europa und teilweise Japan, um sich zu refinanzieren. Die Erlöse wurden wieder in die Jugendarbeit des Vereins gesteckt.
Doch die Organisation von Deutschland aus nach Brasilien gestaltete sich schwierig, weswegen sie sich eines Tages entschlossen, den Club in brasilianische Hände abzugeben. Seitdem spielt der Verein in der Regional- oder Landesliga. Für Heilmaier standen 15 Jahre lang andere Themen im Mittelpunkt - darunter Karate-Wettkämpfe.
Nur bei Karate sollte es jedoch nicht bleiben. „Wir nahmen damals in Brasilien einen 18-Jährigen unter unsere Fittiche, der ist heute 40, von Beruf Sporttherapeut. Er kam vor wenigen Jahren mit derselben Idee auf mich zu, die wir damals hatten. Mit dem Unterschied, dass er es als Sozialprojekt für Kinder im Alter zwischen zehn und 17 Jahren etablieren möchte“, erzählt Heilmaier. Dabei sollen nämlich nicht nur die jungen Fußballer Brasiliens gefördert, sondern auch deren Familien unterstützt werden.
Brasilianische Fußballer in Oberbayern?
Gesagt, getan: Heilmaier stieg mit ein und so entstand vor zwei Jahren der mittlerweile 150-Mann starke Fußballclub. U12 und U14 spielen auf Bezirksliganiveau, U16 und U18 auf Regionalliganiveau.
„Wir bestreiten Pokalspiele, aber nicht im Ligabetrieb der Erwachsenen oder Senioren und wir zahlen auch keine Gehälter. Wir sehen uns als reine Sportschule mit Ligabetrieb und das kommt sehr gut an. Viele Vereine werden in Brasilien aufmerksam auf uns und wollen Spieler austauschen.“
Stichwort Austausch: Das Ziel ab dem kommenden Jahr ist laut Heilmaier, den ein oder anderen in Brasilien, vorrangig aber auch in Europa, zu transferieren und die Erlöse wiederum in den Verein zu stecken. Sein Wunsch wäre es, dass brasilianische Fußballer auch einmal in Oberbayern auflaufen und umgekehrt - ähnlich einer Städtepartnerschaft.
Austausch über Landesgrenzen hinaus
Aktuell seien sie auf der Suche nach Kooperationspartnern in Europa: „Gerade laufen Verhandlungen mit einem Zweitligisten in Österreich und einem Erstligisten aus Deutschland. Wir streben eine Kooperation auf sportlicher Basis an, bilden gemeinsam Spieler aus und geben ihnen die Möglichkeit, an Camps und Freundschaftsspielen über die Landesgrenzen hinaus teilzunehmen.“
„Wo wir am Ende landen, kann ich nicht sagen“, so Heilmaier abschließend. „Fakt ist: Es bereitet mir eine wahnsinnige Freude und macht einfach Spaß, die Entwicklung der jungen Fußballer zu beobachten und die Spiele im Livestream zu verfolgen - ich kann ja nicht immer nach Brasilien fliegen.“ (mb)
