Neubau eines Technologieparks an TH
Müssen wirklich 80 Bäume weg? 320-Millionen-Euro-Projekt in Rosenheim stößt auch auf Kritik
Es ist wohl eines der größten Bauvorhaben in der Geschichte der Stadt Rosenheim: Auf dem Gelände der ehemaligen Bogensiedlung will die Technische Hochschule (TH) einen Technologiepark und ein Studierendenzentrum errichten. Was genau geplant ist – und warum die Grünen Kritik äußern.
Rosenheim – Es waren deutliche Worte, die Stadträtin Daniela Dieckhoff (Grüne) während der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses fand. „Es ist ein Armutszeugnis“, sagte sie. Damit meinte die Stadträtin keinesfalls die Pläne für den neuen Technologiepark samt Studierendenzentrum, der auf dem Gelände der ehemaligen Bogensiedlung entstehen soll, sondern vielmehr die Tatsache, dass dafür 80 Bäume gefällt werden müssen.
70 Bäume unterliegen Verordnung
Es ist eine Kritik, die Daniela Dieckhoff und ihre Fraktionskollegen bereits vor einigen Jahren äußerten. Denn von den 80 Bäumen unterliegen 70 der Baumschutzverordnung. Dabei handelt es sich um Bäume mit Stammumfängen zwischen 22 und 280 Zentimeter. Bereits im November 2022 hatte Dieckhoff sich deshalb dafür eingesetzt, die Planungen anzupassen.
Ihr Vorschlag wurde damals abgeschmettert und auch drei Jahre später stand ihre Fraktion mit der Kritik alleine da. Trotzdem ließ es sich Daniela Dieckhoff nicht nehmen, der Verwaltung einige Vorschläge zu unterbreiten, wo ihrer Meinung nach Bäume erhalten bleiben könnten. So müssen unter anderem Bäume weichen, um Platz für ein Volleyballfeld, ein Müllhaus, ein Schachfeld sowie Stellplätze zu machen. Für Dieckhoff ein Unding.
Unverständnis von OB März
„Ist es ihr Ernst, dass wir uns über ein paar Bäume unterhalten, wenn wir in die Zukunft unseres Technologiestandorts investieren?“, entgegnete Oberbürgermeister Andreas März (CSU). Vorgesehen ist – wie bereits mehrmals berichtet – der Bau von zwei Gebäuden, die an der Ecke Westerndorfer und Hochschulstraße entstehen sollen.
Der als X-Bau bezeichnete Technologiepark soll dabei verschiedene Funktionsbereiche der TH wie Werkstätten, kleinere Labore, Seminarräume sowie Projekt- und Büroarbeitsplätze beinhalten. Im Studierendenzentrum sind eine Mensa mit Speisesaal, ein digitales Lernzentrum sowie Servicebüros vorgesehen. Und um das Vorhaben auf der etwa 25.000 Quadratmeter großen Fläche – von der circa 13.000 Quadratmeter bebaut werden – realisieren zu können, müssen eben 80 der insgesamt 115 vorhandenen Bäume gefällt werden.
„Ich habe absolut nichts gegen Technologie. Was mich stört, ist, dass nicht auf den Baumbestand eingegangen wurde“, fuhr Daniela Dieckhoff fort. Nochmals erinnerte sie daran, dass es vor zwei Jahren Überlegungen dazu gegeben hatte, ob es nicht doch irgendwie gelingen könnte, den „ein oder anderen Baum zu retten“. Das sei ihr zufolge jedoch nicht gelungen. „Dass Bäume jetzt für ein Müllhaus oder ein Schachfeld gefällt werden müssen, dafür habe ich kein Verständnis“, sagte sie.
Oberbürgermeister März erinnerte daran, dass das Ergebnis einem „mehrjährigen Planungsprozess zugrunde liege“, das Umweltamt sich das Vorhaben angeschaut und für genehmigungsfähig eingeschätzt habe. „Der Zeitplan ist kritisch. Ich bin nicht dazu bereit, mir noch einmal darüber Gedanken zu machen, ob man den ein oder anderen Baum nicht doch noch erhalten könnte“, sagte er.
Lob vonseiten der CSU
Während sich ein Großteil der Grünen von dieser Aussage enttäuscht zeigte, erntete März Zustimmung von allen anderen Fraktionen. „Wir begrüßen sehr, was entsteht. Es ist zukunftsweisend für unsere Stadt und unsere Wirtschaft“, lobte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. „Ohne Fällungen ist das Vorhaben nicht möglich“, pflichtete ihm Dr. Wolfgang Bergmüller (CSU) bei.
Unterstützung für das Projekt gab es auch von der SPD. „Wir finden das Vorhaben gut“, sagte deren Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Er erinnert ein diesem Zusammenhang daran, dass für die Bäume, die gefällt werden müssen, Ersatzpflanzungen notwendig sind. Insgesamt müssen – so geht es aus den Sitzungsunterlagen hervor – 154 Ersatzpflanzungen nachgewiesen werden. 77 davon können auf dem Grundstück gepflanzt werden.
Weil für die anderen 77 Baumpflanzungen an gleicher Stelle kein Platz mehr ist, muss die TH eine Ausgleichszahlung in Höhe von 1.000 Euro pro Baum bezahlen. Das Geld fließt laut Verwaltung in die Pflanzung von Bäumen an einer anderen Stelle im Stadtgebiet.
Mehrheit ist für das Projekt
Letztendlich sprachen sich die Stadträte mit 10:1 Stimmen für eine Teilbaugenehmigung aus. Heißt: In den kommenden Wochen sollen die 80 Bäume gefällt werden. Zudem sollen Gebäude- und Straßenreste abgetragen werden und eine Kampfmittelsondierung durchgeführt werden. Mitte 2028 sollen sowohl der Technologiepark als auch das Studierendenzentrum stehen. Die Gesamtkosten liegen bei rund 320 Millionen Euro. Bauherr ist der Freistaat.

