„Seit 30 Jahren nicht erlebt“
Seppi Rappl VII.: So hat sich das Elektroboot-Drama am Chiemsee abgespielt
Ein Elektroboot verschwindet mit vier Insassen am Chiemsee - Polizei, Wasserwacht und ein Hubschrauber rücken aus. Die Suche bleibt erfolglos, dann taucht das Boot plötzlich wieder auf. Besitzer Seppi Rappl VII. aus einer bekannte Familie am Chiemsee berichtet, was genau passiert ist.
Gstadt/Prien am Chiemsee - Josef „Seppi VII.“ Alexander Rappl ist immer noch dankbar über die Unterstützung, die er an dem aufregenden Wochenende (14./15. Juni) in der gesamten Chiemsee-Region erfahren hat. „Es ist wie ein Lauffeuer um den See gegangen, dass bei uns ein Elektroboot verschwunden ist. Hunderte haben mitgeholfen und Hinweise gegeben. Dafür danken wir allen, vor allem den Einsatzkräften“, erzählt der in der Chiemsee-Region bekannte Unternehmer im Gespräch mit dem OVB.
Die Geschichte der Familie Rappl
Die Rappls sind einer legendäre Familie aus Gstadt, in der über Generationen immer ein Sohn genau wie der Vater benannt wird. Die Wurzeln ihrer erfolgreichen Unternehmer-Geschichte liegen in der Landwirtschaft auf dem Huberhof. Ab 1954 betrieb der vor drei Jahren verstorbene Seppi V. das „Cafe Überfahrt“ und vermietete Zimmer. Mit einem Grundstückskauf für die Nutzung als Parkfläche legte er den Grundstein für den geschäftlichen Erfolg der Familie Rappl.
Inzwischen betreiben die Rappls in Gstadt neben der „Überfahrt“, dem Bootsverleih Josef Rappl und dem Fraueninsel-Hauptparktplatz auch das Hotel Chiemsee-Panorama, die Pizzeria Conte Chiemo und die Geschäfte Tante Herta und Ois Chicago. Das Grundstück, auf dem die Tourist-Info Gstadt steht, überließen die Rappls der Gemeinde auf Erbpacht, wie Bürgermeister Bernhard Hainz vor einiger Zeit mitteilte. Dazu gehören der Familie in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein Hotels mit über 500 Betten. Geführt wird die Unternehmensgruppe von Josef „Seppi VII.“ Alexander Rappl, dem Sohn des verstorbenen Seppi Rappl VI.
So begann das Drama
Er meint damit durch eine Meldung auf Chiemgau24 aufmerksam gewordene Einheimische und Touristen. Aber natürlich auch Wasserwacht und Polizei, die sogar mit einem Hubschrauber bis in die Nacht 2 Uhr nach dem vermissten Boot samt Insassen gefahndet hatten. Das Drama hatte am Samstagnachmittag seinen Anfang genommen, als vier südländisch aussehende Männer beim traditonsreichen Bootsverleih Josef Rappl in Gstadt das Elektroboot „8.Seppi“ mieteten.
Ein Boot, das für Seppi Rappl VII. einen besonderen emotionalen Wert hat- schließlich ist es von seinem kürzlich verstorbenen Papa gebaut worden. Auch die Boots-Vermietung trägt wie schon seit Jahrzehnten den Namen der Chiemsee-Legende Josef „Seppi VI.“ Rappl. Sein Sohn Seppi Rappl VII. führt das Verleih-Geschäft nach dem Tod des Vaters mit Angestellten weiter.
„Die vier Männer haben es für zwei Stunden gemietet und gesagt, dass sie den Rest nachzahlen, falls sie länger draußen bleiben. Es war aber klar abgesprochen, dass sie spätestens 19 Uhr zur Schließung des Verleihs zurück sein müssen“, schildert Seppi VII. Rappl. Als das Boot mit weißem Rumpf und rotem Deck um diese Uhrzeit nicht auftauchte, habe man nach einer gewissen Wartezeit versucht, die Mieter telefonisch zu erreichen. Das blieb auch bei mehreren Versuchen erfolglos. Also startete die großangelegte Suchaktion.
„Voller Sorgen um Leib und Leben“
„Wir waren voller Sorgen, schließlich kann es auch um das Leib und Leben von vier Menschen gehen“, so Rappl. Den finanziellen Wert des Elektroboots beziffert er auf eine Summe von etwa „10.000 Euro“. Auch ein Diebstahl und die „Mitnahme“ des Bootes aus dem Chiemsee sei eine theoretische Option gewesen, schließlich läuft das Geschäft der Bootsvermietung ohne Kaution oder Abgabe des Ausweises ab. Nach einer unruhigen Nacht ging die Suche am Sonntagmorgen (15. Juni) weiter. Begleitet von großem Medieninteresse, sogar der Bayerische Rundfunk wollte Rappl wegen des mysteriösen Verschwinden eines Boots interviewen.
„Wir haben dann von zwei Leuten unabhängig gehört, dass das Boot am anderen Seeende in Übersee gesichtet wurde. Also sind wir Übersee im Boot abgetuckert“, berichtet Rappl. Ebenfalls erfolglos. Die erlösende Nachricht kam schließlich am frühen Sonntagnachmittag von einem privaten Bootssteg in Prien-Harras. Rappls Cousin Niklas hatte das Elektroschiff halb unter dem Steg entdeckt.
„Es war zugemüllt mit Red-Bull-, Cola und Bier-Behältnissen, dazu beschädigt“, so Rappl. Die Polizei habe die Spuren gesichert. Ein öffentliche Suche der Polizeiinspektion Prien nach Zeugen, die das Boot seit Samstagnachmittag auf dem See gesehen haben oder Hinweise zu den vier Männern geben können, blieb bis Montagmittag ergebnislos. „Es hat sich bislang noch niemand gemeldet. Wir ermitteln wegen Unterschlagung und unbefugtem Gebrauchs“, teilte ein Polizei-Sprecher auf Anfrage des OVB mit.
Seppi VII. Rappl wird Zeit brauchen, um das Geschehen zu verdauen: „So haben wir seit 30 Jahren nicht mehr erlebt am Chiemsee, damals ist ein Ruderboot verschwunden. So einen Stress wünsche ich niemandem.“