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Hausbesuche mit Vierbeiner

„Hunde-Enkel“ Fritzi: Wie ein Rosenheimer Therapiehund Palliativ-Patienten Kraft schenkt

Durch das gemeinsame Ballspiel mit Fritzi kann Gudurn ihre Motorik fördern.
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Durch das gemeinsame Ballspiel mit Fritzi kann Gertraud ihre Motorik fördern.

Ein Hund mit einem Job? Ja, so könnte man Fritzi auf jeden Fall beschreiben. Der Therapiehund unterstützt sein Frauchen nämlich bei ihren Einsätzen als ambulante Palliativ-Krankenschwester – und sorgt dabei immer wieder für große Freude und auch die ein oder andere Träne.

Rosenheim –„Fritzi und ich sind ein eingespieltes Team“, sagt Gertraud mit einem Lächeln im Gesicht. Der Besuch des Hundes ist der absolute Höhepunkt ihres Alltags. Denn viel passiert darin nicht. Im Wohnzimmer ihres Hauses steht ein Pflegebett, in dem sie den Großteil ihrer Zeit verbringt. Im Flur steht ein riesiger Sauerstoffkonzentrator. Der Schlauch aus dem Gerät führt durchs Haus bis zu Gertrauds Bett und von dort aus in ihre Nase. Sie hat Probleme mit der Atmung. „Und du beißt nicht in den Sauerstoffschlauch“, mahnt Susanne Aderer ihren Fritzi an, als sie bei ihrer Patientin ankommt.

Vom Tierschutzhund zum Therapiehund

Susanne Aderer ist ambulante Palliativ-Krankenschwester bei der Jakobus SAPV (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) für Stadt- und Landkreis Rosenheim. Das SAPV-Team gehört dabei zur Jakobus-Familie, wie auch der Hospizverein und das Palliativ-Netzwerk. In ihrer täglichen Arbeit begleitet und versorgt Aderer schwerstkranke und sterbende Patienten – so wie Gertraud. Ab und an hat sie Unterstützung dabei. Als ihr Hund Fritzi vor drei Jahren aus dem rumänischen Tierschutz zu ihr kam, hatte Aderer nicht daran gedacht, ihn als Therapiehund einzusetzen. Doch nachdem sie ihn mit ins Büro genommen hatte und die Kollegen so begeistert von der Ruhe des kleinen Mischlingshundes waren, kam die Idee, ihn ausbilden zu lassen.

„Mir war gar nicht bewusst, was das alles bedeutet“, gibt Aderer zu. Etwa neun Monate dauerte die Ausbildung beim Assistenzhundezentrum-Chiemsee bei der Hundetrainerin Claudia Steiner. Welche Hunde sich für diese Art der Arbeit eignen, kann man nicht an der Rasse festmachen, erklärt Steiner. „Der Hund muss Potenzial haben und das Team muss passen. Es geht nicht darum, dass der Hund perfekt hört“, sagt sie.

Therapie mit Hund Fritzi: So läuft es ab

Bei Fritzi und Susanne Aderer passt das Team auf jeden Fall. Das wird beim Besuch bei Gertraud deutlich. Während die Patientin mit Hilfe von Aderer vom Bett in ihren Rollstuhl bewegt wird, wartet Fritzi auf seiner Decke auf seinen Einsatz. Schließlich fordert Aderer ihren Hund auf, aus vier verschiedenen Täschchen das Blutdruckmessgerät und das Stethoskop herauszusuchen – und Fritzi weiß genau, was zu tun ist. Ohne zu zögern, legt er die Pfote auf die korrekte Tasche und stupst sie mit der Nase an. Zur Belohnung gibt es ein Leckerli, ehe er sich wieder auf seine Decke legt.

Ohne lange überlegen zu müssen, hat Fritzi das Blutdruckmessgerät identifiziert.

Gertraud folgt dem Geschehen aufmerksam. „Er ist fast wie ein Enkel – der Hundeenkel“, sagt sie. Am Tag zuvor ging es ihr schlechter, erzählt ihre Tochter. Am Tag von Fritzis Besuch wirkt sie allerdings recht fit. Es scheint fast, als würde sich die Vorfreude auf den Vierbeiner auch auf ihren Gesundheitszustand auswirken.

Nach dem Überprüfen der Vitalwerte geht es an den spaßigen Teil. Aderer erzählt eine Geschichte und baut in den Verlauf immer wieder Aufgaben für Gertraud und Fritzi ein. Sei es das Rollen eines Balles, welchen der Hund wieder zurückbringt. Oder die Übergabe von Kräutersäckchen an Gertraud, die sie schließlich erraten muss. „Super macht er das“, sagt sie, als der Hund ihr die verschiedenen Säckchen liefert. Durch die Aufgaben wird unter anderem die Motorik gefördert. Bei der Kräuter-Übung bringt Aderer ein Gerät zum Sauerstoff messen an Gertrauds Finger an. Durch das Erraten der Kräuter am Geruch, atmet sie viel tiefer und ruhiger ein, was sich positiv auf den Wert auswirkt, erklärt Aderer.

Therapiehund in der Palliativ-Pflege: „Es ist richtig harte Arbeit für ihn“

Nach knapp einer Stunde Arbeit mit Fritzi sind sowohl Gertraud als auch der viereinhalb-jährige Hund geschafft. „Es war wirklich schön, aber jetzt bin ich K.O.“, gibt Gertraud zu. Und auch der Hund schläft nach ein paar Streicheleinheiten der Patientin schnell ein. „Es ist richtig harte Arbeit für ihn“, sagt Aderer. Alles muss passen. „Ich muss mich darauf verlassen können, dass er nicht die Schubladen ausräumt, wenn ich mit dem Patienten arbeite“, erklärt die Pflegerin.

Für sie ist die Arbeit mit ihrem tierischen Begleiter immer wieder ein Höhepunkt. Zweimal die Woche kommt er zum Einsatz. Ihn zu häufig mit zu Patienten zu nehmen, wäre zu anstrengend. „Ich möchte Fritz auf keinen Fall verheizen. Er macht das gerne und mit Freude, das soll noch lange so bleiben. Außerdem ist er unser Familienmitglied“, sagt Aderer. Dennoch schaffe die Arbeit mit Fritzi auch besondere Augenblicke. „Man hat oft Tränen in den Augen. Das sind ganz intime Momente, bei denen man dabei sein darf. Das sind Geschenke.“

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