Einigung nach mehr als 50 Jahren
Paukenschlag: Was ein Tauschgeschäft zwischen Kirche und Sportbund in Rosenheim verändert
Mehr als 50 Jahre stand ein Teil der Wolfgang-Pohle-Halle auf Flächen der Katholischen Pfarrkirchenstiftung St. Nikolaus. Versuche des Sportbunds, das Grundstück zu erwerben, schlugen fehl. Bis jetzt. Über ein Angebot, dem die Kirche nicht widerstehen konnte.
Rosenheim – Es ist ein historischer Schritt. Davon ist Bernd Perner überzeugt. Jahrelang hat sich der Vorsitzende des Sportbunds DJK Rosenheim gemeinsam mit seinen beiden Stellvertretern Abuzar Erdogan und Willi Bonke dafür eingesetzt, dass das Pachtverhältnis an der Wolfgang-Pohle-Halle geklärt wird.
Teil von der Stadt gepachtet
„Die Halle steht zum Teil auf dem Grundstück der Kirche“, erklärte Perner während der Sitzung des Vereinsausschusses im Campus-Stüberl an der Pürstlingstraße. Er zeigt auf den Grundriss, erklärt, dass sich ein weiterer, kleinerer Teil der Halle auf einer Fläche befindet, die von der Stadt gepachtet worden ist.
Dem Sportbund selbst gehört das Grundstück direkt neben der Wolfgang-Pohle-Halle, auf dem die Kindertageseinrichtung „Arche Noah“ gebaut wurde. Außerdem die Fläche in der Nähe des Eingangs der Sporthalle, über die sowohl die Elektroversorgung als auch die Fernwärme läuft. Ein „Schlüsselgrundstück“, wie es Bernd Perner nennt. Soweit die Ausgangslage.
Das Problem: Im Jahr 2019 ist der Erbpachtvertrag mit der Katholischen Pfarrkirchenstiftung St. Nikolaus ausgelaufen. Seitdem laufen die Verhandlungen. „Die Grundstücksgrenze geht mitten durch die Halle. Das war für beide Seiten eine unbefriedigende Lösung“, sagt Pfarrer Andreas Maria Zach.
Schenkung und Verkauf keine Option
Er ist der Vorsitzende der Katholischen Pfarrkirchenstiftung St. Nikolaus und hat gemeinsam mit den drei Vorständen des Sportbunds nach einer Möglichkeit gesucht, mit der alle Seiten einverstanden sind. „Eine Schenkung war keine Option“, erklärt Zach am Telefon. Auch ein Verkauf der Flächen sei schnell vom Tisch gewesen. „Am Anfang war die Rechtslage sehr verzwickt und hat mir viel Kopfzerbrechen bereitet“, erinnert sich der Pfarrer.
Nach langen Diskussionen, Verhandlungen und Vorschlägen hat man schließlich eine Lösung gefunden – ein Tauschgeschäft. Die Katholische Kirchenstiftung bekommt die rund 1.900 Quadratmeter große Fläche, auf welcher sich neben den Parkplätzen auch die Kindertageseinrichtung „Arche Noah“ befindet. Der Sportbund erhält im Gegenzug das etwa gleich große Grundstück, auf dem die Wolfgang-Pohle-Halle steht. „Es waren zähe, aber respektvolle Verhandlungen“, sagte Abuzar Erdogan. Der Tausch sei insofern historisch, da es ihm zufolge eher untypisch für eine Kirchenstiftung ist, Grundstücke abzugeben.
Sanierung des Daches geplant
„Mit diesem Deal gehört uns als Verein jetzt der ganze Bereich“, sagte Bernd Perner. Das sei unter anderem deshalb wichtig, um das Dach sanieren zu können. Denn aufgrund des ungeklärten Pachtverhältnisses sei das bisher nicht möglich gewesen. Das wiederum habe dazu geführt, dass es an gleich mehreren Stellen im Gebäude reingeregnet hat. Sobald das Tauschgeschäft beim Notar beglaubigt wurde, soll zeitnah mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden.
„Wir sind der einzige Verein in der Stadt, der eine eigene Sportstätte hat. Jetzt gehört uns auch noch das Grundstück dazu. Besser kann es nicht laufen“, fasste es Abuzar Erdogan zusammen. Der Parkplatz an der Halle, der sich jetzt im Besitz der Kirchenstiftung befindet, könne vorerst auch weiterhin genutzt werden. Die Stadt Rosenheim, welche den Kindergarten gebaut hat, muss in Zukunft ihre Pacht an die Kirche bezahlen – und nicht mehr an den Sportbund.
Es ist eine Lösung, für die sich nicht nur die Sportbund-Mitglieder des Vereinsausschusses einstimmig aussprachen. Auch Pfarrer Andreas Maria Zach kam mit einem Strahlen zum Fototermin – und ließ es sich nicht nehmen, das ein oder andere Mal auf den Korb zu werfen.

