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Ernährungs- und Kochworkshops in Rosenheim

„Jeden Tag müssen wir Krieger sein“: Neues Angebot für Krebspatienten gestartet – wie es weitergeht

Startschuss für das neue Angebot für Menschen mit einer Krebserkrankung. Organisiert wurde der Abend von: (von links) Dr. Robert Keilmann, Dr. Kai Nowak und von Almuth Aicher.
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Startschuss für das neue Angebot für Menschen mit einer Krebserkrankung. Organisiert wurde der Abend von: (von links) Dr. Robert Keilmann, Dr. Kai Nowak und von Almuth Aicher.

Das Essen schmeckt nicht mehr, der Appetit ist fort, die Gewichtsabnahme folgt: Krebspatienten kämpfen oft mit dem Essen. In Rosenheim gibt es dafür nun den Ernährungs- und Kochworkshop. Wie der Abend bei den Teilnehmern ankam und warum es dieses Angebot braucht.

Rosenheim – Die Essbar in Rosenheim füllt sich langsam mit Gästen. Einer nach dem anderen tritt ins Lokal. Sie suchen sich einen Sitzplatz und bestellen sich was Kühles zu trinken. Fast 30 Grad sind es draußen. Auch im Lokal steht die Hitze. Doch die Besucher lassen sich davon nicht stören. Schnell kommen sie miteinander ins Gespräch. Tauschen sich aus. Reden über ihre Krebserkrankung. Denn dafür soll der Abend in der Essbar dienen.

Es ist der Auftakt eines neuen Angebots in Rosenheim. Am Dienstag, 25. Juni, startete der Ernährungs- und Kochworkshop für Menschen mit einer Krebserkrankung. Neben kurzen Vorträgen konnten sich die Teilnehmer auch auf ein kleines Menü und Rezeptideen freuen. Etwa 20 Menschen kamen zusammen. Für die Altoberbürgermeisterin Gabriele Bauer ist das ein freudiges Ergebnis. „Für mich ist das ein ungeheuer wichtiges Thema. Für alle Krankheiten, ganz besonders bei Tumor-Patienten, ist es wichtig, dass es eine Anlaufstelle gibt“, sagt Bauer.

Ärzte unterstützen das neue Angebot

Sie selbst wisse, wie hart diese Zeit sein kann und wie wichtig der Austausch mit anderen ist. Die Altoberbürgermeisterin bekam 2004 selbst die Diagnose Krebs. „Es reißt einem den Boden unter den Füßen weg“, sagt Bauer. Mit deutlichen Worten richtet sie sich daher an die Teilnehmer des Abends: „Jeden Tag müssen wir Krieger sein. Wir leben lange mit dieser Krankheit und müssen uns immer wieder damit beschäftigen.“

Dass es dieses neue Angebot gibt, freue sie sehr. Denn so etwas habe in Rosenheim noch gefehlt. Essen ist etwas Alltägliches und nicht jeder Tumor-Patient wisse, worauf er zu achten hat. Nun können sie gezieltere Informationen über das Thema bekommen und sich locker mit Ärzten unterhalten. „Die Ärzte in Rosenheim sind sehr sensibel und stehen an der Seite der Patienten. Dass sie sich nun dafür engagieren, finde ich bemerkenswert“, sagt Bauer.

Damit meint sie unter anderem Dr. Kai Nowak, Chefarzt des Romed-Klinikums, der das Projekt mit der Unterstützung von Almuth Aicher, Vorstandsvorsitzende der Rosenheimer Bürgerstiftung, in die Stadt brachte. Ins Leben gerufen wurde das Angebot allerdings schon vor vielen Jahren vom Verein „Gemeinsam gegen Krebs“ in Traunstein. Initiator war der Gastroenterologe Dr. Robert Keilmann, der die Vorträge beim Auftakt in Rosenheim übernahm.

Ernährung und Bewegung sind wichtig

„Der Tag heute hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt Keilmann. Für ihn sei es eine Herzensangelegenheit, dabei sein zu können. Mit seinem Vortrag will er mit Mythen über die Ernährung bei Krebserkrankungen aufräumen. Immer wieder erlebe er, dass Patienten auf „Scharlatane“ hereinfallen. „Viele versuchen, mit der Verzweiflung der Patienten Geld zu machen und eine Krebsdiät gibt es nun mal nicht“, sagt der Gastroenterologe.

Freuen sich über einen gelungenen Abend: Dr. Kai Nowak, Almuth Aicher, Dr. Robert Keilmann, Altoberbürgermeisterin Gabriele Bauer und Dr. Stefan von Delius.

Die Teilnehmer sollen aber auch etwas anderes aus dieser Veranstaltung mitnehmen. „Sie sollen sich untereinander austauschen und einfach wieder raus in die Welt gehen“, sagt Keilmann. Dabei gehe es ihm vor allem um die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen. Er mache oft die Erfahrung, dass sich Tumor-Patienten zurückziehen. „Ich glaube, für viele fühlt es sich an, als ob sie einen Makel haben“, sagt er. Dass dem nicht so ist, soll sich durch das neue Angebot ändern. Zustimmung erhält er von Almuth Aicher.

Während sie die Smoothies und kleine Leckereien herrichtet, lässt sie den Abend Revue passieren. „Wir waren ein bisschen nervös, ob wir alles hinkriegen. Aber laut dem Feedback der Teilnehmer, war es eine super gelungene Auftaktveranstaltung“, sagt Aicher. In Zukunft sollen noch weitere Angebote für Tumor-Patienten folgen. Ideen habe Aicher einige. Wie zum Beispiel das Thema Make-up. „Viele können ihre Kosmetik nicht mehr riechen, wollen sich aber trotzdem hübsch fühlen“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Rosenheimer Bürgerstiftung. Daran könne man eventuell ansetzen, glaubt sie.

„Wir Ärzte kämpfen um unsere Patienten“

Alles in allem blickt sie zufrieden auf den Abend zurück. Verbesserungsvorschläge hat sie trotzdem. „Vielleicht werden wir die Vorträge etwas kürzen, sodass der Austausch zwischen den Teilnehmern größer wird“, sagt Aicher. Dem pflichtet Dr. Kai Nowak bei. „Es geht nicht nur um das Medizinische, sondern um das ganze Drumherum“, sagt der Chefarzt des Romed-Klinikums. Die Krankheit belaste die Patienten und ihre Angehörigen. Der Austausch mit anderen Betroffenen sei daher sehr wichtig.

Das zeige auch die große Nachfrage nach diesem Workshop. „Es war schon zwei Wochen vorher ausgebucht“, sagt Nowak. Er schätzt, dass 40 bis 50 Anfragen eingegangen sind. Sowohl beim Romed-Klinikum als auch bei der Bürgerstiftung habe das Telefon nicht mehr still gestanden. Und auch zur Essbar seien viele Interessierte gekommen und hätten nach einem freien Platz gefragt. „Der Bedarf ist in Rosenheim also da“, sagt Nowak.

Einige der Teilnehmer sind auch von ihren Ärzten auf das neue Angebot aufmerksam gemacht worden. Wie zum Beispiel von Dr. Stefan von Delius. Der Gastroenterologe des Romed-Klinikums wollte sich den Abend ebenfalls nicht entgehen lassen. „Wir Ärzte kämpfen um unsere Patienten und es ist toll, dass es solch eine Initiative auch außerhalb des Krankenhauses gibt“, sagt von Delius.

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