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Bekanntes Gesicht in der Volksmusik

Mitten in der Stadt: Wie ein Rosenheimer mit bayerischer Musik berühmt werden will

Walter Wieczorek aus Rosenheim ist nur durch eine „zufällige Wendung“ zur steirischen Harmonika gekommen.
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Walter Wieczorek aus Rosenheim ist nur durch eine „zufällige Wendung“ zur steirischen Harmonika gekommen.

Lederhose, Trachtenhut und eine steirische Harmonika: Wenn Walter Wieczorek einen Auftritt hat, muss alles zusammenpassen. Seit Jahren organisiert der Rosenheimer Volksmusikveranstaltungen in Wirtschaften. Und auch auf der Straße ist er immer öfter anzutreffen – aus einem ganz bestimmten Grund.

Rosenheim – Walter Wieczorek hat einen großen Traum: Der 71-jährige Rosenheimer möchte entdeckt werden und groß herauskommen. „Am liebsten im Fernsehen“, sagt er am Telefon. Und soweit ist er davon gar nicht entfernt, da ist sich Wieczorek sicher. „Es muss nur mal der Richtige vorbeikommen und zuhören, wenn ich auf der Straße spiele und singe.“ Seit einigen Jahren ist der Rentner mit seiner steirischen Harmonika – ein Handzuginstrument mit Knopf-Tastatur – auf den Straßen Münchens und Rosenheims unterwegs. Das ist allerdings nicht seine einzige Leidenschaft.

Organisator und Moderator

Seit 2009 organisiert und moderiert Wieczorek Hoagaschte – gesellige Volksmusikabende mit verschiedenen Musikern – in Wirtschaften im ganzen Landkreis. „Des ist neben dem Berggehen mein Leben“, sagt der 71-Jährige. „Genauso wie die Musik an sich“. Schon als Kind habe er im Keller der Eltern auf einem alten Keyboard „herumgeklimpert“. Wenig später habe er dann ein Akkordeon bekommen und Unterricht genommen. Das sei jedoch auch irgendwann „zum Problem“ geworden.

Mit zwei Schulfreunden wollte Wieczorek eine Band gründen, um die Lieder von den Beatles und den Rolling Stones nachzuspielen. „Das waren unsere Vorbilder, allerdings hatten wir nur zwei Gitarren und mein Akkordeon“, erzählt der Rosenheimer. Für die Art Musik hätte es aber ein Schlagzeug gebraucht. Deswegen habe sein Vater kurzerhand eines gekauft und er habe „mehr schlecht als recht“ gelernt, darauf zu spielen. „Die Wahl ist auf mich gefallen, weil ich damals musikalisch der Schlechteste war“, sagt der 71-Jährige und lacht. Aber irgendwie habe es funktioniert.

Erste Auftritte mit einer Band

So gut, dass die ersten Auftritte folgten. „Meist bei Veranstaltungen von den Landjugenden“, sagt der Rentner. Gespielt hätten sie alles, was ihnen selbst gefallen hat. Von englischen und deutschen Liedern über Tango- und Sambastücken bis hin zur Volksmusik. „Den Leuten hat es wohl auch gefallen, so wie die immer getanzt haben“, erinnert sich Wieczorek. Irgendwann seien auch Auftritte vor 600 Leuten und bei Hochzeiten dazugekommen.

Walter Wieczorek in seinem Musikzimmer.

Bis sich die Band unter anderem aus krankheitsbedingten Gründen auflösen musste. Danach sei Wieczorek noch vereinzelt als DJ in einem Rosenheimer Tanzlokal aufgetreten und habe Keyboard spielen gelernt. Ansonsten sei „das mit der Musik für einige Jahre eingeschlafen“. Bis zu einem „Schicksalsmoment“.

Per Zufall zur steirischen Harmonika

Bei einem Keyboard-Aufritt in Prien am Chiemsee sei ein Mann auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, warum er nicht auf der steirischen Harmonika spiele. „Er hat nur gesagt, dass ich die bayerischen Lieder damit schöner spielen kann und dann war er auch schon wieder verschwunden“, sagt Wieczorek. Bis heute sei er sich nicht sicher, ob der Moment wirklich so passiert ist oder ob er sich das eingebildet hat. Das habe ihm aber so lange keine Ruhe gelassen, bis er sich letztlich eine Ziehharmonika kaufte. „Da ist eine Liebe enstanden“, erinnert sich der Rosenheimer. Tagelang habe er das Instrument nicht mehr aus der Hand genommen und sei fast nur noch damit aufgetreten.

Als während der Corona-Lockdows keine Auftritte in Wirtschaften und bei Veranstaltungen mehr möglich waren, habe ihm daher auch etwas gefehlt. So sei er auf die Idee gekommen, im Freien auf der Straße zu spielen. Zunächst nur in München. „Ich war mir nicht sicher, ob es in Rosenheim überhaupt Interesse gibt, dass ich meine Musik spiele“, sagt Wieczorek. Erst als er in München „gut angekommen“ sei, habe er es auch in „seiner Stadt“ versucht. Inzwischen spielt er häufiger in Rosenheim – immer für genau vier Stunden.

„Schade ist nur, dass man dort nur einmal in der Woche auf der Straße spielen darf“, sagt Wieczorek. Das hat den Grund, dass allen Musikern die Möglichkeit gebeben werden soll, gleich oft auftreten zu können, teilt Christian Baab, stellvertretender Pressesprecher der Stadt, mit. Zudem brauche es eine Genehmigung für die Aufritte.

Bekannte aber auch bayerische Lieder

Die hole sich Walter Wieczorek immer persönlich ab. Dann zieht er in Lederhosen, Trachtenweste und Hut vom Karstadt über den Max-Josefs-Platz zum Ludwigsplatz. „Die Tracht gehört einfach zur steirischen Harmonika und ist besonders“, sagt der Rosenheimer. Außerdem falle er damit auf. Immer wieder blieben Leute stehen und machten Fotos mit ihm – vor allem in München. „Wahrscheinlich, weil sie selten jemanden so rumlaufen sehen“, sagt der Rosenheimer und lacht. Einige sängen auch mit oder wippten mit den Füßen im Takt. Vor allem wenn er bekannte Lieder oder bayerische Walzer spiele. „Wenn man dann noch ein Lächeln bekommt, gibt es nichts Schöneres.“

Spielen will Walter Wieczorek noch so lange, wie es gesundheitlich geht. Immer mit dem Ziel: „Die Menschen zum Mitmachen animieren und für bayerische Musik zu begeistern.“

Der nächste Auftritt von Walter Wieczorek

Auch während des Herbstfestes ist Walter Wieczorek mit seiner steirischen Harmonika in Rosenheim unterwegs. Falls das Wetter passt, beginnt seine Tour durch die Stadt am Freitag, 1. Spetember, voraussichtlich zwischen 13 und 14 Uhr. Dabei spielt er meist an den bekannten Orten wie dem Max-Josefs-Platz, Ludwigsplatz oder dem Grünen Markt.

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