Pfarrer-Verabschiedung in Prien
Unkonventionell und beliebt: Pater Michael wird in Prien fehlen
„Ein Pfarrer ist auch nur ein Mensch.“ Mit dieser Einstellung gewann der junge Pater Michael in Prien viele Herzen. Jetzt geht er.
Prien – Schulterlange blonde Haare und ein Vollbart: Für einen Pfarrer ist das ein ungewöhnliches Aussehen. Der junge rumänische Pater Hortolomei Mihai Ciprian hat in und um Prien trotz und wohl auch wegen seiner unkonventionellen Art viele Herzen gewonnen. „Ein Pfarrer ist auch nur ein Mensch. Selbst wir Priester vergessen das oft“, sagt er im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung anlässlich seines Abschiedes.
Spaß beim Fußball und beim Musizieren
Er versuche, als Pater Michael Mensch zu bleiben. Und dazu gehöre es, auch auf sich zu schauen. Spaß ist dafür eine wichtige Zutat, die der Pater beim Fußballspielen im Verein findet. Auch mit Tennis hält er sich fit. Hobbymäßig spielt er – sogar einmal bei einer Kommunion – Schlagzeug. Dass es jedem Menschen einmal schlecht gehen kann, weiß er aus eigener Erfahrung. Daher würden auch seine langen Haare und der Bart rühren.
Eine Auszeit half nach einer Krise
„Ich hatte eine starke Krise und nahm eine dreimonatige Auszeit in einem Münster. Dort hat mir ein Benediktinermönch sehr geholfen, der so ein Aussehen hatte“, erzählt er freimütig. Er habe sich gesagt: „Wenn es mir nach der Auszeit wieder gut geht, will ich so ein Aussehen annehmen.“ Gesagt, getan. Die drei Jahre seither haben das Ihrige dazu beigetragen. Jetzt ist der Pater 33 Jahre alt – „wie Jesus als er starb“ – und will noch lange so weiterarbeiten wie er es die vergangenen Monate in Prien getan hat.
Doch Prien wird er schon in den nächsten Tagen verlassen. Das war bereits so geplant, als er zur seelsorgerischen Unterstützung der beiden Pfarrverbände Westliches Chiemseeufer und Bad Endorf im Dezember 2021 antrat. Es tue ihm leid, die Gläubigen am Chiemsee zu verlassen. Hintergrund ist die Neugründung einer Franziskaner-Niederlassung in Haar, wo der Pater und zwei Mitbrüder den Pfarrverband übernehmen werden.
„Die Priener sind sehr offene Menschen“
Vor allem die Menschen werde er vermissen, sagt der Pater. „Die Priener sind sehr offene Menschen. Die Rimstinger waren sehr stark in der Beichte vertreten. Und in all den Gemeinden, die ich betreut habe, haben die Menschen eine große Sehnsucht nach Gott“, beschreibt er seine Eindrücke. Viele hätten ihn gefragt, ob er denn nicht hier oder da wenigstens noch einen Gottesdienst geben könne.
Der 33-Jährige hat die Ministrantenarbeit in den fünf Gemeinden Bernau, Hittenkirchen, Rimsting, Stephanskirchen und Greimharting geführt. „Ich hatte so viel vor, habe aber vieles nicht geschafft“, sagt er. Zum einen sei dies der kurzen Zeit geschuldet gewesen, zum anderen der Coronapandemie, die ein persönliches Treffen oft unmöglich machte.
Pater Michael spendete bei zahlreichen Begräbnissen die Sakramente und ebenso bei Hochzeiten und Taufen sowie Kommunionsfeiern. Er zeigt sich dankbar für die vielen Begegnungen und tiefen Gespräche: „Sie haben mich wahnsinnig bereichert und mir geholfen, mir selbst zu begegnen.“
Die Menschen stützen die Kirche
Beeindruckt zeigt sich der Geistliche vom Engagement der Gläubigen. Sie würden der Kirche „so schöne Farben“ geben und das Leben in der Pfarrgemeinde erst richtig bunt machen.
„Diese Menschen stützen die Kirche, wo sie einzustürzen droht“, bringt er seine Ansicht auf den Punkt. Und das trotz aller Schatten, die durch Missbrauch und Skandale in den vergangenen Jahren aufgekommen seien.
Priesteramt wenig zeitgemäß
Diese „Schatten“ seien sicher mitverantwortlich dafür, dass sich immer weniger junge Männer für das Priesteramt entscheiden würden, meint er. Ein Grund für den Priestermangel sei auch, dass die Berufung vielen einfach nicht mehr zeitgemäß erscheine. Er habe aber auch keine definitiven Antworten.
Pfarrvikar Gottfried Grengel und Dekan Daniel Reichel werden bis auf Weiteres wieder zu zweit die Pfarrverbände betreuen. Bis jetzt habe sich noch kein neuer Pfarrer für Prien beworben.
Menschen bei einem Bier die Hand reichen
Auch wenn ihm manche wegen seiner langen Haare negative Kommentare zukommen ließen, könnten sich wohl viele Gläubige wieder einen Pfarrer wie den jungen Rumänen am Chiemsee vorstellen. Auch Pfarrer können locker sein, hat Pater Michael bewiesen und meint: „Vielleicht fokussieren wir uns manchmal zu sehr auf unsere äußere Schale.“ An seinem neuen Wirkungsort Haar will er weiterhin auch Menschen außerhalb der Kirche die Hand reichen. Ob am Fußballplatz, mit einem Lächeln oder bei einem Bier.