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Kaderschmiede ist 20 Jahre jung

„Spiel, Satz und Sieg“: Was Jugendliche an der Kolbermoorer Feuerwehr fasziniert

Der ganze Stolz der Kolbermoorer Feuerwehr ist ihre Jugendfeuerwehr. Das Team von derzeit 29 Jugendlichen wird von Nina Schrank (oben, von links), Stefan Schrank und Alexander Winkelhaus geleitet.
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Der ganze Stolz der Kolbermoorer Feuerwehr ist ihre Jugendfeuerwehr. Das Team von derzeit 29 jungen Männern und Frauen wird von Nina Schrank (oben, von links), Stefan Schrank und Alexander Winkelhaus geleitet.

Die Ausbildung dauert Jahre. Jeder Einsatz birgt Gefahren. Und doch geht von der Feuerwehr eine unbeschreibliche Faszination aus. Was junge Kolbermoorer seit 20 Jahren dazu bewegt, sich ein gefährliches Ehrenamt „aufzubürden“.

Kolbermoor – „Spiel, Satz und Sieg“, fasst Jürgen Schlarb die Erfolgsgeschichte der Kolbermoorer Jugendfeuerwehr zusammen. „Wir haben alles richtig gemacht. Die Begeisterung und Kameradschaft unserer Truppe ist auf die Jugend übergesprungen.“

Vor 20 Jahren wurde der Grundstein für diese Erfolgsgeschichte gelegt. „Viele Jugendliche scharrten damals mit den Füßen und wollten unbedingt zur Feuerwehr“, erinnert sich Schlarb an die Entscheidung des damaligen Kommandanten Richard Schrank, diesem Warten ein Ende zu setzen. Heute ist es sein Name, der sich durch alle Generationen der Wehr fortpflanzt. „Meine Mama hat sauviele Ausbildungen und die rote Zugführer-Jacke“, sagt Enkel Marinus voller Stolz.

Ein Foto aus dem Gründungsjahr 2003: (von rechts) der damalige Kommandant Richard Schrank und sein Stellvertreter Hubert Schmid mit Kameraden der Kolbermoorer Jugendfeuerwehr.

2003 war seine Mama – Nina Schrank – gerade 14 Jahre alt und Gründungsmitglied der neuen Jugendfeuerwehr. 20 Jahre und „sauviele“ Ausbildungen später ist sie als Atemschutzgeräteträgerin immer an vorderster „Einsatzfront“, bereits im Rang einer Oberlöschmeisterin und die „Chefin“ der Jugendfeuerwehr. Auch ihre Tochter Aliya (14) gehört zum Team der Jugendfeuerwehr. Sohn Marinus (7) bereitet sich bei der Pullacher Kinderfeuerwehr mit viel Geduld auf seinen „Einsatz“ vor. Ihn begeistert vor allem der Rüstwagen mit all seinen Werkzeugen und Gerätschaften. Und auch die jüngste Tochter Janina (5) steht schon in den Startlöchern, ist vor allem von der Drehleiter begeistert.

Im Jahr 2003 wurde die Kolbermoorer Jugendfeuerwehr gegründet und nahm im Herbst schon am Kreisjugendfeuerwehrtag in Heufeld teil. Mit dabei war auch Nina Schrank (unter dem Sonnenschirm).

Familiengeschichten wie die der Schranks sind typisch für die Kolbermoorer Wehr und verbinden sich unter anderem auch mit den Namen Draxinger oder Paukert. „Die Faszination für die Feuerwehr hat man einfach im Blut, das kann man nicht erklären“, sagt Jugendleiterin Nina Schrank. „Und so rücken Söhne, Töchter und Geschwister vieler Kameraden nach“, beschreibt Jürgen Schlarb, der vor 20 Jahren gemeinsam mit Stefan Klimke und Wolfgang Müller die Ausbildung des Nachwuchses übernahm.

Eine der größten Jugendfeuerwehren im Landkreis

Heute gehören 29 Jugendliche zur Kolbermoorer Jugendfeuerwehr. „Es ist eine der stärksten im Landkreis Rosenheim“, ist Kommandant Armin Hörl stolz auf den Erfolg, in einer Stadt mit vielen Freizeitangeboten die Jugend ausgerechnet für die Feuerwehr begeistern zu können. Doch es sind nicht nur die Familien, die die Zukunft der Wehr sichern. Auch bei Veranstaltungen wie Tagen der offenen Tür, Weinfesten oder der Langen Nacht der Feuerwehr verstehen es die Kolbermoorer Kameraden, ihre eigene Faszination für das Ehrenamt überspringen zu lassen.

„Ich war oft hier, bin mit dem 40er und 43er herumgefahren, dann habe ich die Chance schließlich ergriffen“, beschreibt Leonie (13) ihren Einstieg über Rundfahrten mit den Löschgruppenfahrzeugen. Kilian (14) war elf Jahre alt, als er von einem Übungsabend so begeistert war, dass er ungeduldig darauf wartete, mit zwölf Jahren endlich auch selbst mitmachen zu dürfen.

