Ab dem 1. Mai
Schluss mit dem Tarif-Wirrwarr: So profitiert Rosenheim vom 49-Euro-Ticket
Es ist beschlossen: Nach dem 9-Euro-Ticket soll zum 1. Mai das bundesweite 49-Euro-Ticket für den Nahverkehr eingeführt werden. Doch was bedeutet die Einführung für die Rosenheimer und wann startet der Verkauf? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Rosenheim – Ein neues Zeitalter im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bricht an: Einsteigen und losfahren, egal ob der Bus gelb, rot oder weiß ist. Das macht das Deutschland-Ticket ab 1. Mai in Stadt und Landkreis Rosenheim möglich. Die Region profitiert von dem neuen, bundesweiten Angebot, für das heute der Vorverkauf startet, besonders. Denn: Als verbundfreier Raum ist Rosenheim seit Jahrzehnten ein „weißer Fleck“, was den ÖPNV betrifft.
Beitritt zum MVV im Dezember
Das Beispiel vom täglichen Arbeitsweg wird oft zitiert. Wer aus dem Rosenheimer Stadtteil Erlenau nach München muss, braucht heute drei Fahrkarten: für den Stadtbus zum Bahnhof, für den Zug zum Ostbahnhof oder Hauptbahnhof und ein MVV-Ticket für U-Bahn, Tram oder Bus in der Landeshauptstadt. Stadt und Landkreis machen damit Schluss und haben sich deshalb für den Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember ausgesprochen.
Doch zum 1. Mai gibt es vorab eine kleine „Revolution“: Mit dem Deutschland-Ticket kommt noch vor dem Fahrplanwechsel der Fahrschein, der vieles überflüssig macht und – vor wenigen Jahren noch unvorstellbar – bundesweit gültig ist in fast allen Bus- und Bahnlinien des Nah- und Regionalverkehrs. Grundsätzlich wird das Ticket nach dem Willen von Bund und Ländern digital – also per App oder auf einer Chipkarte – angeboten. Verkehrsunternehmen, die aktuell noch nicht in der Lage sind, ein solches digitales Ticket anzubieten, können die Fahrtkarte bis Jahresende dagegen in Papierform mit QR-Code ausgeben.
Drei Euro mehr und im ganzen Land fahren
Für alle Rosenheimer heißt das: Drei Euro mehr zahlen und im ganzen Land fahren. Denn: Eine Monatskarte für den Rosenheimer Stadtbus kostet heute 46 Euro. Diese gilt jedoch maximal von Langenpfunzen im Norden bis Pang im Süden und vom Aicherpark im Westen bis in die Kastenau im Osten. Das Deutschland-Ticket ist dagegen für 49 Euro zu haben und gilt in der ganzen Bundesrepublik. Aber auch wer heute in Rosenheim mit Wochenkarte oder Zehnerkarte unterwegs ist und nur hin und wieder die Bahn nutzt, fährt meist günstiger mit dem neuen „Klimaticket“.
Noch lukrativer wird es für Fahrgäste aus Kolbermoor und Pfaffenhofen (Gemeinde Schechen). Sie zahlen für den Stadtbus derzeit jeden Monat 52 Euro, sparen sich also mit dem Deutschland-Ticket sogar drei Euro. Und noch viel mehr sparen sich tausende Pendler aus Stadt und Umland. Nicht selten sind über 270 Euro jeden Monat fällig, um zur Arbeitsstätte und zurück zu kommen. Dank Deutschland-Ticket bleiben demnächst monatlich über 220 Euro mehr im Geldbeutel übrig.
Deutschland-Ticket unbefristet gültig
Ob das Deutschland-Ticket einen ähnlichen Ansturm auf Bus und Bahn auslöst, wie das 9-Euro-Ticket im letzten Jahr, bleibt abzuwarten. Nachhaltiger wirken und das eine oder andere Auto in der Garage überflüssig machen könnte es jedenfalls tatsächlich. Denn im Vergleich zum Vorgänger-Modell gilt das Deutschland-Ticket nicht nur drei Monate lang, sondern unbefristet – außer man kündigt das Abo.
Entsprechend äußerten rund 45 Prozent der Befragten in Bayern und Baden-Württemberg einer repräsentativen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC, das Ticket kaufen zu wollen. Besonders positiv gestimmt waren viele Menschen davon in den Metropolen und in mittelgroßen Städten, eben wie Rosenheim. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich der Anstieg über alle Verkehrszwecke erstreckt und sich nicht nur auf den Freizeitverkehr bezieht“, so Gabriel Flore, Manager Infrastructure und Mobility von PwC. Trotz dieser positiven Aussicht weist er jedoch auf große Herausforderungen der Branche hin: Fachkräfte und Fahrer sind knapp wie nie zuvor.
Wesentlicher Baustein, um Ziele zu erreichen
Stadt und Landkreis haben sich jedenfalls einen massiven Ausbau des ÖPNV auf die Fahne geschrieben, um Defizite in diesem Bereich auszugleichen und die Straßen zu entlasten. Das Deutschland-Ticket könnte ein wesentlicher Baustein sein, diese Ziele zu erreichen. Es spricht laut PwC nicht nur ÖPNV-Stammkunden an, sondern auch Menschen, die bisher nicht oder nur selten Bus und Bahn genutzt haben.
Ab Herbst können sich zudem auch die Rosenheimer Studenten freuen. Studierende, Azubis und Freiwilligendienstleistende können dann in Bayern ein vergünstigtes ÖPNV-Ticket kaufen, das landesweit gültig ist. Es soll 29 Euro kosten.
Mehr Informationen über das Deutschlandticket
Das Deutschlandticket kann bei den vor Ort bekannten und vertrauten Verkehrsverbünden und Verkehrsunternehmen erworben werden. Wer sein Deutschlandticket regional in Bayern kauft, sorgt in jedem Fall dafür, dass die Einnahmen auch in Bayern bleiben. Fahrgäste stärken damit ihre Unternehmen vor Ort, die künftig voraussichtlich auf einen Großteil anderer Ticketeinnahmen verzichten müssen“, sagt Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der BEG. Informationen über die bayerischen Angebote zum Deutschlandticket stellt die BEG unter www.bahnland-bayern.de/deutschlandticket zur Verfügung. Das Ticket ist ein personalisiertes Angebot, das nicht übertragbar ist. Kinder bis zu sechs Jahren fahren unentgeltlich mit. Weitergehende Mitnahmeregelungen, beispielsweise für eine unentgeltliche Mitnahme von Hunden oder Fahrrädern, sind zum Start nicht vorgesehen. Das Deutschlandticket wird als Abo angeboten, das jedoch monatlich gekündigt werden kann.