Digitalministerin trifft Kolbermoorer Firma TechDivision
Mit Virtual-Reality-Brille online einkaufen? Woran Kolbermoorer IT-Spezialisten zurzeit arbeiten
Wie „Augmented Reality“ die Vertriebswege des Mittelstandes effektiver gestalten kann, erforschen die IT-Experten von TechDivision Kolbermoor. Jetzt zeigte Geschäftsführer Stefan Willkommer der bayerischen Digitalministerin, wie man mit einer VR-Brille online einkauft.
Kolbermoor – Zu einem informativen Treffen weilte Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) jetzt bei der Kolbermoorer Firma TechDivision. Diese wurde erst kürzlich als bester Arbeitgeber im Bereich Internet und Multimedia ausgezeichnet. Im Mittelpunkt des Erfahrungsaustausches stand aber vor allem die Optimierung der Vertriebswege im Mittelstand durch Digitalisierung.
„Laptop und Lederhose“ – ein Begriff, 1998 erfunden vom ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, daraufhin zum Slogan gemacht von Edmund Stoiber, dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten. Bis heute steht er für Bayerns Anstrengungen, bei der technischen Entwicklung ganz vorn mit dabei zu sein, auch wenn die Bemühungen heute eher unter dem Begriff „Hightech-Agenda“ zusammenfasst werden.
Auszeichnung als bester Arbeitgeber
Nach wie vor gilt: Wesentlich vorangetrieben wird dieses Bemühen nicht allein vom Staat, sondern vor allem von einzelnen Betrieben – meist in enger Zusammenarbeit mit Universitäten und technischen Hochschulen. Beispielhaft ist dafür die Region um Rosenheim. Deshalb war Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach zu Besuch beim digitalen Dienstleister TechDivison in Kolbermoor. Eine Firma, die seit ihrer Gründung im Jahr 2006 jährliche Wachstumsraten von 30 Prozent aufweist und unlängst von der Verlagsgruppe „Die Zeit“ und dem Bewertungsportal „Kununo“ zum besten Arbeitgeber im Bereich Internet und Multimedia ausgezeichnet worden war.
Teilnehmer des Informationstreffens mit der Ministerin war auch Professor Heinrich Köster, Präsident der Technischen Hochschule Rosenheim, denn es ist nicht zuletzt das enge Zusammenspiel zwischen Hochschule und Wirtschaft, das den digitalen Fortschritt von der Theorie immer mehr zu einer Realität des Mittelstandes werden lässt.
„E-commerce“ am neuen Campus der Hochschule in Traunstein
Derzeit baut die Hochschule in Traunstein einen neuen Campus auf, der im nächsten Semester mit einem ersten Studiengang „E-commerce“ starten wird. Wie Professor Köster der Ministerin erläuterte, gehe es darum, junge Menschen auszubilden, die wirtschaftliche und digitale Kompetenz besitzen. Einerseits sollen sie lernen, die Bedürfnisse der zukünftigen Kunden zu erkennen und andererseits „die Denke“ und Sprache der Software-Entwickler verstehen. Der Studiengang, so Köster, sei schon vor seinem Start ein Erfolgsmodell: Über 200 Bewerbungen habe es für die etwa 30 Plätze gegeben, etwa die Hälfte davon Frauen und die Hälfte aus dem Ausland. Gerade die Nachfrage aus dem Ausland sei für die Hochschule wichtig, denn allein aus Deutschland heraus werde der Bedarf an entsprechenden Fachkräften in Zukunft nicht zu decken sein. Die Hoffnung dabei: Dass ein bedeutender Anteil der Absolventen nach der Ausbildung in der Region, zumindest aber in Deutschland bleibt.
Ein Arbeitsfeld werden die jungen Menschen dann zum Beispiel auch bei TechDivision in Kolbermoor finden. Dort bemühen sich Experten darum, den Mittelstand durch maßgeschneiderte Lösungen bei der digitalen Umstellung seiner Vertriebswege zu unterstützen. CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, ebenfalls Gast des Informationstreffens, sah ein praktisches Beispiel: „So kann jemand, der in ein örtliches Geschäft geht, einen Sportschuh möchte, diesen aber nicht in der passenden Größe findet, ihn ebenso schnell geliefert bekommen, als wenn er ihn über ein Internetversandhaus bestellt hätte. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass er vor Ort einkauft und auch fundierte Beratung erhält.“
Wer diesen Bestellvorgang als simpel oder technisch banal erachte, mache einen Fehler, der bei den Unternehmern noch weit verbreitet sei, betonte Stefan Willkommer, der mit seinem Bruder Josef die Firma TechDivision gründete: „Die Abwicklung ist anspruchsvoll, setzt zum Beispiel eine enge digitale Vernetzung zwischen dem Einzelhandel und den Großhändlern sowie deren Lagern voraus.“ Das sei eine Komplexität, die der Mittelstand allein, ohne fundierte Beratung und Unterstützung durch IT-Sepzialisten nicht bewältigen könne. Noch mehr Know-how werde benötigt, wenn es zur Kür bei der Kundenberatung gehe.
Hoffnung auf neue Förderprogramme
Der Digitalministerin wurde ein Szenario vorgeführt: Ein Kunde hatte zwar mehrmals ein Objekt – zum Beispiel ein hochwertiges Möbelstück – übers Internet konfiguriert, aber es kam dennoch nicht zur Bestellung. „In solch einem Fall könnte der Außendienst aktiv werden und den Kunden über eine VR-Brille und Augmented Reality vor Augen führen, wie und in welcher Variante sich das Möbelstück in seine heimische Umgebung einfügen würde“, erläuterte Willkommer.
So könne der Außendienst effizienter eingesetzt werden. „Wirtschaft und Hochschule tragen in Eigeninitiative viel zur Umsetzung der Hightech-Agenda in der Region bei“, so Hochschulpräsident Köster nach der Veranstaltung. Er hoffe deshalb, dass die Digitalministerin aus dem Termin auch Anregungen mitgenommen habe, wo der Freistaat beispielsweise Fördermittel effektiv einsetzen könne.
