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Ungewöhnliches Hobby Falknerei

„Das ist der Kampf des Lebens“: Wie Falknerin Katharina Weinberger mit Greifvögeln jagt

Falknerin Katharina Weinberger ist rund um den Chiemsee für Landwirte auf Krähenjagd.
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Falknerin Katharina Weinberger ist rund um den Chiemsee für Landwirte auf Krähenjagd.

Katharina Weinberger versorgt verletzte Wildvögel und nimmt ihre eigenen zur Jagd mit. Mit der Jagd hilft sie unter anderem Landwirten und Hausverwaltungen in München. Die Falknerin über ihr außergewöhnliches Hobby.

Rimsting - Turmfalken waren es in diesem Sommer in Rimsting, die ihr Überleben der Falknerin Katharina Weinberger verdanken. Einige ihrer Jungen fielen aus dem Nest, einer brach sich bei dem Sturz den Flügel. Weinberger und ihr Ehemann versorgten die jungen Wildvögel und päppelten sie in Waldvolieren so lange auf, bis sie selbst auf Beutejagd gehen konnten.

Wenn der Waldkauz aus dem Nest fällt

Das waren nicht die einzigen Vögel, die ihr Wohlergehen Katharina Weinberger verdanken. Denn aus weiteren Gemeinden rund um den Chiemsee brachten ihr Vogelfreunde außerdem aus Nestern gefallene Baumfalken, Eulen und Waldkauze.

Die Falknerin rettet nicht nur jedes Jahr zahlreiche Wildvögel. Seit 17 Jahren hält sie auch selbst Greifvögel und jagt mit ihnen, wie es schon Falkner vor Jahrhunderten gemacht haben. Die Faszination für ihr außergewöhnliches Hobby fand sie schon in ihrer Kindheit. „Wir hatten zuhause immer Wellensittiche und Kanarienvögel. Ich brachte oft verletzte Waldvögel wie Spechte heim. Über die Jagd bin ich dann zu den Greifvögeln gekommen“, erzählt Weinberger.

Zwischen Mensch und Vogel entsteht eine Vertrautheit

Von deren Geschicklichkeit und Flugverhalten ist sie beeindruckt: „Durch die Falknerei ist man hautnah am Jagdgeschehen dran. Es entsteht eine Vertrautheit, die ist großartig: Man lässt einen wilden Vogel frei und vertraut darauf, dass er wieder zurückkehrt. Ich werfe das Federspiel (eine Beuteattrappe, Anm. d. Red.) aus und er kommt sofort wieder zu mir. Das berührt mich.“

Doch Katharina Weinbergers Falken müssen auch Aufgaben erfüllen. Sie jagen für die Familie.Wanderfalke „Indira“ wird darauf trainiert, Enten für die eigene Küche zu jagen. Und mit ihrem Habicht erlegt Weinberger in München für Hausverwaltungen umherstreunende wilde Kaninchen.

Die Wanderfalken Evita und Indira.

Indiras Schwester, Wanderfalke „Evita holt vorwiegend Krähen vom Himmel“. Mit ihr ist Weinberger im Winter oft im Auftrag von Landwirten unterwegs. „Wenn sie bei viel Schnee kein Futter finden, hacken die Krähen die Gras-Siloballen im Freien auf. Dabei verdirbt die Silage und macht die Kühe krank“, erklärt Weinberger.

Ein eingespieltes Team

Die Krähenjagd macht Weinberger ehrenamtlich. Ihr Vogel bekommt auf diese Weise viel frisches Futter – das er sich selbst aus der Luft holt. Falknerin und Falke sind ein eingespieltes Team. Das zeigt ein Besuch der Chiemgau-Zeitung vor Ort auf einem Feld nahe dem Chiemsee.

Noch sitzt Evita im Kofferraum, an den Füßen an einer Sitzstange angeleint und „verhaubt“. So sieht sie nichts und bleibt still sitzen, bis Weinberger ihren dicken Lederhandschuh über die linke Hand gezogen hat. An ihrer rechten Hand zeugen viele kleine Narben davon, dass sie mit Tieren arbeitet, die scharfe Schnäbel haben.

Peilsender zur Sicherheit des Falken

Evita ist ein Jahr alt und kann bei guter Haltung ein Vierteljahrhundert lang leben. Deshalb befestigt Katharina Weinberger einen Peilsender an den Schwanzfedern. So kann sie sie finden, falls sie zu weit wegfliegt. Als sich ein kleiner Krähenschwarm 100 Meter entfernt niederlässt, macht Weinberger den Vogel frei und nimmt ihm die Haube ab. Sofort schießt der Falke in den Himmel.

Doch die Krähen haben sich in eine Baumkrone zurückgezogen. Als der Falke sie nicht mehr sieht, kommt Weinberger zu Hilfe. Mit lauten „Hey, hey“-Rufen läuft sie auf den Baum zu. Die Krähen fliegen auf, ein guter Zeitpunkt für den Falken zuzuschlagen. Doch heute ist Evita genau in dem Moment ein Stück zu weit weg.

Die Krähen kommen davon. Morgen wird das Jagdteam einen neuen Versuch starten. „Falken geben beim Jagdflug 150 Prozent. Ein Flug pro Tag reicht“, erklärt Weinberger.

Um Evita wieder zu sich zu locken, schwingt sie das Federspiel in schnellen Kreisen hoch durch die Luft. Daran befestigt ist ein Bein der am Vortag erlegten Krähe. Evitas Glöckchen, das sie am Fuß trägt, erklingt in der Höhe, als sie erst ein paar elegante Flugrunden zieht und schließlich die Beuteattrappe schnappt.

„Das ist der Kampf des Lebens“

Gierig reißt sie Fleischfetzen von dem Krähenbein. In der Natur herrscht Fressen und Gefressenwerden, „Wilde Wanderfalken fressen verwilderte Tauben. Der Uhu wiederum frisst Wanderfalken. Er pickt sie nachts vom Baum“, schildert Weinberger. Davor ist Evita gefeit. Sie schläft in einer videoüberwachten Voliere.

Dass ihre Tiere andere töten, nimmt sie entspannt. „Einmal gewinnt der Prädator, einmal die Krähe. So ist das Spiel. Das ist der Kampf des Lebens.“

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