WV-Geschäftsführer erklärt Sicherheitskonzept
Nach Unwetter auf Herbstfest: Ab wann müsste die Loretowiese evakuiert werden?
Das Unwetter am Samstag, 26. August, setzte auch das Rosenheimer Herbstfest für kurze Zeit unter Wasser. Ein Großteil der Besucher nahm es mit Humor - doch was würde im Ernstfall passieren? Und wie sicher ist eine Gondelfahrt in 55 Meter Höhe, wenn ein Sturm aufzieht?
Rosenheim - Sebastian Willenborg hat schon viele Unwetter erlebt. Seit 55 Jahren ist seine Familie auf dem Rosenheimer Herbstfest vertreten. Immer dabei: Das 55 Meter hohe Riesenrad. „Es wurde in Deutschland hergestellt, der Sicherheitsstandard ist sehr hoch“, sagt Willenborg am Telefon. Aus diesem Grund werde er auch nur selten nervös, wenn sich ein Unwetter ankündigt. Wie beispielsweise am Samstagnachmittag, 26. August.
Festzelte als Notunterschlupf
Innerhalb kürzester Zeit stand die Loretowiese unter Wasser, Schausteller mussten für kurze Zeit ihren Betrieb einstellen, die Festzelte der beiden Brauereien dienten als Notunterschlupf. Auch Sebastian Willenborg hatte alle Hände voll zu tun. Er informierte die Fahrgäste, stellte innerhalb kürzester Zeit den Fahrbetrieb ein. „Passieren würde auch bei einem Gewitter nichts“, sagt der Schausteller.
Das Fahrgeschäft sei windsicher, dass sich Gondeln überschlagen aufgrund ihres Gewichts nahezu ausgeschlossen. „Trotzdem würden die Gondeln natürlich sehr schaukeln“, erklärt Willenborg. Das würde der ein oder andere Fahrgast höchstwahrscheinlich als unangenehm empfinden. Hinzu kommen die Geräusche in einer Höhe von 55 Metern, die durch den Wind erzeugt werden. „Wir verkaufen Spaß und Freude“, sagt der Schausteller. Genau diese beiden Dinge würden bei einem Unwetter jedoch zu kurz kommen. Weshalb er den Fahrbetrieb in solchen Situationen einstellt.
Verschiedene Sicherheitskonzepte
„Fast alle Schausteller haben am Samstag für kurze Zeit ihre Betriebe geschlossen“, sagt Klaus Hertreiter, Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbands. Die Schausteller würden sich mit solchen Situationen auskennen. Und auch die Vertreter des Wirtschaftlichen Verbands wüssten, was im Notfall zu tun ist. So gebe es verschiedene Sicherheitskonzepte - unter anderem für Unwetter. „Wir wissen genau, wann wer wie mit wem kommuniziert“, sagt der Geschäftsführer.
Er selbst schaue sich während der Herbstfest-Zeit täglich die Berichte des Deutschen Wetterdienstes an. Gleichzeitig werden die Schausteller ihm zufolge automatisch mit Informationen zur Wetterlage versorgt. Noch detailliertere Berichte erhalten die Kollegen vom Katastrophenschutz. Sollte es eine Warnung geben, greife das Sicherheitskonzept. „Oft handeln wir situativ“, sagt Hertreiter. Das habe sich auch am Samstag bewährt. „Die Besucher haben es gut hinbekommen. Es hat auch im Nachgang keine Beschwerden gegeben“, sagt der WV-Geschäftsführer.
Kontrollierter Einlass und ruhige Musik
Als Schutzräume für die Besucher fungierten unter anderem die Auerbräu-Festhalle sowie das Flötzinger-Festzelt. Auch die Fahrgeschäfte der Schausteller dienten als Unterstand. „Die Zeltbetreiber wissen, wie sie sich in solchen Fällen verhalten müssen“, sagt Hertreiter. Das bestätigt auch Wolfgang Dichtl. Er ist Zeltleiter beim Flötzinger Bräu und hat schon das ein oder andere Unwetter erlebt. Für das Festzelt gebe es ein mit dem Ordnungsdienst abgestimmtes Sicherheitskonzept. „Während des Unwetters gab es einen kontrollierten Einlass“, sagt Dichtl. So musste das Zelt aufgrund des Windes zwar an einigen Stellen geschlossen werden, trotzdem habe man dafür gesorgt, dass beispielsweise Besucher mit Kinderwagen noch einen Unterschlupf im Zelt finden.
Auf die Musik werde während eines Unwetters in der Regel nicht verzichtet. Auch um die Geräuschkulisse, die durch Regen und Wind entsteht, auszublenden. „Erfahrungen haben gezeigt, dass es uns damit gelingt, Panik zu unterbinden und die Situation zu beruhigen“, sagt Dichtl.
Räumung zum Teil kontraproduktiv
An eine Räumung der Loretowiese habe am Samstag niemand gedacht. „Das kann auch kontraproduktiv sein“, sagt Hertreiter. Denn bei einem Unwetter sei wichtig, den Leuten Schutzräume zu bieten - und sie nicht des Platzes zu verweisen. „Aber auch das ist eine situative Entscheidung“, sagt der Geschäftsführer.