Wiesn-Streiflichter vom Rosenheimer Herbstfest
Der Glubbal-Spruch fürs üppige Wiesn-Dekolleté: „Meine Aung san weido om“
Von vibrierenden Hendl-Schenkeln bis zum Glubbal-Spruch fürs Dekolleté: Accessoires und Souvernirs haben Konjunktur auf der Wiesn, wobei eine „Sbäschl-Edischn“ die nächste jagt. „Very sbäschl“ ist auch die Geschichte von Josef und Evelyn Vodermayer. Bei ihnen hat es 1967 am Autoscooter gefunkt.
Auf dem Herbstfest geht es jetzt auf die Zielgerade. Das Super-Wetter trägt dort dazu bei, dass die Stimmung ausgelassen und bestens ist. Das sind die neuen Wiesn-Streiflichter.
Sehr gesund: die Busserl-Wiesn
Ein Kuss sagt mehr als tausend Worte – ob aus Liebe oder zum Dank an den Schankkellner (ganz oben). Auf der Wiesn kommt man sich sehr schnell nah – und mit jedem Busserl kann man etwas für seine Gesundheit tun.
Der Austausch von körpereigenen Botenstoffen soll das Immunsystem stärken. Zudem macht Küssen schlank: Ein Kuss kann über zehn Kalorien verbrauchen, die Ausschüttung von Hormonen erhöht den Energiebedarf. Und häufiges Küssen soll das Leben verlängern. Angeblich kann der Mensch noch Monate später vom positiven Kuss-Gefühl zehren.
„Meine Aung san weido om“ – wenn eine „Sbäschl-Edischn“ die nächste jagt
„Und nach einer Mass Bier – Kauft ein Wiesn-Kavalier – Der Liebsten ein Souvenir.“
Zugegeben – es gibt größere Dichter als den Wiesnigel Ignaz, aber auf die Fülle von Accessoires, die es inzwischen auf dem Herbstfest gibt, hat er sich nach ein paar Mass Bier halt seinen ganz eigenen Reim gemacht. Der gewogene Leser möge es ihm pardonieren!
Wenn es um Accessoires und Souvenirs geht, ist man in der Auerbräu-Festhalle am Stand von Jenny und Nici Gröning richtig. Die beiden Rosenheimerinnen beobachten, dass 2023 einer der Renner der neue Hendl-Hut ist, der auf Knopfdruck mit den gegrillten Schenkeln wackelt.
Weitere Verkaufsschlager: Die in der Region hergestellten Armketterl als „Sbäschl-„Edischn“ (Spezial-Edition) mit Herbstfest-Trommler; die neuen Schlüsselanhänger aus Filz, Nuss- und Kirschholz; das Auer-Basecap, die LED-Haarreifen samt Krönchen oder Katzenohren – und, nicht zu vergessen: Die vielen Holzglubbal mit Sprüchen, die auch individuell graviert oder eingefärbt werden.
Die Vorbereitungszeit der erfahrenen Souvenir-Verkäuferinnen im Auer dauert übrigens vorm Herbstfest knapp drei Monate, wenn die ganze Familie mit dem Basteln der hölzernen und liebevoll verzierten Wäscheklammern beschäftigt ist.
Auch im Flötzinger-Festzelt blüht der Souvenir-Handel. Eine echte „Schmiede“ für „de ganz bsundan kloanan Sachan“ ist dort der Souvenir-Shop „S’Glubbal“ der Frasdorferin Eva-Maria Linner. Dort sind sie temporäre Klebe-Tattoos mit der Gründungszahl „1543“ sowie Pins oder Buttons ständig ausverkauft. Keine Ladenhüter sind auch die Flötzinger-Metall-Pins und der „hauseigene“ Schnupftabak in klassischer und besonders starker Variante.
Corona hatte die Wiesn ja zeitweise stoppen können – nicht aber Eva-Maria Linner, die 2021 ihren eigenen Geschenkeladen in Frasdorf eröffnet hat. „Bei mir wird alles mit Herz, Hand und Hirn gemacht“, betont die 43-Jährige, die ihre Accessoires vor allem aus regionalem Holz, Kork und Leder individualisiert. Alle Produkte stammen aus der Umgebung, „dabei kenne ich jeden meiner Lieferanten persönlich“. Linners Vorbereitung aufs Herbstfest beginnt übrigens schon im März.
Beliebteste Glubbal-Gravuren sind heuer: „Meine Aung san weido om“ (wie gemacht für Damen mit üppigem Dekolleté) sowie der „Lausbua“, die „Rarität“ und „Einzig ohne artig“. Ebenfalls ein Renner: die Perlenarmbänder mit dem Spruch „Aperoliker“, Mini-Schnapsflascherl aus Edelstahl und Horn, diverse Fächer, Holz-Pins mit berufsbezeichnenden Logos und eine weitere exklusive „Sbäschl-Edischn“ aus sieben doppelseitigen Mundpartie-Bierdeckeln, die man sich an den Nasenflügeln wie eine Maske einhängen kann.
