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Sicherheitsbilanz 2024: Überblick in Zahlen

„In Rosenheim leben heißt sicherer leben“ – was der Polizei dennoch Sorgen bereitet

Beim Sicherheitsgespräch für 2024: Michael Siefener, Landrat Otto Lederer und Präsidiumschef Frank Hellwig.
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Beim Sicherheitsgespräch für 2024: Michael Siefener, Landrat Otto Lederer und Präsidiumschef Frank Hellwig.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd stellt seine Sicherheitsbilanz 2024 vor. Wie viele Straftaten wurden in der Region begangen, wie viele wurden aufgeklärt? Es lebt sich insgesamt sicher in der Region Rosenheim. Aber es gibt Handlungsbedarf. Und einen Bereich mit besonders hohem Risiko.

Rosenheim – Welche Ecken in der Region Rosenheim sind besonders gefährlich? Was tut oder lässt man besser im Landkreis? Oder ist das Land vor den Bergen noch halbwegs heile Welt? Frank Hellwig als Chef des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd in Rosenheim hat im Sicherheitsgespräch für das Jahr 2024 ein insgesamt positives Bild gezeichnet. Es gebe weniger Verbrechen als im bayerischen Schnitt, auch die Aufklärungsquote sei höher. In der Region liegt sie bei 78,9 Prozent, bayernweit bei 67,9 Prozent. „Wir können uns sehen lassen“, sagte Hellwig.

In der Region Rosenheim lebt es sich sicher, das stellten Landrat Otto Lederer (Mitte) sowie Michael Siefener und Frank Hellwig vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd fest.

So oft rücken Polizisten aus der Region aus

Diese verhältnismäßig hohe Sicherheit erreichen die Polizeibeamten durch hohe Einsatzbereitschaft. Alle 15 Minuten rückt die Polizei in der Region aus. Im Schnitt sind es 93 Einsätze pro Tag. Eine hohe Zahl. Frank Hellwig trommelte dennoch für die Notruf-Initiative. „Ich kann nur appellieren: Wählt die 110. Wir rücken lieber einmal zu viel als einmal zu wenig aus.

Die Polizei mache, in Zusammenarbeit mit Behörden und Kommunen, einen guten Job. Ähnlich äußerte sich Landrat Otto Lederer. Wenn Innenminister Herrmann sage, dass es sich nirgendwo in Deutschland so sicher lebe wie in Bayern, „dann können wir sagen, in Rosenheim leben heißt noch sicherer leben“.

Was der Polizei Sorgen bereitet

Was nicht heißt: absolut sicher leben. Auch im Landkreis Rosenheim verstoßen zu viele Menschen gegen zu viele Gesetze, das räumen die Beamten ein. 7.922 Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße registrierten die Beamten für die Region (521 Verstöße oder 6,2 Prozent weniger als 2023). Und sie sagen, was ihnen Kopfschmerzen bereitet. Ein Detail in der Jahresbilanz 2024: Unter der Gesamtbevölkerung von 268.391 Einwohnern im Landkreis Rosenheim (ohne die kreisfreie Stadt) leben zwölf Prozent Ausländer. Sie stellen aber 39,9 Prozent der Tatverdächtigen. Herausgerechnet sind dabei Vergehen wie illegale Einwanderung.

Ein beträchtlicher Teil der Delikte fällt auf geringfügigere Vergehen wie Schwarzfahren oder Ladendiebstahl. Viele Vergehen werden in der Enge von Gemeinschaftsunterkünften registriert. Allerdings gibt es auch Menschen mit besonderem Aggressionspotenzial. „Wir stellen fest, dass sich im Kontakt mit Menschen, die aus gescheiterten Staaten kommen, vielleicht aus Hunger oder Krieg, manchmal auch Konflikte ergeben“, sagte Frank Hellwig. „Das macht uns Sorgen.“

Der gefährlichste Ort im Landkreis ist die Straße

Und wo besteht sonst akuter Handlungsbedarf? Michael Siefener als stellvertretender Chef des Polizeipräsidiums erläuterte das anhand von Statistiken über Gewaltkriminalität, Sexualdelikte, Callcenter-Betrug, Rauschgiftdelikte, Einbrüche und Verkehrssicherheit. Sein Fazit ist überraschend: Die größte Gefahr verbreiten nicht unbedingt Kriminelle, sondern mitunter ganz normale Rosenheimer – hinterm Steuer eines Autos.

6.689 Autounfälle zählte die Polizei 2024 im Landkreis. Das sind 361 oder 5,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Aber immer noch zu viele. Ebenso die Toten: 14 Menschen starben 2024 im Straßenverkehr (2023: 17). An allen möglichen Orten fühlten sich die Menschen sicherer als auf den Straßen, man habe sich mit dem Risiko dort offenbar abgefunden. „Doch wir finden uns nicht ab“, sagte Siefener. Die meisten Unfälle seien unnötig, sagte Siefener, sie seien etwa auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen.

