In der Schlößlstraße in Rosenheim
Nach Lkw-Unfall in der Bahn-Unterführung: Warum es immer wieder passiert – Gibt es eine Lösung?
Immer wieder kommt es vor, dass Lkw unter Brücken stecken bleiben. In Rosenheim liegt der jüngste Vorfall erst einige Tage zurück. Warum kommt es immer wieder zu solchen Unfällen? Und wie könnten sie vermieden werden?
Rosenheim – Es ist ein Unfall, der für Gesprächsstoff gesorgt hat: Am Montag, 18. Dezember, befuhr ein 52-jähriger Mann aus Rumänien mit seinem Lkw die Schlößlstraße in Richtung Großkarolinenfeld. Er erkannte jedoch zu spät, dass sein Fahrzeug aufgrund der Höhe nicht durch die Bahnunterführung passte und blieb stecken. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf rund 70.000 Euro. Die Schlößlstraße war bis circa 22 Uhr gesperrt, der Bahnverkehr musste ebenfalls kurzfristig eingestellt werden.
Vierter Unfall in diesem Jahr
Es ist der insgesamt vierte Vorfall in diesem Jahr, bei dem ein Lastwagen im Stadtgebiet unter einer Brücke stecken geblieben ist – zweimal an der Kufsteiner Straße, zweimal in der Schlößlstraße. Das bestätigt Polizeihauptkommissar Robert Maurer auf OVB-Anfrage.
Dass Unfälle wie der am Montagabend immer wieder passieren können, weiß auch Georg Dettendorfer, Geschäftsleiter der Speditionsfirma „Johann Dettendorfer“. „Ab und zu kommen solche Unfälle auch bei uns vor“, sagt er. Und das, obwohl jeder Fahrer weiß, wie hoch sein Lkw ist. „Die Lkw sind, außer bei Sondertransporten, maximal vier Meter hoch“, erklärt der Leiter. Hinzu kommt, dass das Lkw-Navigationsgerät Engpässe erkennt und den Routenvorschlag dementsprechend erstellt. „Somit sollte es überhaupt nicht zu einer Kollision kommen“, sagt Dettendorfer.
Doch genau das passiert immer wieder. Erst Anfang November krachte ein 53-jähriger Lkw-Fahrer aus Innsbruck gegen die Bahnunterführung in der Schlößlstraße. Ein Gutachter der Bahn schätzte den Schaden damals auf rund 30.000 Euro. Dass die Unfälle aufgrund fehlender Markierungen passieren, scheint ausgeschlossen. So erfolgt die Kennzeichnung von in der Durchfahrtshöhe beschränkten Brückenbauwerken über Straßen laut Stadt durch das Verkehrszeichen 265 in Verbindung mit der Richtlinie für die Kennzeichnung von Ingenieurbauwerken mit beschränkter Durchfahrtshöhe über Straßen. „Für die Schlößlstraße ergibt sich eine gekennzeichnete Durchfahrtshöhe von 3,30 Meter“, heißt es dazu aus dem Rathaus.
Zahlreiche Hinweise auf Brückenhöhe
Die Ankündigung auf die beschränkte Durchfahrtshöhe bestehe bereits an der Westerndorfer Straße vor Einmündung der Schlößlstraße sowie an der Schlößlstraße selbst beidseitig. „In der Schlößlstraße wird nochmals in Höhe der Einmündung der Ertelfeldstraße auf die Höhenbeschränkung hingewiesen“, teilt die Verwaltung mit. Überlegungen, Brücken mit mobilen Höhenwarnanlagen auszustatten, gebe es nicht.
„Die mobile Höhenwarnanlage dient zur Vermeidung von Brücken- und Fahrzeugschäden“, heißt es vonseiten der Firma „Berghaus Verkehrstechnik“, die sich um die Herstellung solcher Anlagen kümmert. Über ein beheiztes Spezial-Lichtschranken-System wird bereits in einiger Entfernung vor der Brücke oder Unterführung die Höhe von allen einfahrenden Fahrzeugen gemessen. Bei Überschreitung der eingestellten Fahrzeughöhe wird für fünf Sekunden ein akustisches Signal abgegeben. Gleichzeitig schalten die etwa 30 Meter vor der Brücke aufgestellten Ampeln auf Rot. Die Kosten für eine solche Anlage mit allen notwendigen Materialien liegen laut einem Sprecher der Firma bei rund 10.700 Euro.
Unfälle dieser Art laut Bahn eher selten
Ob eine solche Höhenwarnanlage den Unfall am Montagabend hätte verhindern können, darüber lässt sich nur spekulieren. Immerhin die Deutsche Bahn scheint die Sache gelassen zu nehmen. „Unfälle dieser Art verzeichnen wir nicht in nennenswerter Größe, sie werden dementsprechend auch nicht in einer eigenen Kategorie erfasst“, sagt eine Sprecherin auf OVB-Anfrage. Grundsätzlich müsste in solchen Fällen aus Sicherheitsgründen immer das Brückenbauwerk überprüft werden, um sicherzustellen, dass es nicht stärker beschädigt ist. „Erst anschließend können dann die Gleise wieder für den Bahnverkehr freigegeben werden“, fügt sie hinzu.
