Horror-Unfall bei Eishockey-Spiel - *mit Video von der PK*
Vater und Freundin unter Schock: Unter Tränen schildern sie, wie es um Mike Glemser steht
Es war ein Horror-Moment: Starbulls-Stürmer Mike Glemser (25) prallte am 3. Februar bei der Oberliga-Partie beim SC Riessersee mit dem Kopf in die Bande und verletzte sich schwer am Rückgrat. Jetzt folgt die Schockdiagnose. Vier Wochen nach dem Unfall geben Verein und Vater schreckliche Details bekannt.
Rosenheim - Mike Glemsers Schicksal - es geht allen in der „Bulls Lounge“ nahe. Vater Ken Glemsers (59 ) Stimme klingt brüchig, als er berichtet, dass sein Sohn vom Hals an gelähmt ist. Als er dessen Wirbelverletzung schildert, führt eine junge Frau ein Taschentuch zu den Augen: Lara Lindmayer (24), Lebensgefährtin des schwer verletzten Starbulls-Stürmers. Später drückt Ken Glemser ihre rechte Hand mit beiden Händen. Eine Versicherung ohne Worte: Wir stützen uns. Wir stützen Mike.
Mike Glemser kämpft um selbständige Atmung
Auch der Verein will helfen. Mit einer Spendenaktion, das verkündete Starbulls-Vorsitzender Marcus Thaller bei der Pressekonferenz am Donnerstag, 2. März, in der „Bulls Lounge“. Und diese Hilfe wird Mike Glemser dringend benötigen. der Eishockey-Spieler wird weiterhin im Unfallkrankenhaus Murnau beatmet. Vier Wochen nach seinem Unfall in Garmisch-Partenkirchen ist ungewiss, welche Partien seines Körpers er je wieder einsetzen können wird.
„Vielleicht kann er irgendwann einen Rollstuhl bewegen“, sagt Ken Glemser. Man wisse noch nicht, was wieder zurückkomme, „wir hoffen, dass sich so viel wie möglich regeneriert“. Vorerst zählt aber nur eins: wann Mike Glemser nicht mehr beatmet werden muss. Sein Sohn habe immer wieder das Gefühl zu ersticken, sagt Ken Glemser. „Er hat Panikattacken.“
Die Wirbel Nummer 4 und 5 sind gebrochen
Gebrochen sind der 4. und der 5. Halswirbel. Einer der beiden Wirbel wurde durch ein künstliches Implantat ersetzt. Von diesen Wirbeln abwärts ist Mike Glemser gelähmt. Beine und Hände kann er nicht bewegen, über den Bizeps hat er teilweise Kontrolle, nicht aber den Trizeps. Die Beatmung ist notwendig, weil auch das Zwerchfell betroffen ist.
„Es geht um das Maximale an Gesundheit, das Maximale an Leben für ihn“, sagt sein Vater bei der Pressekonferenz des Vereins in der Bulls-Lounge der Starbulls im Rofa-Stadion. Dafür, dass sich der Spieler das „Maximale an Leben“ wieder zurückholen kann, haben die Starbulls ihre Spenden-Aktion für den Mann mit der Trikot-Nummer 97 gestartet: „97 be strong“. Mindestens 250.000 Euro sollen so zusammenkommen, sagt Marcus Thaller.
Mannschaftskameraden, Verein und auch der SCR sind betroffen
„Es ist weiter schwer zu verkraften“, sagt Starbulls-Pressesprecher Michael Hofbauer. Nicht nur für die Rosenheimer Spieler, sondern auch für die Garmisch-Partenkirchener. Deren Geschäftsführer Panagiotis Christakakis muss sich einige Sekunden lang sammeln, ehe er berichtet, dass er „viele Gespräche“ mit seinen Spielern führe. „Es ist schrecklich, was passiert ist.“
Auch Starbulls-Geschäftsführer Daniel Bucheli ist bedrückt. Glemser verkörpere die Werte des Vereins: Harte Arbeit, top einwandfreies Verhalten, guter Charakter. „Da trifft uns sein Schicksal natürlich alle sehr hart.“ Starbulls-Kapitän Dominik Daxlberger sprach von einer „sehr schwierigen Situation“ und einem „Riesenschock“. Verteidiger Steffen Tölzer, enger Freund von Mike Glemser: „Wir sprechen auch intern sehr viel darüber, und das hilft uns.“
Vater und Freundin im „Überlebensmodus“
Vater Ken Glemser war geschäftlich auf Mallorca, als er den Anruf erhielt, dass sein Sohn nach einem Zweikampf mit einem Riesserseer Spieler mit dem Kopf voran in die Bande geprallt war und sich schwerste Verletzungen zugezogen hatte. Kein Foul, ein Unglück, da sind sich beide Vereine einig.
Mike Glemser wurde minutenlang auf dem Eis behandelt, dann ins UKM gebracht und ins künstliche Koma versetzt. Freundin Lara erhielt die Horror-Nachricht zu Hause in Stuttgart. „Ich bin zusammengebrochen. Und dann, noch in der gleichen Nacht, bin ich nach Murnau gefahren“, sagt sie.
Seitdem leben sie und der Vater ihres Freundes im „Überlebensmodus“, wie sie sagt. Auf Vermittlung vom SC Riessersee konnten sie eine Spielerwohnung in Farchant beziehen, gelegen zwischen Garmisch und Murnau. Täglich seien sie bei Mike, sagen beide dem OVB, sie kochten ab und zu sogar Lieblingsspeisen, um vorzubeugen, dass er auf Dauer künstlich ernährt werden muss. Mike Glemser ist wegen der Beatmung auch beim Sprechen stark eingeschränkt. „Leiser als ein Flüstern“ sei seine Stimme, sagt sein Vater. „Ich habe Lippenlesen gelernt, um zu verstehen, was er sagen will“, sagt Laura Lindmayer.
Allein durch den Umbau der Wohnung werden hohe Kosten entstehen
Nach Auskunft des Vaters und des Vereins konzentrieren sich die täglichen Maßnahmen darauf, grundlegende Körperfunktionen wie selbständiges Atmen und Verdauen wiederherzustellen. Darüber versuchen die Ärzte in Murnau, durch Mobilisierung positiven Einfluss auf den Bewegungsapparat zu nehmen. Derzeit zahle die Berufsgenossenschaft, teilte sein Vater mit, doch dürften unter anderem durch Umbau der Wohnung und weitere Therapiemaßnahmen Hunderttausende von Euro fällig werden.
„Nach außen ist er gerne taff und selbstbewusst, aber ich kenne ihn vor Allem auch als den zuvorkommenden, hilfsbereiten Familienmensch mit großem Herz, der immer für einen da ist“, sagt Lara noch. Von nun an werden die andern für Mike Glemser da sein müssen.
