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Rosenheimer Chefarzt über die Gefahren

18.000 Tote im Jahr: Warum Brustkrebsfälle zunehmen und worauf alle achten sollten – auch Männer

Die Anzahl der Brustkrebserkrankungen ist seit einigen Jahren deutlich gestiegen, wie auch Dr. Andreas Schnelzer im Romed-Klinikum täglich feststellt.
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Die Anzahl der Brustkrebserkrankungen ist seit einigen Jahren deutlich gestiegen, wie auch Dr. Andreas Schnelzer im Romed-Klinikum täglich feststellt.

Die Zahl der Brustkrebs-Fälle hat sich seit einigen Jahren verdoppelt. Auch in Rosenheim werden jährlich hunderte Patienten behandelt. Ein Romed-Chefarzt erklärt, warum die Zahlen ansteigen und ob auch Männer betroffen sind. Könnte es in absehbarer Zeit eine Impfung geben?

Rosenheim – Seit über 20 Jahren gibt es das Brustzentrum im Romed-Klinikum in Rosenheim. In dieser Zeit wurde bei 4000 Patienten – in den allermeisten Fällen Frauen – die Diagnose Brustkrebs gestellt. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt Dr. Andreas Schnelzer, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Romed-Klinikum, unter anderem welche Behandlungsformen es gibt, wie die Chancen auf eine Heilung stehen und was die Erkrankung bei Männern schwieriger macht.

Wie oft verläuft eine Brustkrebserkrankung tödlich?

Dr. Andreas Schnelzer: Die Diagnose Brustkrebs kann potentiell immer zum Tod führen. Wenn die Erstdiagnose aber früh gestellt wird und noch keine Metastasen gebildet wurden, ist Brustkrebs jedoch kein Todesurteil mehr. Rechtzeitig erkannt und leitliniengerecht behandelt, sind die meisten Brustkrebserkrankungen heilbar. Die Sterberate ist seit Jahrzehnten kontinuierlich rückläufig. Zwar sterben über 18.000 Frauen jährlich an Brustkrebs in Deutschland, aber rund 88 Prozent aller Frauen mit einer Brustkrebs-Diagnose sind nach fünf Jahren noch am Leben, nach zehn Jahren sind es 80 Prozent. In den fortgeschrittenen Stadien sind es nur noch 31 Prozent.

Was ist das Gefährliche an Brustkrebs?

Dr. Schnelzer: Das Gefährliche ist, wenn der Brustkrebs Metastasen in anderen lebenswichtigen Organen wie zum Beispiel in der Leber, Lunge oder im Gehirn bildet. An lokalen Erkrankung der Brust stirbt man normalerweise nicht. Aber je länger der Krebs unentdeckt bleibt und in der Brust wachsen kann, umso größer ist das Risiko, dass sich Krebszellen lösen und im Körper verteilen.

Dr. Andreas Schnelzer, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe am Romed-Klinikum.

Bildet Brustkrebs schnell Metastasen?

Dr. Schnelzer: Bei lediglich sieben Prozent aller Patienten werden Metastasen bereits im Rahmen der Erstdiagnose gefunden. Das Risiko hängt vom Tumortyp ab, ob er zum Beispiel hormonabhängig wächst oder nicht. Bei einem kleinen Anteil der Karzinome reicht schon ein Brusttumor mit der Größe von einem Zentimeter, um Metastasen im ganzen Körper setzen zu können.

Beunruhigend ist, dass die Zahl der Erkrankungen ansteigt.

Dr. Schnelzer: Aktuell erkrankt in Deutschland jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Seit den 1980er Jahren ist die Zahl der Neuerkrankungen auf das Doppelte angestiegen. Das Risiko zu erkranken steigt mit dem Alter an. Mit rund 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung der Frau.

Woran liegt das?

Dr. Schnelzer: Die Gründe für die steigende Anzahl an Brustkrebserkrankungen sind nicht eindeutig geklärt. Sicherlich spielen immer bessere diagnostische Möglichkeiten und das Deutsche Mammographiescreening eine Rolle, da dadurch mehr Fälle in sehr frühen Stadien oder als Vorstufen diagnostiziert werden. Grundsätzlich liegt ein Zusammenhang mit unseren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten und Umwelteinflüssen in der westlichen Welt nahe. In Asien erkranken Frauen zum Beispiel seltener.

