Projekt in Kolbermoors Norden
Weg vom Öl: So soll ein neues „Quartierskonzept“ Kolbermoorer Bürgern bei der Energiewende helfen
Für den Kolbermoorer Norden wird jetzt ein energetisches Quartierskonzept erarbeitet. Die Stadt nimmt 50.000 Euro in die Hand, um den Bürgern zu zeigen, wie sie von Ölheizungen auf erneuerbare Energien umsteigen könnten.
Kolbermoor – Die Stadt Kolbermoor will bis ins Jahr 2035 ihren gesamten Strom aus regionalen erneuerbaren Energien gewinnen und die CO2-Emmissionen um 45 Prozent reduzieren. Diese Ziele wurden in „Bürgerwerkstätten“ erarbeitet und 2015 im integrierten Klimaschutzkonzept definiert.
„Durch die Corona-Pandemie sind Bürgerprojekte wie die Gründung eines Energiewendevereins oder der Energiestammtisch zum Erliegen gekommen“, bedauert Martin Roith, Klimaschutzmanager der Stadt Kolbermoor. Doch jetzt sollen die Bürger wieder aktiv ins Boot geholt werden.
Synergie-Festival am 24. September
Beispielsweise durch das Synergie-Festival am 24. September, das den positiven Beitrag beleuchten will, den jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann und Lust auf einen transformierten, zukunftsfähigen Lebensstil machen will.
Zudem soll auf Beschluss des Stadtrates jetzt ein energetisches Quartierskonzept für den Kolbermoorer Norden erarbeitet werden. In den Ein- und Mehrfamilienhäusern in der alten und neuen Siedlung gibt es circa 500 Wohneinheiten. Nach einer Analyse der Kolbermoorer Verwaltung liegt der Wärmeverbrauch in diesem Siedlungsbereichen bei 15.000 Megawattstunden pro Jahr. „Das entspricht etwa zehn Prozent des Wärmebedarfs der privaten Haushalte in Kolbermoor“, erläutert Roith.
Der Wärmebedarf wird in den Siedlungen aktuell vor allem mit Ölheizungen gedeckt. In der derzeitigen Energiekrise gibt Öl (anders als Gas) den Menschen zwar eine gewisse Versorgungssicherheit, trotzdem hat sich sein Preis mehr als verdoppelt. Hinzu kommt: Will die Stadt ihre Klimaziele erreichen, müssen auch diese Ölheizungen in den nächsten Jahren umgestellt werden.
„Es gab in diesem Quartier schon private Initiativen für die Umstellung auf erneuerbare Energien“, weiß Roith. „Die wollen wir jetzt wieder aktivieren.“ Als alternative dezentrale Technologien stünden beispielsweise Wärmepumpen und Holz zur Verfügung. Als netzgebundene Ansätze wären kalte oder warme Wärmenetze denkbar.
Genau hier soll das Quartierskonzept ansetzen. „Es betrachtet städtebauliche, ökologische, ökonomische sowie soziale Aspekte und zeigt Möglichkeiten auf, welche Maßnahmen kurz-, mittel- und langfristig die CO2-Emmissionen reduzieren könnten“, erklärt Roith. Dabei könnten auch neue Nutzungskonzepte für Bestandsgebäude oder Themen wie Mobilität oder grüne Infrastruktur aufgegriffen werden.
Quartierskonzepte seien Planungshilfe und Entscheidungsgrundlage für private und kommunale Investitionen. Ihre Umsetzung könnte durch einen Sanierungsmanager begleitet werden, erläuterte der Klimaschutzmanager.
Christian Demmel (AfD) fragte nach Fördermodellen. Zudem wollte er wissen, welche Kosten auf die Bürger zukommen, denn: „Dort leben vor allem ältere Menschen.“
„Das ist genau der Sinn des Konzeptes: Es soll den Bürgern erklären, wie sie ihr Haus energetisch sanieren können, welche Energieversorgung sich anbieten würde und welche Kosten auf sie zukommen könnten“, betonte Bürgermeister Peter Kloo (SPD). Jetzt gehe es darum, Fakten zu sammeln und zu analysieren, um eine genaue Datenbasis zu haben. Dann könne man mit den Hausbesitzern über Möglichkeiten der Umsetzung sprechen.
„Ich freue mich, dass die Stadt das in die Hand nimmt und bin gespannt auf die Analysen“, begrüßte Andrea Rosner (Grüne) das Projekt. Auch Leonhard Sedlbauer (CSU) bewertete es als „sinnvoll, sich auf den Weg zu machen“.
Wärmebedarfskarte wird erarbeitet
Wie Dagmar Levin-Feltz (SPD) befürwortete auch er den Vorschlag des Klimaschutzmanagers, neben der neuen und alten Siedlung auch die Filzenstraße mit einzubinden. „Eine Vergrößerung des Untersuchungsgebietes kann sinnvoll sein, um zusätzliche Wärmequellen oder Wärmesenken einzubinden“, erläuterte Roith. Derzeit werde eine detaillierte Wärmebedarfskarte erstellt, auf deren Grundlage dann die konkreten Quartiergrenzen festgelegt werden sollen.
Die Kosten für das energetische Quartierskonzept liegen bei etwa 50.000 Euro. Sie sind mit 75 Prozent von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) förderfähig. Der Stadtrat brachte die Konzepterstellung mit einem einstimmigen Beschluss auf den Weg.