Der Mega-Trend in der Kriminalität

Weiter steigend: Die Zahl der Anruf-Betrügereien wächst. In 2,5 Prozent der Fälle hatten die Kriminellen 2024 Erfolg.

Callcenter-Betrug liegt im Trend. 16 Festnahmen vermeldet die Polizei für 2024. Meist Laufburschen. Die Drahtzieher von Telefonbetrug sitzen oft im Ausland – etwa in der Türkei. Auf Beutezug gehen sie mit Anrufen in großem Umfang. Im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums waren vergangenes Jahr 2.622 Versuche zu verzeichnen, 2,99 Prozent mehr als 2023. Dabei machten die Kriminellen 63 mal Beute, 50 Prozent häufiger als 2023 (41 Betrugsfälle). Die Gesamthöhe der Beute stieg von 1,2 Millionen Euro im Jahre 2023 auf 2,5 Millionen in 2024.

Ein Schwund, der Zuversicht spendet

Im Vergleich zu 2023 nahm die Zahl der Gewaltdelikte um 20 Prozent ab.

Eine erfreuliche Zahl vermeldet die Polizei auf dem Gebiet der Gewaltkriminalität. 2023 hatte die Statistik einen Zehnjahreshöchststand von 271 Delikten ausgewiesen: 2024 sank die Zahl um 20,3 Prozent auf 271. Darunter sind acht vollendete oder versuchte Tötungsdelikte.

Auf niedrigem Niveau bewegen sich die Zahlen bei den Einbrüchen. 43 Delikte zählte die Polizei 2024, gegenüber 44 im Jahr zuvor. Davon seien zwei Drittel im Versuchsstadium steckengeblieben, erläuterte Siefener. Das liege einerseits an Maßnahmen der Polizei zur Bekämpfung des Einbrecher-Unwesens, andererseits an Vorbeugung. Zudem hätten sich Kriminelle andere „Geschäftsmodelle“ wie Cyber-Betrug gesucht.

Branche auf dem Rückzug: Einbrecher haben es im Landkreis Rosenheim offenbar schwer, die Zahl der Straftaten sinkt.

Krasse Anstiege bei Sexualdelikten

Krasser Anstieg wegen Online-Machenschaften? Kinderpornografie beschäftigt die Fahnder im Landkreis Rosenheim.

Sage und schreibe 14,9 Prozent Anstieg verzeichnet die Polizei im Landkreis Rosenheim auf dem Gebiet der Sexualstraftaten. 340 Delikte wurden 2024 gezählt, gegenüber 296 im Jahr zuvor. Alarmierende Zahlen, die der Erklärung bedürfen. In 37 Fällen der sexuellen Gewalt – Vergewaltigung oder Nötigung – ermittelte die Polizei 2023, 18 waren es 2024. Der weit überwiegende Teil der Delikte entfällt auf die Verbreitung „strafbarer pornographischer Inhalte“, vor allem von Kinderpornographie. Verbreitet werden solche Inhalte auch auf Schulhöfen, warnt Siefener. In Chatgruppen schlichen sich häufig außerdem Pädophile ein, die sich als Gleichaltrige ausgeben.

Rauschgiftdelikte verlagern sich

Auffallend stark gesunken sind die Zahlen bei den Rauschgiftdelikten. Allerdings hält sich die gute Laune darüber bei der Polizei in engen Grenzen. 1127 Fälle zählte die Polizei noch 2023, 604 - 64,4 Prozent weniger - sind es 2024. Was an der Teillegalisierung von Marihuana liegt. Allerdings ist damit nicht unbedingt eine Arbeitserleichterung erreicht, vielmehr fehlte den Polizeibeamten damit Handlungsmöglichkeiten gegenüber mutmaßlichen Dealern, sagt Hellwig.

Trügerischer Schwund? Infolge der Teillegalisierung von Marihuana sank die Zahl der Rauschgiftvergehen im Jahr 2024.

Das Argument, dadurch den Schwarzmarkt auszutrocknen, hält wiederum Siefener für einen „Schmarrn“. Das Geschäft scheint sich zunehmend ins höherpreisige Segment zu verlagern: Sechs Kilo Kokain beschlagnahmte die Polizei 2023 im Landkreis, 40 Kilo waren es 2024.

Weniger Druck auf die Grenze

Gute Nachrichten hatte Inspektionsleiter Stefan Kurth von der Bundespolizei in Rosenheim. Wie schon im Vorjahr seien 2024 weniger unerlaubte Einreisen registriert worden, und zwar 30 Prozent weniger. 93 Menschen seien als Schleuser festgenommen worden (2023: 161). Offenbar spielt auch die strenge Ahndung eine Rolle. Kurth erinnerte an den Fall eines Schleusers, der auf 21 Fahrten 357 Menschen illegal über die Grenzen gebracht habe. „Bei solchen Zahlen kann man sich vorstellen, und welch erniedrigenden Umständen die Menschen in Fahrzeuge gezwängt werden“, sagte Kurth.

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