Und wie viele Erkrankungen gibt es in Rosenheim?

Dr. Schnelzer: Wir behandeln knapp 300 neu an Brustkrebs erkrankte Patientinnen und Patienten jedes Jahr.

Wie viele Patienten davon können nach der Diagnose vollständig geheilt werden?

Dr. Schnelzer: Voraussetzung für eine dauerhafte Heilung ist, dass der Tumor vollständig zerstört wird. Krebs wird in Fachkreisen als eine „systemische Erkrankung“, also eine Erkrankung des gesamten Körpers gesehen, auch wenn der Tumor nur in der Brust gefunden wird. Auch wenn die Erkrankung bereits 20 und mehr Jahre zurückliegt, kann sie zurückkommen. Entweder lokal an der Brust oder in anderen Organen.

Rund 18.000 Frauen sterben jährlich an Brustkrebs.

Welche Behandlungsformen gibt es aktuell?

Dr. Schnelzer: Im Zentrum der Brustkrebstherapie steht nach wie vor die Operation des Brustkrebses, die aber in
den meisten Fällen brusterhaltend erfolgt. Es wird also nur der Tumor aus der Brust entfernt. Im Anschluss folgt eine Bestrahlung der operierten Brust. Je nach individueller Situation und abhängig von der Aggressivität des Tumors und dessen molekularen Eigenschaften können eine Antihormontherapie, eine Chemotherapie oder eine Immuntherapie das Risiko senken, dass die Erkrankung erneut auftritt. Man versucht heutzutage immer eine Chemotherapie zu vermeiden, wenn es möglich ist.

Seit neuestem gibt es die Hoffnung auf eine Impfung aus den USA gegen Brustkrebs, was halten Sie davon?

Dr. Schnelzer: Das ist mit Sicherheit ein wichtiger und interessante Ansatzpunkt, der irgendwann helfen kann. Hier handelt es sich aber um experimentelle Untersuchungen, deren Wirksamkeit erst in klinischen Studien belegt werden muss. Aktuell sind derartige Impfungen noch nicht zugelassen oder verfügbar. Es ist nicht absehbar, dass ein Präparat auf den Markt kommt, das das Risiko einer Erkrankung reduziert.

Kann man sich vor einer Erkrankung schützen oder liegt es allein an den Genen?

Dr. Schnelzer: Während bei einem Viertel der Patienten Brustkrebs gehäuft in der Familie auftritt, lässt sich nur bei fünf bis maximal zehn Prozent aller Erkrankten ein krankheitsauslösendes Gen nachweisen. Es gibt keinen Einzelfaktor, der für die Entstehung von Brustkrebs verantwortlich ist. Man spricht deshalb von multifaktoriellen Ursachen. Ein gesunder Lebensstil, Vermeidung von Stress und Übergewicht und regelmäßiger Sport können das Brustkrebsrisiko senken. Sehr wichtig ist die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen. In Deutschland wird jede Frau zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre zur kostenlosen Mammographie als Screeninguntersuchung eingeladen.

Der Rosenheimer Arzt rät vor allem Frauen, die jährlichen Vorsorgeuntersuchungen wahzunehmen.

Auf welche Symptome sollte man achten?

Dr. Schnelzer: Zum Beispiel auf Größenveränderungen einer Brust oder Schmerzen, tastbare Verhärtungen in der Brust oder Achselhöhle, Verformung der Brust beim Heben des Armes oder Veränderung der Haut an der Brust.

Sollten darauf auch Männer achten?

Dr. Schnelzer: Ein Prozent aller Brustkrebsfälle werden bei Männern diagnostiziert. Die Erkrankung und der Verlauf ist bei Männern genauso gefährlich wie bei Frauen. Der Krebs wird nur häufig später diagnostiziert, weil Männer meist nicht an Brustkrebs denken, wenn sich in der Brust ein Knoten bildet. Das macht es schwieriger. Deshalb sollten auch Männer regelmäßig ihre Brust abtasten und auf Knoten achten.

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