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OVB-Exklusivinterview mit Uwe Heller

Müssen Mieter umziehen? Neuer GRWS-Chef spricht Klartext - auch zum Thema „bezahlbare Wohnungen“

Dr. Uwe Heller ist der neue Geschäftsführer der Rosenheimer GRWS. Er folgt auf Stefan Ludwig.
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Dr. Uwe Heller ist der neue Geschäftsführer der Rosenheimer GRWS. Er folgt auf Stefan Ludwig.

Dr. Uwe Heller (44) ist der neue Geschäftsführer der GRWS. Im Exklusiv-Interview spricht er über die Herausforderungen in der Stadt, günstigen Wohnraum, die Weiterentwicklung der Endorfer Au – und was ihm besonders am Herzen liegt.

Rosenheim – Zwölf Jahre lang war Stefan Ludwig Geschäftsführer der Rosenheimer Wohnungs- und Sanierungsbaugesellschaft (GRWS), jetzt will er kürzertreten. Sein Nachfolger ist Dr. Uwe Heller. Der 44-jährige Familienvater ist seit Anfang des Jahres im Amt. In seinem Büro verrät er, wie er sich auf seine neue Aufgabe vorbereitet hat und welche Aufgabe er als Erstes angehen will.

Sie kommen aus dem Sauerland, haben die vergangenen 13 Jahre beim Erzbistum München und Freising gearbeitet. Warum hat es Sie jetzt nach Rosenheim verschlagen?

Dr. Uwe Heller: Rosenheim ist eine sehr reizvolle und liebenswerte Stadt. Durch diverse Tätigkeiten in der Vergangenheit ist mir die Stadt immer wieder sehr positiv begegnet, mit guten Kontakten und einem schönen Stadtbild.

Also kannten Sie die Stadt schon vorher?

Heller: Eine meiner ersten Aufgaben in der Erzdiözese führte mich nach Rosenheim, und zwar auf die Loretowiese und zum Benefiziatenhaus gleich angrenzend an die Loretokapelle, welches zur Sanierung anstand. In den Folgejahren habe ich regelmäßig Ortstermine in Rosenheim wahrgenommen, zuletzt anlässlich der Sanierung und Erweiterung des Kapuzinerklosters St. Sebastian.

Wie haben Sie sich auf das Amt als neuer Geschäftsführer der GRWS vorbereitet?

Heller: Ich habe tatsächlich ein Abo des OVB abgeschlossen (lacht) und mich auch hier über die Tätigkeiten der GRWS informiert. Ich finde es sehr bemerkenswert, mit welcher Kontinuität die GRWS in den vergangenen Jahren große Bauprojekte umgesetzt und bezahlbaren Wohnraum signifikant neu geschaffen hat. Sei es in Mitterfeld, in der Lena-Christ-Straße oder aktuell in Happing. Das ist gerade in jüngster Zeit mit explodierenden Bau- und Finanzierungskosten keine Selbstverständlichkeit und zeugt von hoher Kompetenz und Erfahrung. Zudem habe ich bereits in mehreren Terminen unsere Quartiere besichtigen können. Vorort-Termine waren mir schon immer sehr wichtig. Man muss sich von den Objekten ein eigenes Bild machen, um zu wissen, wovon man spricht.

Wie würden Sie den Ist-Zustand der GRWS beschreiben?

Heller: Wir haben einen vergleichsweise homogenen Immobilienbestand. Bei einem Großteil davon handelt es sich um die klassischen Mehrgeschosswohnungsbauten. Grob gesprochen wurde ein Drittel in den vergangenen Jahren neu gebaut, ein weiteres Drittel ist saniert. Und dann gibt es noch Häuser, beispielsweise in der Wittelsbacher Straße oder am städtischen Friedhof, die noch unsaniert sind.

Dazu zählen sicher auch einige Häuser in der Endorfer Au, oder?

Heller: Natürlich. Dort steht in den kommenden Jahren ohnehin eine Weiterentwicklung an. Das ist eine große, aber auch sehr spannende Herausforderung. Wir streben eine Aufwertung des Quartiers an, einerseits durch einen sanierten und gut nachverdichteten Bestand, anderseits durch einen gesunden Wohnungs- und Mietermix. Noch in diesem Jahr soll der Architektenwettbewerb stattfinden.

Müssen die Bewohner der Endorfer Au Sorge haben, ihre Wohnung zu verlieren?

Heller: Ein Teil der Häuser steht bereits leer. Mit diesen Objekten wollen wir beginnen. Allerdings können wir auch nicht ausschließen, dass einige Mieter wegen der baulichen Maßnahmen umziehen müssen. Hier bieten wir natürlich unsere Unterstützung an.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Stadt?

Heller: Rosenheim rückt aufgrund der sich ändernden Arbeitsmodelle als Folge der Pandemie, aber auch durch die jüngste MVV-Anbindung, näher an München, mit Folgen für den Mietmarkt und die Mietpreisentwicklung. Das muss man im Auge behalten und mit bezahlbaren Wohnungsangeboten gegensteuern. Da wäre aber auch beispielsweise der Leerstand bei Einzelhandelsflächen, unter anderem als Folge der sich ändern den Einkaufsgewohnheiten und der allgemeinen Wirtschaftsabkühlung.

Worauf liegt also Ihr Fokus?

Heller: Wie schon bei meinem Vorgänger ist es eine vorrangige Aufgabe, bezahlbaren Wohnraum und lebenswerte Quartiere zu schaffen und zu erhalten. Und das Ganze möglichst nachhaltig.