Ausbildung schärft den Blick

Der ehrenamtliche Dienst bei der Wehr hat die Jugendlichen verändert. Nicht nur bei der Berufswahl, die für Leonie ins Handwerk, für Aliya zum Rettungsdienst und für Marinus zu THW oder Feuerwehr führen soll. „Ich habe große Hochachtung vor dem bekommen, was die Kameraden im Einsatz leisten“, sagt Leonie. Mit der Ausbildung einmal pro Woche hat sich ihr Bewusstsein geschärft. Sie lernen Knoten und Stiche, bauen Wasserversorgungen auf, erkunden Geräte und Fahrzeuge, absolvieren vor dem aktiven Dienst eine modulare Truppausbildung mit anspruchsvollen Prüfungen. „Das hier ist keine Krabbelgruppe, sondern ernsthafte Ausbildung mit Action“, macht Schlarb klar: „Und die Jungen sind so ehrgeizig, dass sie mit 18 Jahren alle Ausbildungen absolviert haben wollen, damit sie endlich zum aktiven Dienst können.“

Ein gesunder Wechsel aus ernsthafter Ausbildung und fröhlicher Gemeinschaft ist wichtig. Während die Jugendlichen einerseits das Retten von verschütteten Personen lernen (links), dürfen sie andererseits auch ihren Gaudi mit Jürgen Schlarb haben (rechts), dem ersten Leiter der Kolbermoorer Jugendfeuerwehr.

„Welche Bedeutung der ehrenamtliche Dienst bei der Feuerwehr fürs Gemeinwohl hat, begreift man aber erst, wenn man den ersten Einsatz erlebt hat“, weiß Daniel Gebert. Er ist seit 13 Jahren bei der Kolbermoorer Wehr und ab dem 1. Mai mit gerade mal 26 schon „der zweite Chef“, wie der siebenjährige Marinus erklärt. „Aus unserer Jugendfeuerwehr rekrutieren wir Ausbilder, Gruppenführer und unser Kommando“, ist Schlarb zufrieden mit dem erfahrenen „Nachwuchs“, der die Leidenschaft für die Feuerwehr von den „Alten“ geerbt hat und nun schon wieder an die nächsten Generationen weitergibt.

So sahen die Führungskräfte von heute im Jahr 2011 aus: Alexander Winkelhaus (rechts) ist der stellvertretende Jugendwart und Daniel Gebert (links)ab 1. Mai der stellvertretende Kommandant der Kolbermoorer Feuerwehr.

Gemeinsamer Dienst schweißt zusammen

„Der gemeinsame Dienst schweißt zusammen“, weiß Kommandant Hörl. Auch wenn sich die jungen Kameraden noch auf ihren aktiven Einsatz vorbereiten, sind sie fester Bestandteil der Gemeinschaft und „stolz, wenn sie das mit dem Tragen ihrer Uniform auch zeigen können“. Bei großen Einsätzen wie dem Hochwasser 2013 waren sie im rückwärtigen Dienst an der Seite der „Großen“, haben die Gerätschaften auf dem Hof gewaschen. „Und an ihren strahlenden Augen konnte man erkennen, wie stolz sie darauf waren“, erinnert sich Hörl. Unvergesslich bleibt Nina Schrank auch die Ölkatastrophe im Conradty-Park vor 15 Jahren. „Wir haben tagelang die Uferböschung gereinigt, die Vögel gewaschen und gefönt.“ Bis 4 Uhr morgens war sie damals mit der Wehr auf Achse. „Dann hab ich schnell noch zwei Stunden für die Prüfungen gelernt, meinen Berufsabschluss gemacht und bin danach gleich wieder zum Einsatz.“

„Die jungen Kameraden bei der Stange zu halten, ist kein Selbstläufer, da muss man schon aktiv etwas dafür tun“, weiß Kommandant Hörl. Im sanierten Gerätehaus hat die junge Wehr nun erstmals auch ihr eigenes Reich bekommen und ist trotzdem mittendrin. Ihren Jugendraum durften sie nach eigenem Gusto einrichten. Hier lassen sie sich zur Belohnung mal eine Pizza schmecken oder treffen sich zum Kickerturnier. Geplant sind auch wieder 24-Stunden-Übungen mit gemeinsamem Kochen und Übernachtung. Zur Feier des 20. Gründungsjubiläums geht es Ende April mit der kompletten „Feuerwehrfamilie“ nach Augsburg in die Feuerwehrerlebniswelt. „Diese Gemeinschaft ist es, die uns stärkt“, betont Jürgen Schlarb. „Nur so schaffen wir das große Ganze, eben Spiel, Satz und Sieg.“

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