Bootsverleiher, Unternehmer, Familienmensch
„Der Film hatte 89 schöne Minuten“: So trauert die Familie um die Chiemsee-Legende Seppi Rappl VI.
Josef „Seppi“ Rappl aus einer der bekanntesten Unternehmer-Familien am Chiemsee ist tot. Die Trauer in seiner Heimat Gstadt und der ganzen Region ist groß – sein gleichnamiger Sohn Josef Alexander Rappl erzählt aus seinem Leben.
Gstadt – Die Stimme des Sohnes ist brüchig, als er über den Tod seines geliebten Vater Josef „Seppi“ Rappl spricht. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist das 63-jährige Oberhaupt der Unternehmer-Dynastie aus Gstadt verstorben. „Der Film seines Lebens hatte 89 schöne Minuten, eine Minute war nicht so schön“, erzählt Josef Alexander Rappl dem OVB: „Aber Papa wird weiterleben: Im Lachen seiner Enkel oder im Plätschern des Wassers im Chiemsee.“
„Stammkunden über Generationen- wegen ihm“
Genau dort am Ufer, an seinem Bootsverleih, verbrachte der über die Region hinaus beliebte Verstorbene am liebsten seine Zeit. Mit 15 hatte er nach seiner schulischen Ausbildung in Prien das Geschäft übernommen und es fast ein halbes Jahrhundert mit viel Liebe für seine Kunden weiterentwickelt. „Viele waren über Generationen Stammkunden – nur wegen ihm“, berichtet Sohn Josef Alexander. Er ist als Seppi VII. in einer legendären Familie aus Gstadt bekannt, in der immer über Generationen immer ein Sohn genau wie der Vater benannt wurde. Nur knapp drei Jahre nach Großvater Seppi V. ist nun auch sein Vater Seppi VI. von Erden gegangen.
Die Wurzeln der Unternehmer-Familie liegen in der Landwirtschaft auf dem Huberhof. Ab 1954 betrieb Seppi V. das „Cafe Überfahrt“ und vermietete Zimmer. Mit einem Grundstückskauf für die Nutzung als Parkfläche legte er den Grundstein für den geschäftlichen Erfolg der Familie Rappl. Inzwischen betreiben die Rappls in Gstadt neben der „Überfahrt“, dem Bootsverleih Josef Rappl und dem Fraueninsel-Hauptparktplatz auch das Hotel Chiemsee-Panorama, die Pizzeria Conte Chiemo und die Geschäfte Tante Herta und Ois Chicago.
Das Grundstück, auf dem die Tourist-Info Gstadt steht, überließen die Rappls der Gemeinde auf Erbpacht, wie Bürgermeister Bernhard Hainz vor einiger Zeit mitteilte. Dazu gehören der Familie in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein Hotels mit über 500 Betten.
„Ohne die Unterstützung und die Freiheit, die mir mein Vater gegeben hat, hätte wir unternehmerisch niemals so erfolgreich sein können“, sagt Sohn Josef Alexander dem OVB. Sein Papa war in den letzten Jahren nur noch für den Bootsverleih und den Parkplatz verantwortlich, auch damit sich der Vater von zwei erwachsenen Kindern auch um seine drei Enkel kümmern konnte. „Mein Vater war ein liebevoller Opa und ein begnadeter Filmer. Er hat nicht nur unsere Familien-Geschichte in tolle Bilder gepackt“, erzählt sein Sohn.
Außerdem war Josef „Seppi VI.“ Rappl als Hobby-Handwerker und Naturliebhaber bekannt. Wenn Not am Mann war, half er bei der Chiemsee-Schifffahrt aus, schließlich besaß er das Kapitänspatent. Als passionierter Autosammler galt die Youngtimer-Passion von Seppi VI. besonders der 3er-Serie von BMW. Viel unterwegs war er bis auf jährliche Ausflüge an den Gardasee aber nicht. „Papa ist fast nie in den Urlaub gefahren. Er fand es zu Hause am Chiemsee am schönsten“, so sein Sohn.
„Lebensfroher und überaus beliebter Mensch“
Hier war er als „lebenfroher und überaus beliebter Mensch“ geschätzt, wie viele Trauernde dem OVB bestätigten. Gstadts Bürgermeister Bernhard Hainz wird das mit Sicherheit bestätigen – aus „Pietätsgründen“ wollte er sich ansonsten nicht weiter äußern. Der Tod der Chiemsee-Legende reißt eine große Lücke in die Gstadter Dorf-Gemeinschaft und die Familie. Aber sein Sohn verspricht seinem Papa eins: „Ich werde mich mit meiner Frau Julia und den Kindern um die Unternehmen kümmern sowie mit dem Rest der großen Familie für die Oma sorgen.“
Sein Andenken wird in der Familien-Dynastie der Rappls weiterleben – dafür werden Sohn Seppi VII., sowie die Enkel Liliana, Seppi VIII. und Benedikt sorgen. Die Beerdigungsfeier für ihren geliebten Vater und Opa beginnt am Samstag (12. April) 14 Uhr in der Kirche in Gstadt, alle Trauenden sind herzlich eingeladen. „Mein Papa wollte es so groß“, sagt sein Sohn. Damit der Abspann seines Lebens-Films noch ein paar unvergessliche Minuten für seine Liebsten bereithält.
