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Wegen Eigenbedarfs gekündigt

Mit 74 plötzlich obdachlos: Rentner aus Rosenheim sucht verzweifelt nach einer Bleibe

Georg Maier (74) aus Rosenheim wurde wegen Eigenbedarf gekündigt. Jetzt ist er auf der Suche nach einer neuen Bleibe.
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Georg Maier (74) aus Rosenheim wurde wegen Eigenbedarf gekündigt. Jetzt ist er auf der Suche nach einer neuen Bleibe.

Ein 74-Jähriger musste aus seiner Wohnung in Rosenheim ausziehen, weil die Eigentümer Eigenbedarf angemeldet hatten. Seitdem ist er obdachlos. Wie es für den Rentner jetzt weitergeht – und warum es sich dabei um keinen Einzelfall handelt.

Rosenheim – Die vergangenen zwei Jahre waren für Georg Maier (74) alles andere als einfach. „Es ist schwer, zur Ruhe zu kommen“, sagt er. Seine Stimme ist leise, vor ihm auf dem Tisch liegt ein Zettel mit handgeschriebenen Notizen. Er erzählt von seiner Zeit bei der Post, von der Frau, mit der er fast 20 Jahre zusammengelebt hat.

Rentner verliert Fall vor dem Landgericht Traunstein

Nach ihrem Tod im September 2021 sei er in der Wohnung geblieben – bis ihre Kinder ihm wegen Eigenbedarfs kündigten. „Ich war wirklich baff“, erinnert sich Georg Maier. Er habe sich einen Anwalt genommen, versucht, gegen die Kündigung vorzugehen. Anderthalb Jahre später – im Januar 2023 – verliert er den Fall vor dem Landgericht in Traunstein. Im September zieht er aus der Wohnung aus, seitdem ist er obdachlos. Für einige Wochen ist er bei seiner Tochter in Kitzbühel untergekommen, im Moment lebt er bei einer Bekannten in Großkarolinenfeld. „Das ist keine Dauerlösung“, sagt Georg Maier. Weder für ihn, noch für seine Bekannte.

Doch eine Lösung ist nicht in Sicht. Denn bezahlbarer Wohnraum in Rosenheim ist Mangelware. Das weiß auch Sozialpädagogin Lilo Lüling. Sie ist die Leiterin der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit. „Es ist im Moment nahezu unmöglich, Wohnraum zu finden“, sagt sie. Gleichzeitig würden die Kündigungen wegen Eigenbedarfs aber immer mehr zunehmen. „Für Rentner mit einem niedrigen Einkommen ist es schwer, etwas zu finden“, fügt sie hinzu.

Georg Maier ist sich dessen bewusst. Er hat im Moment 930 Euro zur Verfügung, kann maximal 450 Euro für die Miete ausgeben. Wohnungen in diesem Preissegment gibt es in Rosenheim so gut wie keine. Die wenigen Besichtigungstermine, die er hatte, seien ins Leere gelaufen. „Viele Vermieter wollen keinen Rentner aufnehmen“, sagt er.

Zehn verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten

Um zu verhindern, dass Menschen wie Georg Maier auf der Straße landen, gibt es in Rosenheim drei Gemeinschaftsunterkünfte für Einzelpersonen, zwei Familienunterkünfte sowie fünf Wohnungen. „Im Durchschnitt sind dort circa 80 Menschen im Jahr untergebracht“, sagt Christian Schwalm, Pressesprecher der Stadt Rosenheim. Darüber hinaus gibt es eine Herberge und einen Kälteschutz.

„Die Auslastung der Unterkünfte steigt seit Jahren und ist aktuell fast durchgehend 100 Prozent“, sagt Lilo Lüling. Hin und wieder würden Bewohner ausziehen – allerdings nicht, weil sie eine Wohnung finden, sondern weil sie in therapeutischen oder pflegenden Einrichtungen unterkommen, in eine betreute Wohnform vermittelt werden können oder aber einen Platz bei Freunden finden. „Die Lage wird sich in den nächsten Jahren nicht entspannen“, sagt Lilo Lüling. Im Gegenteil. Laut Stadtverwaltung gibt es in den Obdachlosenunterkünften in der Stadt kaum eine Fluktuation. Gleichzeitig nimmt die Zahl der obdachlosen und sozialwohnungsberechtigten Menschen zu.

700 Sozialwohnungen in der Stadt

In Rosenheim gibt es insgesamt 700 Sozialwohnungen. Der überwiegende Anteil dieser Wohnungen gehört der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. „Zurzeit gibt es circa 200 offene Anträge auf eine Sozialwohnung“, heißt es aus dem Rathaus. Im Jahr gebe es circa 1200 Nachfragen nach einer Sozialwohnung. „Lediglich ein Bruchteil stellt schlussendlich einen entsprechenden Antrag. Daher ist davon auszugehen, dass der Bedarf wesentlich höher ist, als die Anzahl der Antragsteller“, teilt die Verwaltung mit.

Um die Situation in den Griff zu bekommen, will die Verwaltung nicht nur weitere Sozialwohnungen bauen, sondern auch zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für wohnungslose Menschen schaffen. „Vorrangig muss die Herberge konzeptionell erweitert und Unterkünfte für Einzelpersonen bereitgestellt werden“, heißt es aus dem Rathaus. Auch brauche es Wohnraum für ältere Menschen. „Die Verwaltung ist auf der Suche nach Objekten, in denen sich barrierefreie Wohnungen realisieren lassen“, sagt Pressesprecher Christian Schwalm.

Zu agil fürs Seniorenheim

Es wäre eine Option, die auch für Georg Maier in Frage kommen könnte. Anders als die Unterbringung in einer Obdachlosenunterkunft. „Das ist nichts für mich“, sagt er. Eine Pension sei ihm zu teuer, für ein Seniorenheim sei er zu agil. Was bleibt, sind die Wohnungen von Freunden und Bekannten. „Im Moment weiß ich nicht, wie es weitergehen soll“, sagt er. Nur Aufgeben sei für ihn keine Option.

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