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Laserkontrolle in Fürstätt

Süßes, oder es setzt Saures! Rosenheimer Viertklässler ziehen Raser aus dem Verkehr

Polizeihauptmeister Thomas Unterlinner und eine Viertklässlerin der Grund- und Mittelschule Fürstätt verteilen ein Stück Schokolade an eine vorbildliche Autofahrerin.
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Polizeihauptmeister Thomas Unterlinner und eine Viertklässlerin der Grund- und Mittelschule Fürstätt verteilen ein Stück Schokolade an eine vorbildliche Autofahrerin.

Eine Verkehrskontrolle der etwas anderen Art hat die Rosenheimer Polizei am Donnerstagvormittag (19. September) in der Nähe der Grund- und Mittelschule Fürstätt durchgeführt. Warum etliche Autofahrer ein Stück Zitrone essen mussten – und welche kuriosen Ausreden es fürs Rasen gab.

Rosenheim – Matthias Bädermann hat schon die ein oder andere brenzlige Situation erlebt. Der Lehrer an der Grund- und Mittelschule in Fürstätt radelt fast täglich die Hochfellnstraße entlang. „Wie die Autofahrer zum Teil an mir vorbeischießen, ist grenzwertig“, sagt er. Auch der Sicherheitsabstand werde in den wenigsten Fällen eingehalten. Vor allem für Kinder entstehen so immer wieder gefährliche Situationen.

Lasermessgerät in der 30er-Zone

Umso freut sich der Lehrer über die Initiative der Rosenheimer Polizei. Unter dem Motto „Schokolade oder Zitrone“ wurden am Donnerstagvormittag (19. September) Autofahrer kontrolliert – mit Unterstützung zahlreicher Viertklässler. Während die Beamten bereits das Lasermessgerät in der 30er-Zone aufbauten, erhielten die Schüler letzte Anweisungen von ihrem Lehrer.

Matthias Bädermann arbeitet als Lehrer an der Grund- und Mittelschule und ist bereits zum zweiten Mal bei der Aktion „Schokolade und Zitrone“ dabei.

„Autofahrer, die sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit halten, bekommen ein Stück Schokolade. Wer zu schnell unterwegs ist, muss in eine Zitrone beißen“, erklärt Polizeihauptkommissar Robert Maurer. Während er erklärt, winkt sein Kollege, Polizeimeister Lennart Busch, bereits die erste Autofahrerin aus dem Verkehr. Die Frau schaut irritiert aus dem Fenster, wirft dann einen Blick auf ihren Tacho und öffnet die Tür.

„Keine Sorge, sie haben nichts falsch gemacht“, beruhigt sie Polizist Thomas Unterlinner. Er klärt die Frau über die Aktion auf, lobt sie dafür, dass sie sich an die Geschwindigkeit gehalten hat. Hinter ihm haben sich bereits zwei Viertklässlerinnen aufgestellt, ein Mädchen hält eine Tafel Schokolade in der Hand. Schüchtern reicht sie der Frau ein Stück. „Vielen Dank, dass sie alles richtig gemacht haben“, sagt sie, bevor sie zurück zu ihren Freundinnen rennt.

Polizeihauptmeister Thomas Unterlinner hat Schokolade und Zitronen dabei.

Nur wenige Minuten später ruft Busch das Wort „Zitrone“. Aufgeregt öffnen die Schüler einen Glasbehälter mit den Zitronenscheiben und laufen auf den roten Honda zu. Der Fahrer, ein ehemaliger Schüler der Grund- und Mittelschule, war mit 40 Stundenkilometern unterwegs – in einer Tempo-30-Zone. „Ich habe es eilig. Aber es tut mir leid, dass ich zu schnell unterwegs war. Das war mein Fehler“, sagt er. Weil er sich einsichtig zeigt, stellt ihn Polizist Thomas Unterlinner vor die Wahl: Entweder in die Zitrone beißen oder eine Geldstrafe zahlen. Der junge Mann muss nicht lange überlegen und nimmt die Zitrone in den Mund, bevor er seine Fahrt fortsetzt.

Seit Wochen auf Termin hingefiebert

„Die Aktion ist total wichtig. Kinder haben kein Gespür für die Geschwindigkeiten für Autos“, sagt Lehrer Matthias Bädermann, während er seine Schützlinge dabei beobachtet, wie sie Schokolade und Zitronen verteilen. Die Kinder würden schon seit Wochen auf den Termin hinfiebern. „Sie reden von nichts anderem mehr. Es macht ihnen Spaß, mit Verkehrssündern zu sprechen“, sagt er und lacht.

Weil er verschlafen hat, war dieser Rosenheimer deutlich zu schnell unterwegs. Statt eines Bußgelds biss er in die Zitrone.

Währenddessen hat Polizeimeister Lennart Busch bereits das nächste Auto aus dem Verkehr gezogen. Der Rosenheimer war mit 43 Stundenkilometern deutlich zu schnell unterwegs. „Ich habe verschlafen und habe einen wichtigen Termin im Krankenhaus“, sagt er. Die Kinder stehen vor ihm, fragen, ob er nicht wisse, dass man auf der Hochfellnstraße nur 30 Stundenkilometer fahren dürfe. Zudem weisen sie ihn darauf hin, dass überhöhte Geschwindigkeit für Schüler durchaus gefährlich sein kann. Auch er zeigt sich einsichtig, entschuldigt sich und beißt in die Zitrone.

Die Fahrerin des weißen Skodas war mit 38 km/h in einer Tempo-30-Zone unterwegs. Zur Strafe musste sie in eine Zitrone beißen.

„Bei erhöhter Geschwindigkeit verlängert sich auch der Bremsweg. Das kann eine mögliche Unfallursache sein“, erklärt Robert Maurer. Vor allem auf dem Schulweg sei es deshalb wichtig, dass Autofahrer nicht zu schnell unterwegs sind. Das weiß auch die Fahrerin eines weißen Skoda. Trotzdem war sie an diesem Vormittag mit acht Stundenkilometer zu schnell unterwegs. „Ich habe einen Friseurtermin. Auf der Autobahn hat schon Chaos geherrscht. Normalerweise bin ich nie zu schnell“, sagt sie. Die Kinder hören zu, nicken. Sie scheinen die Erklärung zu akzeptieren. In die Zitrone beißen muss die Frau trotzdem. Kurz bevor sie ihre Fahrt fortsetzt, bekommt sie noch einen Ratschlag von Polizist Thomas Unterlinner mit auf den Weg: „Fahren Sie langsam in Zukunft, auch wenn Sie im Stress sind. Den Kindern zuliebe.“

Bewusstsein für Verkehrssicherheit gestärkt

Nach rund zwei Stunden ist die Kontrolle beendet. „Das Ergebnis ist durchwachsen“, sagt Hauptkommissar Robert Maurer. Es habe etliche Autofahrer gegeben, die sich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit gehalten haben und mit einem Stück Schokolade belohnt wurden. Gleichzeitig habe es aber auch einige Verkehrssünder gegeben – die von Polizei und Schülern getadelt wurden. „Ich glaube, es ist uns trotzdem gelungen, das Bewusstsein für die Verkehrssicherheit zu stärken“, sagt Maurer.

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