Anderer Landkreis macht es Rosenheim vor
„Unfallzahlen gingen erheblich zurück” – Was für ein Motorrad-Verbot am Sudelfeld spricht
Sollte das Sudelfeld für Motorradfahrer gesperrt werden? Diese Frage wurde nach zahlreichen Unfällen zu Beginn der Biker-Saison erneut diskutiert. Nur 70 Kilometer entfernt, im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, gibt es ein solches Verbot seit gut einem Jahr. Und die Zahlen sprechen für sich.
Sudelfeld – Die Befürworter einer möglichen Sudelfeldsperre für Motorradfahrer, wie die CSU-Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, sprechen von „akutem Handlungsbedarf“. Andere, wie das Rosenheimer Landratsamt, verweisen auf den Eingriff in die Grundrechte der Motorradfahrer und die dafür „notwendige Prüfung aller Daten über einen längeren Zeitraum”. Fakt ist: Die Diskussion um die hohe Belastung für alle Verkehrsteilnehmer auf Passstraßen gibt es seit Jahren - und das nicht nur am Sudelfeld.
Kesselberg testet eine Sperre
Am Kesselberg im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen gab es, nach einer ähnlichen Debatte wie in der Region Rosenheim, im April 2023 eine Sperre für Krafträder. Während der kompletten Sommersaison bis zum 31. Oktober 2023 war die Straße zwischen Kochelsee und Walchensee von 15 bis 22 Uhr für Biker nicht befahrbar. Und auch im Jahr 2024 wird das Modell in den Sommermonaten getestet. Dieser „Probezeitraum“ soll zeigen, ob es tatsächlich zu weniger Unfällen kommt.
Zahl der Unfälle ging zurück
Ein erstes Zwischenergebnis auf Nachfrage des OVB beweist: „Im vergangenen Jahr gingen die Unfallzahlen erheblich zurück – sowohl in der Zahl als auch in der Schwere der Unfälle“, sagt Marlis Peischer, Pressesprecherin des Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. Demnach gab es im Zeitraum zwischen 2018 und 2022 insgesamt 143 Unfälle, von denen in 105 Fällen Motorradfahrer als Verursacher beteiligt waren. Knapp 80 Prozent davon ereigneten sich zwischen 15 und 22 Uhr.
Im Jahr 2023 kamen insgesamt nur noch zwölf weitere Motorradunfälle dazu. „Wie belastbar diese Zahl ist, wird sich allerdings erst zeigen”, sagt Peischer. Denn zu viele Faktoren, wie beispielsweise das Wetter, spielen eine Rolle, um nach nur einem Jahr einen adäquaten Vergleich ziehen zu können.
Ein erster Hinweis darauf, dass eine Sperre etwas bewirken könnte, sollte die Statistik allerdings allemal sein. Auch CSU-Bundestagsabgeordnete Ludwig schlug in ihrem Brief an den Regierungspräsidenten von Oberbayern, Konrad Schober, vor, das Vorgehen am Kesselberg als Referenz zu nehmen.
Kesselberg keine Blaupause
Doch die Regierung von Oberbayern betonte auf Nachfrage, dass es sich bei solchen Entscheidungen immer um Einzelfälle handelt und die Zahlen von Bad-Tölz-Wolfratshausen daher nicht als „Blaupause“ dienen können. Selbst wenn sich die Unfallzahlen vom Kesselberg auch in der Saison 2024 bestätigen, ist dementsprechend davon auszugehen, dass die Diskussion rund um das Sudelfeld weitergehen wird.