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Fragen, Ängste und Probleme

Neues Angebot in der Region: So helfen 16 Apotheken in Rosenheim Patienten mit Demenz

In der Heilig-Geist Apotheke in Rosenheim gibt es ein neues Angebot für Demenzerkrankten und deren Angehörigen. Sehr zur Freude von Inhaber Dominik Simon.
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In der Heilig-Geist Apotheke in Rosenheim gibt es ein neues Angebot für Demenzerkrankten und deren Angehörigen. Sehr zur Freude von Inhaber Dominik Simon.

An Demenz zu erkranken, stellt Betroffene, Familie und Freunde vor große Herausforderungen. Nun gibt es ein neues Angebot in 16 Apotheken in Stadt und Landkreis Rosenheim. Das steckt dahinter.

Rosenheim – Es ist ein kleiner, runder Aufkleber, der an der Tür der Heilig-Geist Apotheke in Rosenheim klebt. Dahinter steckt eine große Sache. Denn der weiß grüne Sticker mit den Worten „Demenz?! Demenzfreundliche Apotheke“ weist auf ein neues Angebot hin. Sehr zu Freude von Dominik Simon, Inhaber der Heilig-Geist Apotheke.

„Apotheken sind oft eine erste Anlaufstelle für Patienten und deren Angehörige“, sagt Simon. Er und seine Mitarbeiter nahmen an einer Fortbildung teil, um Betroffene und Angehörige von Demenz besser helfen zu können. „Wir können in diesem Bereich noch gezielter auf die Bedürfnisse von Demenzpatienten und deren Familien eingehen und aktuelle, hilfreiche Informationen weitergeben“, sagt der Apotheker aus Rosenheim.

Ein breites Hilfsangebot

Es sind zum Beispiel Informationen zu regionalen Anbietern von sozialen Beratungs- und Hilfsangeboten. „Zum anderen haben wir festgestellt, dass Menschen mit Demenz oft Schwierigkeiten haben, ihre Medikamente korrekt einzunehmen“, sagt Simon. Daher bietet die Apotheke die Dienstleistung an, die Medikamente übersichtlich in Wochenblister abzupacken. Der Patient habe so eine bessere Übersicht, was er wann einnehmen muss und auch die Angehörigen werden dabei entlastet. Gleichzeitig können die Apotheker direkt auf unerwünschte Wechselwirkungen bei der Einnahme der verschiedenen Medikamente reagieren.

Um überhaupt die Bezeichnung „Demenzfreundliche Apotheke“ führen zu können, musste Simon mit seinen Angestellten an einer speziellen Schulungsreihe teilnehmen. Diese fanden an drei Abenden statt. An den ersten beiden Abenden sei es um die medizinischen und pharmazeutischen Aspekte rund um die Erkrankung gegangen. Die Apotheker lernten außerdem den Umgang mit Demenzerkrankten im Allgemeinen und speziell auf ihren zukünftigen Umgang im Berufsalltag kennen. Am letzten Abend stellten sich die Netzwerkpartner vor und tauschten sich über ihre Arbeit aus.

Helfen bei Fragen, Ängsten und Problemen

In der St. Hubertus Apotheke in Siegsdorf gibt es dieses Angebot schon länger. Die Inhaberin Barbara Bindrum ist darüber sehr glücklich und auch bei ihren Kunden komme es sehr gut an. „Sie freuen sich, Ansprechpartner bei uns zu finden, die ihren persönlichen Fragen, Ängsten und Probleme mit der Erkrankung Demenz weiterhelfen“, sagt Bindrum. Solche Ängste sind auch für sie nicht fremd.

„Ich bin selbst seit knapp 18 Jahren pflegende Angehörige einer an Demenz erkrankten Mutter“, sagt sie. Dass es solch ein Angebot gibt, sei wichtig. Dass sie dieses Projekt auch nach Rosenheim brachte, war reiner Zufall. Als Apothekerin machte Barbara Bindrum 2016 eine Weiterbildung im Bereich Prävention. Dort stieß sie auf das Projekt „Demenzfreundliche Apotheke“ (DFA), welches vom wissenschaftlichen Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) ins Leben gerufen wurde.

Nach der Weiterbildung habe sich Bindrum intensiv mit diesem Projekt auseinandergesetzt. Wohl auch wegen ihres persönlichen Bezuges zu dieser Krankheit. Sie habe immer wieder die Hilfe von der Alzheimer Gesellschaft gesucht. Auch hier engagiert sich Bindrum ehrenamtlich. Im März dieses Jahres ist sie zur dritten Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Süd-Ost-Bayern (SOB) gewählt worden. Im SOB sind die drei Landkreise Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land vernetzt. Die beiden letzten Regionen waren schon Teil vom Projekt DFA. Rosenheim zog nun nach. Mit der Unterstützung von Barbara Bindrum.

Großes Hilfsangebot für Erkrankte und Angehörige

„Die Umsetzung lief im Kreis Rosenheim sehr schnell und problemlos ab“, sagt Bindrum. Für Demenzerkrankte und deren Angehörigen soll sich dadurch einiges vereinfachen. „Die Angehörigen und auch die Erkrankten sind oft mit der Diagnose überfordert“, sagt die Apothekerin aus Siegsdorf. Es gebe zwar genug Hilfsangebote in der Region, doch diese seien vielen nicht bekannt.

„Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, wie wichtig es für einen Angehörigen ist, sich angenommen, verstanden und unterstützt zu fühlen“, sagt Bindrum. Apotheker können vor Ort schon als „Ersthelfer“ aktiv werden, wenn sie eine Veränderung im Verhalten von Patienten erkennen.

16 Apotheken in Stadt und Landkreis Rosenheim bieten ein neues Angebot für Demenzerkrankte und ihren Angehörigen an.

„Auch wenn es eine unheilbare Erkrankung ist, gibt es immer Möglichkeiten, die Lebensqualität der Betroffenen und Angehörigen zu verbessern“, sagt die Apothekerin. Und dafür stehen die Teilnehmer vom DFA. Denn die Zahl der Erkrankten werde in den nächsten Jahren massiv steigen und es werde immer noch aus Scham oder Scheu zu wenig darüber gesprochen. Etwas, was Florian Nagele, Pressesprecher der Rosenheimer Apotheken kennt. Auch er nimmt mit seinen Mitarbeitern von der Mangfall Apotheke in Kolbermoor an diesem Projekt teil.

16 Apotheken aus Stadt und Landkreis Rosenheim

Für Nagele war klar, dass sich die Versorgung von Demenzkranken vor Ort verbessern musste. „Um dieses Projekt auch nach Rosenheim zu bringen, haben wir uns bemüht, einige Apotheken aus dem Landkreis zu gewinnen“, sagt der Apotheker. Und das ist geglückt. Pro Landkreis brauche es sechs Apotheken, um das Projekt DAF umsetzen zu können. Mit 16 Apotheken sei Rosenheim gut dabei. „Damit ist der Start gemacht und ich bin sehr zuversichtlich, dass das Projekt gut angenommen werden und wachsen wird“, sagt Nagele.

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