Rosenheim ist flächenmäßig eine eher kleine Stadt. Wie wollen Sie es trotzdem schaffen, bezahlbaren Wohnraum zu bauen, wenn der Platz dafür immer knapper wird?

Heller: Durch Nachverdichtungsmaßnahmen im Bestand, so wie wir es in der Endorfer Au jetzt vorhaben. Zudem können einige Bestandsobjekte punktuell aufgestockt werden.

Ist die Nachfrage größer als das vorhandene Angebot?

Heller: Ja, die Nachfrage ist definitiv größer. 60 bis 70 Prozent der bayerischen Bevölkerung haben nach der einkommensorientierten Förderung des Freistaats Anspruch auf eine geförderte Wohnung. Das wiederum bedeutet für uns, dass wir mit diesem Förderinstrument auch der Mitte der Gesellschaft bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen können. Aber genau in diesem Bereich fehlt uns die Nachfrage. Und das leuchtet mir im Moment noch nicht ein. Bei der Einkommensstufe 1 haben wir eine hohe Nachfrage, bei den Stufen 2 und 3 jedoch nicht. Und das liegt womöglich daran, dass viele Menschen nicht wissen, dass es Unterstützung gibt. Hier gilt es, Aufklärung zu leisten.

Besteht dann nicht die Sorge, dass die Nachfrage noch weiter steigt?

Heller: In den Mietstufen 2 und 3 gibt es derzeit keine Nachfrage. Das ist eher unser Problem, wenn man, so wie wir, einen guten Mietermix in den Quartieren anstrebt. Aber natürlich müssen wir am Ende des Tages dafür sorgen, dass unser Angebot vor allem den dringendsten Bedarf anspricht.

Wie gut steht der Wohnungsbestand der GRWS in Sachen „Klimaneutralität“ aktuell dar?

Heller: Hier haben wir, wie allerdings viele Bestandshalter, noch einen Weg vor uns. Die GRWS hat rund 2000 Wohnungen im Bestand, die bis spätestens 2045, also in knapp 20 Jahren, klimaneutral sein sollen. Es stellen sich Fragen wie: Wo stehen wir jetzt? Wie ist das Ganze zu finanzieren? Dazu müssen Strategien entwickelt und Lösungen gefunden werden.

Hört sich nach einer Herkulesarbeit an.

Heller: Das ist es sicherlich und eine längerfristige Aufgabe für die nächsten Jahrzehnte. Aber ich sehe darin auch eine Chance, um neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen.

Welche Aufgaben gehen Sie als neuer GRWS-Geschäftsführer als Erstes an?

Heller: Zunächst will ich mir einen Überblick über die mittelfristigen Aufgaben verschaffen, dazu zählt sicherlich die Erstellung eines Klimafahrplans. Es geht aber auch um so konkrete Dinge wie die Kommunikation mit unseren Kunden, den Mietern und Mietinteressenten. Ins konkrete Projektgeschäft will ich dann mittelfristig einsteigen. Zunächst kann ich mich da noch etwas rausnehmen, weil ich hier noch Unterstützung von Herrn Ludwig erhalte, der auch weiterhin beratend und projektbezogen für die GRWS tätig sein wird. Für mich ein Glücksfall!

Das sagt Stefan Ludwig, ehemaliger Geschäftsführer der GRWS:

„Für mich waren die zwölf Jahre bei der GRWS eine gute Zeit“, sagt Stefan Ludwig. Auch deshalb hat sich der langjährige Geschäftsführer dazu entschieden, noch nicht komplett aufzuhören, sondern weiterhin noch 20 Stunden pro Woche zu arbeiten. Auch, weil es nach wie vor allerhand zu tun gibt. So kümmert sich Ludwig beispielsweise federführend um den Bau der Erstaufnahme-Unterkunft für geflüchtete Menschen auf dem Bahngelände Süd. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Menschen in die Container einziehen. Die Unterkunft wird sich in eine Reihe von Projekten in der Stadt reihen, welche die Handschrift von Stefan Ludwig tragen. So baute die GRWS in seiner Zeit als Geschäftsführer 600 neue Wohnungen – unter anderem in der Finsterwalderstraße, am Mitterfeld, in der Kastenau, an der Lena-Christ-Straße sowie an der Marienberger Straße. Durch die GRWS entstanden ist auch das Bürgerhaus Happing, das BASA-Gebäude mit der Fahrradstation am Bahnhof, der Kindergarten in der Erlenau, das Parkhaus 12 mit 500 Plätzen sowie das Stellwerk 18. Im Frühjahr 2016 hatte sich die Stadt um die Förderung für das Digitalen Gründerzentrum beworben, im Mai erhielten sie die Zusage der Regierung. „Zu diesem Zeitpunkt wurden noch verschiedene Grundstücksalternativen diskutiert, aber der Eröffnungstermin im September 2018 war bereits gesetzt“, erinnert sich Ludwig. Umso größer sei die Freude darüber gewesen, dass es gelungen sei, den engen Zeitplan einzuhalten. „Es ist schön und bereichernd, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die von den verschiedenen Seiten mit der Aufgabenstellung zu tun haben“, sagt Ludwig. Durch die Arbeit habe er zudem viele zusätzliche Einblicke bekommen. Von Anfang an habe er sich mit den Zielen des Unternehmens voll identifizieren können. „Es ist eine für die Gesellschaft notwendige Aufgabe, sich für bezahlbares Wohnen einzusetzen.

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