Rasend schnell weg geht auch die neue Eichel-Pin-„Edischn“ von Marlene Bauer (18) und Michael Siml (22) – eine echte Holzeichel, die in Riedering produziert wird und jeden Tag – aufgrund der großen Nachfrage – nachgeliefert werden muss.
„Das war so eine Idee von uns, weil eine Eichel irgendwie ganz cool auf Hut, Weste oder Dirndl aussieht“, erzählt Marlene Bauer. Auf Wunsch graviert Eva-Maria Linner die Eicheln ganz individuell. Jede Eichel ist dabei ein wahres Liebhaberstück, denn die Fertigung ist aufwändig: Sie werden über eine CNC-Fräse geformt, später folgt viel Handarbeit mit schleifen und ölen.
Hier hat es 1967 gefunkt: Gold-Ehepaare lernte sich am Autoscooter kennen
Schnell reinspringen, bevor einem der Wagen vor der Nase weggeschnappt wird, dann Chip reinschieben, aufs Gas gehen und die anderen ausbremsen, rammen oder in die Ecke schieben, wo es nur geht: Ja, so geht Autoscooter.
Aber das ist nicht alles. „Obandeln“ ist nicht nur fahrtechnisch angesagt, sondern auch emotional. Schon viele junge Draufgänger hatten am Autoscooter der Familie Distel Schmetterlinge im Bauch und dort ihre große Liebe gefunden. Dazu gehören auch Josef und Evelyn Vodermayer. Kein Wunder also, dass der Autoscooter auf dem Rosenheimer Herbstfest für das Rosenheimer Ehepaar eine ganz besondere Bedeutung hat. Denn dort haben sich der Josef und seine Evelyn 1967 kennengelernt. Jetzt – 56 Jahre später – feiern sie am 8. September ihren 50. Hochzeitstag.
Josef Vodermayer vom gleichnamigen Autohaus in Rosenheim war schon als junger Bursche ein Automobil-Fan – und so zog es ihn auf der Wiesn magisch zum Autoscooter hin. Der war auch schon vor 50 Jahren Kult und dementsprechend war es oftmals nicht leicht, einen leeren Scooter für sich ergattern zu können.
Darum fasste sich die Evelyn an einem Wiesn-Tag wie diesem ein Herz und fragte einen jungen, feschen Fahrer, ob er jetzt nicht auch mal ihr das Steuer überlassen wolle. Der Josef wollte seinen Scooter aber noch nicht aus der Hand geben – und verneinte. Wenig später gab er sich aber doch einen Ruck und bot dem hübschen Madl immerhin den Platz neben sich an.
Eine gute Entscheidung: Aus dem ersten Kennenlernen wurde die große Liebe – und auch 50 Jahre nach der Hochzeit gehört eine Fahrt mit dem Autoscooter für das Rosenheimer Ehepaar zum Wiesn-Pflichtprogramm.
Eine Botschaft für die Liebste?
Busfahrer sein in modernen digitalen Zeiten – das hat Vorteile. So können sich Busfahrer und Busfahrerinnen das Geld für ein Wiesn-Herzerl mit einem Kosewort drauf sparen, um ihren Liebsten Verbundenheit und Wertschätzung zu zeigen. Der Schriftzug auf der Bus-Front tut es auch.
Festwirt Andi Schmidt: Wie von Real Madrid zu Barcelona
Als Festwirt vom Auer ins Flötzinger wechseln oder umgekehrt – das ist wie im Fußball ein Transfer von Real zu Barcelona oder vom FC Bayern zu Dortmund. Da schaut jeder besonders genau – und die Erwartungen sind hoch. „Die Aufregung war natürlich scho groß“, gibt Andreas Schmidt offen zu. Heuer ist er erstmals Festwirt im Flötzinger-Festzelt, mit 9500 Sitzplätzen angeblich Europas größtes Festzelt. Aus der Aufregung ist aber längst Spaß an der Freud geworden, „weil sehr vui guad highaut hod.“ Auf seine Vergangenheit in der Auerbräu-Festhalle angesprochen, betont der Festwirt, dass es auch beim Auer eine schöne Zeit gewesen sei. Aber das ist Geschichte, die Gegenwart heißt Flötzinger – und da geht es rund. Beispiel: Bei Hochbetrieb, wie etwa am Maurermontag, tummelten sich 77 „Heinzelmännchen“ allein in der Küche, um deftiges Kesselfleisch und andere Köstlichkeiten schnell, heiß und frisch auf den Tisch zu bringen.
Zusammengestellt von Ludwig Simeth, Karin Wunsam, Peter Schlecker, Franz Ruprecht und Ludwig Stuffer








