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Auswirkungen für die Kunden

Hiobsbotschaft für Rosenheim: Die Prinzregenten-Apotheke schließt – geht das „Sterben“ noch weiter?

Ende September schließt die Prinzregenten-Apotheke in Rosenheim, allerdings wird auch befürchtet, dass das „Apotheken-Sterben“ auch in der Stadt schlimmer wird.
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Ende September schließt die Prinzregenten-Apotheke in Rosenheim, allerdings wird befürchtet, dass das „Apotheken-Sterben“ auch in der Stadt noch schlimmer wird.

Es geht dahin mit Rosenheims Apotheken: Nach der Rathaus-Apotheke schließt nun auch die Prinzregenten-Apotheke. Es könnte nicht die letzte gewesen sein. Sogar von einem „Sterben“ ist die Rede. Was die Gründe dafür sind und was das für die Menschen bedeutet. Droht eine schlechtere Versorgung?

Rosenheim – In wenigen Wochen ist es vorbei. Nach vielen Jahren schließt Ende September die Prinzregenten-Apotheke ihre Türen. Damit macht nach der Rathaus-Apotheke bereits die zweite Apotheke in prominenter Lage in Rosenheim innerhalb eines Jahres zu. Viel ist über die Geschäftsaufgabe bisher nicht bekannt. Lediglich ein Schild an der Tür weist darauf hin, dass seit August kürzere Öffnungszeiten gelten. Auch die Inhaberin will sich auf OVB-Anfrage nicht zu Einzelheiten äußern. Nur, dass sie aufhört, bestätigte sie kurz. Ihre Apotheke könnte allerdings nicht die Letzte im Stadtgebiet bleiben, die schließen muss.

„Apotheken-Sterben“ seit vielen Jahren

„Wir haben im Grunde seit vielen Jahren ein Apotheken-Sterben“, sagt Florian Nagele, Pressesprecher vom Bayerischen Apothekerverband für Rosenheim und selbst Inhaber einer Apotheke unter anderem in Kolbermoor. In der letzten Zeit sei der Rückgang immer dramatischer geworden. Er spricht von mehreren Hundert Apotheken, die 2023 deutschlandweit weggefallen sind. Bestätigen kann das die Bayerische Landesapothekerkammer (BLAK). Allein in Bayern haben im vergangenen Jahr rund 100 Apotheken geschlossen, teilt eine Sprecherin der BLAK mit. Derzeit gebe es im Freistaat noch etwas mehr als 2700 Apotheken – vor zehn Jahren waren es noch weit über 3200. „Das ist damit der niedrigste Stand seit den 80ern“, sagt Nagele.

Das macht sich auch bei der Apothekendichte – Apotheken pro 100.000 Einwohner – bemerkbar. Während der EU-Durchschnitt bei 32 liegt, kommt Bayern auf 21. Rosenheim liegt mit seinen 22 Apotheken, die Ende 2023 bei der BLAK gemeldet waren, leicht über dem Schnitt – noch zumindest.

Weitere Schließungen in Rosenheim möglich

Denn Florian Nagele ist sich sicher: Es werden auch im Stadtgebiet weitere Schließungen kommen. „Die Standorte mit einem guten Umfeld, in dem es zum Beispiel viele Fußgänger oder Ärzte gibt, werden sich schon etablieren. Aber die kleineren Standorte, an denen es schwieriger ist, wird es treffen“, befürchtet der Apotheker. Dennoch, auch das sagt der Pharmazeut, sei die Versorgungslage in Rosenheim im Moment noch „einigermaßen gut und ausreichend“ – anders als in ländlichen Gebieten. „Bisher sehe ich nicht die Gefahr einer Verschlechterung bei der Versorgung der Bürger in der Stadt“, sagt Nagele.

Trotzdem haben die Schließungen der Apotheken schon Folgen für die Kunden – die bei weiteren Geschäftsaufgaben schlimmer werden könnten. „Die Menschen müssen viel weitere Wege zur nächsten Apotheke auf sich nehmen“, sagt Nagele. So wie nun in der Prinzregentenstraße. Die nächsten Apotheken sind die Christkönig-Apotheke, die Lessing-Apotheke oder die beiden am Bahnhof. Ansonsten muss man in die Innenstadt. Gerade für Ältere, Kranke und Menschen, die schlecht zu Fuß sind, nicht unproblematisch.

Weitreichende Folgen für die Kunden

Zudem müssten sich die Kunden auf längere Wartezeiten in den Apotheken einstellen, sagt Markus Bauer, Inhaber der Alten Apotheke und der Römerapotheke. „Auch die Auswahl ist dann nicht mehr die gleiche, wenn es irgendwann nur noch ein paar Apotheken in der Stadt gibt“, gibt der Apotheker zu Bedenken. Dazu komme eine Verschiebung bei den Not- und Nachtdiensten, da die Dienste der schließenden Apotheke von den anderen übernommen werden müssen, sagt Bauer.

Noch deutet am Eingang der Prinzregenten-Apotheke nicht viel auf die Schließung hin.

Warum die Situation so ist, wie sie ist, dafür gebe es mehrere Gründe, berichten beide Apotheker. „Das Hauptproblem und oftmals die Ursache für die Schließungen ist natürlich die Wirtschaftlichkeit“, sagt Nagele. Seit 2013 habe es – trotz mehrfacher Proteste – keine Anpassung der Vergütung für rezeptpflichtige Arzneimittelpackungen gegeben. „Diese Vergütung macht 80 Prozent unseres Umsatzes aus“, sagt Nagele. Nach wie vor erhalten die Apotheken pro abgegebener Packung 8,35 Euro. Davon müsse allerdings noch der Abschlag für die Krankenkassen abgezogen werden, der im Gegensatz schon erhöht wurde. „Wir haben aber gleichzeitig Erhöhungen bei Personal-, Strom- und anderen Nebenkosten“, kritisiert Nagele.

Umstrittene Pläne für ein Apotheken-Reformgesetz

Hinzu kommen die umstrittenen Pläne für ein Apotheken-Reformgesetz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Diese sehen unter anderem vor, dass es Apotheken ohne Apotheker geben soll. Heißt: Anders als bisher muss nicht rund um die Uhr ein Apotheker im Laden sein. Deren Aufgaben wie die Abgabe von Betäubungsmittel, Beratung von Patientengruppen, die eine große Vielzahl an Arzneimitteln brauchen oder die Herstellung individueller Rezepturen dürfen dann auch Pharmazeutisch-Technische-Assistenten (PTA) übernehmen. In der Praxis sei das jedoch kaum umsetzbar. Zudem hat die Berufsvertretung der PTA bereits mitgeteilt, dass PTA nach ihrer „jetzigen Ausbildung weder in der Lage noch willens sind, eine Arzneimittelabgabestelle zu leiten“.

So geht die Idee hinter der Reform, das Apotheken-Sterben zu bremsen, nach hinten los, sagt Florian Nagele. Viel mehr werde es Apotheker davor abschrecken, eine eigene Apotheke zu eröffnen oder irgendwo die Nachfolge anzutreten, wenn ein anderer aufhört. Damit werde das Sterben vorerst weitergehen.

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