Großteil des Magens wurde entfernt

In knappen Worten erzählt der Box-Europameister aus Olching von der Zeit vor drei Jahren. Verwandte hätten ihm nach der Diagnose das Rosenheimer Klinikum empfohlen. Dort traf er zum ersten Mal auf die Ärzte Kai Nowack und Katja Ott, die sich auf die Behandlung von Krebserkrankungen im Verdauungstrakt spezialisiert haben. Er erzählt von der Chemotherapie und von dem Gift, das in seine Adern gepumpt wurde. Davon, dass ihm während der fünfstündigen Operation, ein Stück der Speiseröhre und ein Großteil des Magens entfernt wurde. Und von dem Tag, als er erfahren hat, dass der Krebs weg ist.

Stück für Stück kämpft sich Michael Manzau zurück ins Leben. Es muss während dieser Zeit gewesen sein, dass der Sportler und Inhaber eines Boxstudios in Olching den Entschluss gefasst hat, in den Ring zu steigen - nach 25 Jahren. „Ich dachte mir, was soll schon passieren“, sagt er. Er hob Gewichte, sprang Seil, ging laufen und meldete sich schließlich bei der Europameisterschaft an. Im Alter von 53 Jahren bestritt er seinen ersten Boxkampf und holte sich den Titel im Schwergewicht. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, sagt Manzau.

Interkontinentale Titelverteidigung

Seit Januar bereitet sich der Senioren-Europameister auf seine erste interkontinentale Titelverteidigung vor. In den Zuschauerrängen wird dann auch Dr. Kai Nowak sitzen. „Wenn er gewinnt, fliege ich mit ihm zur Weltmeisterschaft“, sagt der Arzt. Seit Manzau vor drei Jahren bei ihm in der Klinik stand, sei der Kontakt nie abgerissen. Weil sowohl Nowak als auch Manzau davon überzeugt sind, dass Sport die Überlebenschancen verbessert, entstand die Idee, die Initiative „Boxen gegen Krebs“ ins Leben zu rufen.

Aus der Idee ist mittlerweile ein konkreter Plan geworden. Gemeinsam mit dem Sportbund Rosenheim und unter Begleitung des onkologischen Zentrums sowie der Bayerischen Krebsgesellschaft haben Nowak und Manzau einen Kurs entwickelt „Es geht darum, Boxsport auch für Krebskranke anzubieten“, sagt der Arzt. Er weiß, dass viele Menschen nach der Diagnose in ein Loch fallen, sich zum Teil komplett von ihrem sozialen Umfeld abkapseln.

Während der Kurse soll „Dampf abgebaut“ werden

Das Kursangebot soll helfen. Beim Kennenlernen von Menschen, die ähnliches durchmachen, aber auch dabei, sich sportlich zu betätigen. „Die Teilnehmer müssen nicht super fit sein“, sagt Nowak. Es gehe darum „Dampf abzubauen“ - das sei sowohl im Sitzen möglich, als auch dann, wenn Beine oder Arme aufgrund der Diagnose nur eingeschränkt bewegt werden können.

„Mir ist es wichtig, dass wir eine Community schaffen, die sich gegenseitig unterstützt“, sagt Michael Manzau. Seine Lebenseinstellung und die sportlichen Elemente des Boxsports will Michael Manzau jetzt an andere Betroffene weitergeben. Das Auftakttraining beginnt am Mittwoch, 19. April, von 16 bis 17.30 Uhr in der Wolfgang-Pohle-Halle. In der Sportstätte an der Schießstattstraße 9 bis 11 sollen zehn Trainingseinheiten stattfinden.

„Hierbei geht es nicht darum, sich mit Manzaus außergewöhnlichen sportlichen Leistungen zu messen, sondern fit für den Alltag zu werden, körperliche wie mentale Kräfte zu entwickeln und Selbstwirksamkeit zu erfahren“, heißt es in einer Pressemitteilung der Bayerischen Krebsgesellschaft. Wenn einer weiß, wie das geht, ist es Michael Manzau. Im Sommer hat er seine nächste Untersuchung. Angst vor dem Ergebnis hat er nicht. Auch, weil sein Fokus im Moment auf der Titelverteidigung liegt.