Banger Blick auf Karstadt
37 Läden stehen leer: Verödet die Rosenheimer Innenstadt jetzt komplett?
Wie viel Leerstand verträgt die Innenstadt? Am Esbaum stehen Geschäfte leer. Am Max-Josefs-Platz und entlang der Münchener Straße sieht es nicht besser aus. Wie soll es weitergehen? Warum man sich auf der Karstadt-Rettung nicht ausruhen sollte. Die wichtigsten Antworten.
Rosenheim – Es gibt viele Zahlen, an denen sich erkennen lässt, wie es um die Rosenheimer Innenstadt steht. Einige davon stellte Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD, während einer Veranstaltung im Stellwerk 18 vor. Mit Simon Hausstätter, Bürgermeister von Rohrdorf, und Peter Kloo, Bürgermeister von Kolbermoor, diskutierte er darüber, wie viel Leerstand eine Stadt verträgt.
37 Ladenlokale stehen leer
In Rosenheim stehen 37 Ladenlokale leer. Das verrät ein Blick in das Einzelhandelsentwicklungskonzept, das von dem Stadtentwicklungsbüro CIMA erstellt und dem Stadtrat am Mittwoch, 27. September, vorgestellt wurde.
Demnach stehen fünf Prozent der Ladenlokale leer. Besonders schlimm ist es im Bereich der Münchener Straße, an der Herzog-Otto-Straße sowie Am Esbaum. „An dieser Stelle werden Leerstände auch als negative Beeinträchtigung des Gesamtbildes wahrgenommen“, heißt es in dem Gutachten der CIMA.
Gründe für den Leerstand gibt es einige. „Menschen gehen nicht mehr primär zum Einkaufen in die Stadt“, sagte Erdogan. So verbinden viele Menschen den Besuch in die Innenstadt mit Arztterminen, einer Verabredung in der Gastronomie oder einem Abstecher ins Museum. „Die Bedeutung der Innenstadt als Einkaufsort geht seit Jahren kontinuierlich zurück“, wissen die CIMA-Experten.
550 Betriebe befinden sich allein in der Innenstadt
Das zeige sich auch daran, dass die Verkaufsfläche in der Stadt geschrumpft ist. „Sowohl die Anzahl der Betriebe, als auch die Verkaufsfläche verzeichneten zuletzt einen Rückgang von 1,8, beziehungsweise 3,5 Prozent“, heißt es in dem Gutachten. In Rosenheim gibt es 550 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von 211.680 Quadratmetern. 71.269 Quadratmeter davon befinden sich in der Innenstadt.
„Unsere Innenstadt spielt eine extrem große Rolle“, erklärte Erdogan. Über 300 Geschäfte, weit über die Hälfte der Gesamtzahl, befinden sich im Zentrum. Doch der Fraktionsvorsitzende machte kein Geheimnis daraus, das vor allem in der Innenstadt die Verkaufsflächen immer mehr zurückgehen. „Das erklärt auch, warum die Rettung von Galeria so wichtig für uns war“, sagte er. Denn das Warenhaus ist – mit Abstand – der flächengrößte Anbieter in der Stadt. Er nimmt sieben Prozent der Gesamtfläche und fast ein Viertel der Verkaufsfläche in der Innenstadt in Anspruch.
Wegfall eines umfassenden Angebots
„Wenn Galeria irgendwann dicht machen sollte, wäre das ein schwerer Schlag“, sagte Erdogan. Er erinnerte daran, dass Galeria unter anderem Heimtextilien, Sportartikel sowie Spielwaren verkaufe und man bei einer Schließung Gefahr laufe, dass bestimmte Sortimente komplett aus der Innenstadt verschwinden. „Das Wegfallen des umfassenden Angebots sowie ein etwaiger Leerstand hätten ohne Zweifel Auswirkungen auf die restliche Innenstadt“, heißt es in dem CIMA-Gutachten. Womöglich sei das Aus ohnehin nur hinausgeschoben. Es sei daher wichtig, sich mit dem Thema zu befassen und über eine mögliche Nachnutzung nachzudenken.
Trotz der Ungewissheit, wie es auf Dauer mit Karstadt weitergeht, muss man sich laut Abuzar Erdogan überlegen, wie es gelingen kann, die Stadt attraktiver zu machen. Er erinnerte daran, dass beispielsweise das Möbelgeschäft „Weko“ zahlreiche Besucher nach Rosenheim ziehe. Ähnlich gut laufe es im Aicherpark. Geht es nach dem SPD-Fraktionsvorsitzenden, muss man diese Entwicklung ausnutzen und sich überlegen, wie sinnvoll es ist, die beiden Standorte mit der Innenstadt zu verknüpfen. „Das gilt es jetzt zu untersuchen“, sagte er.
Luft nach oben im Tourismus
Auch beim Tourismus gibt es noch Luft nach oben. So muss es Erdogan zufolge gelingen, die Zahl der Übernachtungen von den momentanen 270.000 auf 500.000 zu steigern. „Wenn wir das schaffen, können wir eine Tourismusabgabe generieren“, sagte er. Dieses Geld fließe dann wiederum in die Förderung des Tourismus. „Je mehr Übernachtungsangebote wir schaffen, umso größer die Nachfrage“, ist der Fraktionsvorsitzende überzeugt.
Bürgermeister Simon Hausstätter regte an, darüber nachzudenken, den Inn mehr in die Stadt einzubinden. „Das ist eine Chance für Rosenheim.“ Zudem erinnerte er daran, dass die Hochschule ein Faktor sei, den man mehr nutzen könnte. In Städten wie Tübingen oder Heidelberg seien historische Gebäude in der Stadt mit verschiedenen Fakultäten besetzt. Eine Möglichkeit, die er sich durchaus auch für Rosenheim vorstellen könnte. Peter Kloo regte zudem an, eine Verbesserung des ÖPNV voranzutreiben. Der Bus könne nur dann zur Alternative für das Auto werden, wenn er eine eigene Spur habe.
