Fingerspitzengefühl fehlt
Vorbehalte gegenüber Flüchtlingen in Rosenheim nehmen zu: Warum die Stadt nicht unschuldig ist
An der Ecke Küpferling-/Hubertusstraße in Rosenheim soll neuer Wohnraum entstehen. Die alten Mieter mussten ausziehen, doch passiert ist seither nichts. Jetzt sollen 100 Geflüchtete in das Gebäude einziehen – und es gibt Kritik vonseiten der Anwohner. Hätte das nicht vermieden werden können?
Rosenheim – Für die Einheimische gibt es keinen Wohnraum, aber für Flüchtlinge schon – so lautet ein gängiges Vorurteil gegenüber geflüchteten Menschen. Wie so etwas entstehen kann, zeigt das Beispiel Küpferlingstraße. Den Mietern wurde gekündigt, weil die Gebäude nicht mehr bewohnbar seien und abgerissen werden müssten, um Platz für einen Neubau zu schaffen.
Gefühl, hinters Licht geführt worden zu sein
Zwei Jahre später stehen die Gebäude immer noch - und jetzt sollen knapp 100 Flüchtlinge dort einziehen. Die ehemaligen Bewohner haben durch Zufall davon erfahren. Jetzt haben sie das Gefühl, hinters Licht geführt worden zu sein. Manch einer mutmaßt, dass sie ausziehen mussten, damit geflüchtete Menschen einziehen können.
Tatsache ist: Der Zeitplan für den Abriss hat sich verschoben, nachdem den Mietern bereits gekündigt war. Statt die Wohnungen die kommenden Jahre also leer stehen zu lassen, wurde die Entscheidung getroffen, sie geflüchteten Menschen zur Verfügung zu stellen. Was durchaus besser ist, als die Belegung von Hallen oder Containern.
Politisches Fingerspitzengefühl fehlt
Es ist ein Umstand, den sowohl der Eigentümer vor allem aber die Stadt hätten offen legen müssen. Auch weil die Vorbehalte gegen geflüchtete Menschen immer mehr zunehmen – und sich mit solchen Situationen nur verstärken. Politisches Fingerspitzengefühl und frühzeitige Kommunikation sind an dieser Stelle gefragt. In diesem Fall hat beides leider nicht stattgefunden. Das ist verheerend – vor allem für die zukünftigen Bewohner.