„Verwechseln Straße mit einer Rennstrecke“
Schwarze Woche in der Region: Warum kommt es aktuell zu so vielen Motorradunfällen?
Die Unfall-Serie nimmt einfach kein Ende. Am Sudelfeld kam es schon wieder zu einem Motorradunfall. Warum in der Region aktuell so viel passiert – und wie sich Fahrer schützen können.
Rosenheim – Schon wieder das Sudelfeld. Am Sonntag, 14. Juli, kam es auf der beliebten Straße erneut zu einem Motorradunfall. Ein 19-jähriger Biker aus Erding verlor in einer Linkskurve die Kontrolle über sein Motorrad und stürzte zu Boden, wie die Polizeiinspektion Brannenburg erklärt. Der Grund: überhöhte Geschwindigkeit. Mit dem Rettungshubschrauber wurde der Erdinger schließlich in ein nahegelegenes Krankenhaus transportiert. Er erlitt schwere Verletzungen im Bereich des Unterkörpers.
Zahlreiche Motorradunfälle in der Region
Es ist einer von vielen Unfällen, die die Region in den vergangenen Wochen erlebt hat. In Vogtareuth verstarb eine 26-jährige Bikerin nach einem Frontalzusammenstoß mit einem Auto. In Stephanskirchen endete der Unfall eines 22-Jährigen tödlich, als er mit dem Kopf gegen eine Straßenlaterne prallte. Doch woran liegt es, dass derzeit so viele Motorradunfälle passieren?
„Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass bei erhöhter Fahrleistung auch die Unfallzahlen steigen“, sagt ein Sprecher des ADAC Südbayern auf OVB-Anfrage. Dass derzeit so viel passiert, könne vielfältige Gründe haben. „Ein gewichtiger könnte dabei sein, dass aufgrund für Motorradfahrten ungünstiger Witterungsverhältnisse in den Monaten Mai und Juni bisher weniger gefahren wurde, als sonst in diesen Monaten zu erwarten gewesen wäre“, erklärt der ADAC-Sprecher. Demnach wurden dann im Juli mehr Fahrten unternommen – und auch mehr Unfälle verzeichnet. „Andererseits hat nun die Urlaubszeit begonnen, in welcher auch durchreisende Motorradfahrer verstärkt in der Region unterwegs sind, die zudem noch ortsunkundig sind.“
Fahranfänger machen eher „Handling-Fehler“
Auch Alex Breu, Inhaber der Fahrschule Habenstein und Breu, ist die Häufung der Unfälle bereits aufgefallen. „Es passiert sehr häufig, dass die Motorradfahrer übersehen werden.“ In der Fahrschule bereite er seine Schüler auch auf solche Situationen vor. Die meisten Unfälle von Fahranfängern würden seiner Erfahrung zufolge eher im Schritttempo-Bereich passieren. „Das sind eher Handling-Fehler.“
Die Problematik am Sudelfeld kennt auch der erfahrene Fahrlehrer. „Viele verwechseln die Straße dort mit einer Rennstrecke“, sagt Breu. Und genau das sei so gefährlich. Denn eine wirkliche Rennstrecke bietet optimale Bedingungen. Am Sudelfeld ist der Straßenbelag nicht für solche Fahrmanöver ausgelegt, es könne rutschig sein oder Laub auf der Fahrbahn liegen. Zudem muss jederzeit mit Gegenverkehr gerechnet werden. „Der öffentliche Straßenverkehr ist nicht dafür da, um Rennen zu fahren“, appelliert er. Auf einer abgesperrten Rennstrecke könne man seine Grenzen austesten – nicht allerdings am Sudelfeld.
ADAC und Fahrlehrer empfehlen Fahrsicherheitstraining
Um Unfällen vorzubeugen, rät Breu zu einem Fahrsicherheitstraining. „Wir lehren zwar viel zum Handling und zum Fahren bei verschiedenen Wetterlagen“, sagt Breu. „Aber ein solches Training ist auf jeden Fall sinnvoll, nachdem man seine Fahrprüfung bestanden hat.“ Auch der ADAC rät dazu. „Regelmäßige Teilnahmen an Fahrsicherheitstrainings sind von erheblicher Bedeutung, um die physikalischen Grenzen des Motorrads und die eigenen fahrerischen Fähigkeiten kennenzulernen sowie letztere zu erweitern“, sagt der Sprecher.
Auch die Schutzkleidung spiele eine wichtige Rolle. „Auffällige, kontrastreiche Schutzkleidung hilft dabei, Unfälle zu vermeiden. Nicht wenige Unfälle passieren, weil andere Verkehrsteilnehmer Motorradfahrer übersehen“, sagt der ADAC-Sprecher. „Ein weiteres, vergleichsweise neues passives Sicherheitsprodukt ist eine sogenannte Airbagweste, welche Unfallfolgen gegebenenfalls erheblich abmildern kann.“