Tierheim-Mitarbeiter entsetzt
Grausame Tierquälerei in Rosenheim? Unbekannter setzt acht Katzenbabys mitten im Wald aus
In einem Waldstück zwischen Lohholz und Harthausen haben Spaziergänger Anfang der Woche einen Karton mit acht kleinen Katzen gefunden. Mittlerweile befinden sie sich im Rosenheimer Tierheim – dort kämpfen Mitarbeiter und Ärzte um das Überleben der Katzen. Doch nicht für alle Kätzchen stehen die Chancen gut.
Rosenheim/Kolbermoor – Mitten im Wald, zwischen Lohholz und Harthausen, entdeckten Spaziergänger am Montagabend (1. Juli) einen aufgeweichten Karton. Auf einer Seite wurde in pinkfarbener Schrift das Wort „Hilfe“ geschrieben, dazu ein Ausrufezeichen. Am oberen Rand des Kartons befanden sich Luftlöcher. Die Spaziergänger öffneten den Karton und blickten in die Augen von acht Katzenbabys. Von Wasser und Futter fehlte jede Spur. Umgehend brachten die beiden die Katzen ins Rosenheimer Tierheim.
Verfloht und mit zugeschwollenen Augen
„Die Tiere waren in einem entsetzlichen Zustand. Ihr Gesundheitszustand ist miserabel“, sagt Andrea Thomas, Vorsitzende des Rosenheimer Tierschutzvereins. Die Katzen seien verfloht, hätten zum Teil eitrige und zugeschwollene Augen und mit Atembeschwerden zu kämpfen. Thomas vermutet, dass die Katzen aus zwei unterschiedlichen Würfen stammen. Einige seien zwischen drei und vier Monaten alt, andere gerade einmal drei Wochen.
„Vor allem den Jüngsten geht es sehr schlecht“, sagt die Vorsitzende. So würden die aufgedunsenen Bäuche der Kätzchen auf Darmparasiten hindeuten. „Die Tiere befinden sich auf unserer Krankenstation und werden nun erst einmal tierärztlich versorgt“, sagt Thomas. Die Katzen seien zutraulich und an Menschen gewöhnt. „Sie dürften also von zahmen Freigängerkatzen abstammen“, ist sich die Vorsitzende sicher.
Die Tat nachvollziehen kann Thomas auch Tage später nicht. „Ich verstehe nicht, warum man so kleine Katzen aussetzt und ihren Tod billigend in Kauf nimmt“, sagt sie. Stattdessen hätten die Katzen direkt ans Tierheim übergeben werden können – wie es immer wieder der Fall ist.
Im Moment leben im Rosenheimer Tierheim 140 Katzen – so viele wie schon lange nicht mehr. Einige wurden ausgesetzt und von Spaziergängern vorbeigebracht, andere wurden von ihren Besitzern abgegeben. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. „Es kommt immer mal wieder vor, dass beispielsweise eine Operation ansteht, die Besitzer die Tierarztrechnung aber nicht bezahlen können. Also landen die Katzen bei uns“, sagt Thomas.
Kosten zwischen 8.000 und 10.000 Euro
Das stelle das Tierheim auch immer wieder vor finanzielle Herausforderungen. So würde beispielsweise die Behandlung der acht Kätzchen Thomas zufolge zwischen 8.000 und 10.000 Euro kosten. Und das sei nur eine grobe Schätzung. Zudem sei die Pflege der Tiere sehr aufwendig. „Unsere Pfleger müssen beispielsweise zehnmal am Tag eine Augensalbe auftragen“, sagt Andrea Thomas. Läuft alles nach Plan, könnten die Tiere frühstens in einem halben Jahr vermittelt werden.
Für die Vorsitzende ist der Vorfall ein erneuter Beweis dafür, dass es in Rosenheim eine Katzenschutzverordnung braucht. Dadurch müssten Besitzer ihre Tiere registrieren lassen. Das wiederum würde ein Aussetzen erschweren. „Tierhalter müssen sich eingehend mit den Pflichten auseinandersetzen und sich darüber im Klaren werden, welcher finanzielle und zeitliche Aufwand investiert werden muss“, sagt Thomas.
Dass es hier noch viel zu tun gibt, zeigt die Tatsache, dass einen Tag, nachdem die acht kleinen Katzen gefunden worden, zwei weitere ausgesetzte Katzen im Tierheim aufschlugen. Erneut hatten Spaziergänger die Tiere entdeckt. „Zwei Katzen wurden in eine Transportbox gequetscht und in ein Gebüsch beim Happinger See gestellt“, sagt Thomas. Beide Katzen seien vollkommen verschreckt gewesen und mit der neuen Situation überfordert. Dennoch handele es sich auch bei ihnen um liebe und zutrauliche Tiere.
Geld- oder Freiheitsstrafe drohen
Andrea Thomas und ihre Kollegen hoffen jetzt auf Hinweise aus der Bevölkerung und hoffen so, den Halter ausfindig zu machen. Sollte das gelingen, müssten die Besitzer mit einer Strafe rechnen. Denn wer sein Haustier aussetzt, verstößt laut Polizei gegen das Tierschutzgesetz, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro rechnen. Stirbt das Haustier, weil es ausgesetzt wurde, droht seinem Besitzer eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren „Tiere auszusetzen, ist niemals eine Lösung“, ergänzt Andrea Thomas.
