Priorität ist der Kindergarten
Rohstoff- und Materialpreise machen Frasdorf zu schaffen: Erstes Bauprojekt wird verschoben
Die Preissteigerungen von Rohstoffen und Materialien haben bereits während der Corona-Pandemie begonnen und werden durch den Krieg in der Ukraine verschärft. Die Gemeinde Frasdorf zieht deswegen die erste Konsequenz – ein Bauprojekt muss nun verschoben.
Frasdorf – Der Bau der Frasdorfer Sporthalle verschiebt sich weiter. Nach dem Eingang der Angebote der zweiten Ausschreibung beschloss der Gemeinderat mit zehn gegen vier Stimmen der Frasdorfer Freien Wählergemeinschaft, den Neubau der Turnhalle an der Wastl-Fanderl-Schule zunächst auf Eis zu legen und zuerst den Kindergarten mit Hort neben der Christkönigskirche in Wildenwart zu bauen. Erst nach der Fertigstellung dieses Bauvorhabens und dem dazugehörigen abschließenden Kassensturz könne man auch die Turnhalle angehen. Dem Beschluss war eine leidenschaftlich geführte Diskussion vorausgegangen.
Kosten steigern sich um das Doppelte
Bürgermeister Daniel Mair (CSU) informierte das Gremium zunächst, dass die neuerliche Ausschreibung die Kosten für den Neubau auf mittlerweile 4,2 bis 4,5 Millionen Euro hochgeschraubt habe. Das stelle gegenüber der ersten Kostenschätzung des Architekturbüros von knapp zwei Millionen Euro eine Verdoppelung des Preises innerhalb von zwei Jahren dar. Eine ähnliche Preisentwicklung sei wohl auch beim neuen Kindergarten in Wildenwart zu erwarten, den die Gemeinde zusammen mit der Marktgemeinde Prien bauen will.
Die Gemeinde könne sich keine zwei derart teuren Bauprojekte nebeneinander leisten. Der Kindergarten werde dringend gebraucht, habe also Priorität, danach könne man an den Bau der Sporthalle herangehen. „Mit dem Kindergarten stehen wir in der Pflicht, gegenüber den Kindern und ihren Eltern sowie dem Markt Prien und der Allgemeinheit. Das ist bei der Sporthalle nur begrenzt der Fall. Alle bisherigen Nutzer der Sporthalle können durchaus noch ein paar Jahre mit der derzeitigen Halle leben. Wir müssen Prioritäten setzen und sind in der Vergangenheit immer gut damit gefahren, dass wir mit unseren Haushaltsmitteln sauber gewirtschaftet haben“, sagt Mair.
Auslastung des Bauamts
Die Gemeinde Frasdorf verfüge eben nur über eine begrenzte Personalausstattung und begrenzte Geldmittel. Beide Vorhaben gleichzeitig nebeneinander zu verwirklichen sei aus Kapazitätsgründen nicht möglich. Das Frasdorfer Bauamt sei mit dem alltäglichen Arbeitsanfall und einem weiteren Großprojekt – entweder Kindergarten oder Turnhalle – vollkommen ausgelastet.
Josef Enzinger (Parteifreie Wählergruppe Frasdorf FWGF) gab sich mit dieser Priorisierung nicht einverstanden: „Die Baupreise werden in absehbarer Zeit nicht sinken, sondern eher noch nach oben gehen. Das Vorhaben wird sich in den kommenden Jahren weiter verteuern.
Die Kosten für Zimmererarbeiten im Angebot seien unerwartet hoch und hätten massiv zu dieser Verteuerung beigetragen, aber die Material- und Rohstoffpreise bieten den Firmen keine Alternativen. Aktuell sei alles schlecht planbar, aber die Gemeinde werde sich wohl künftig von ihrem Alleinstellungsmerkmal „Schuldenfreie Gemeinde“ verabschieden müssen“.
Enzinger verwies darauf, dass der aktuelle Gemeinderat in die Planungen zum Bau der Sporthalle und des gesamten Umfeldes eingearbeitet sei und die Verwaltung bereits wichtige Kosten berechnet, Ausschreibungen getätigt und Zuschussanträge gestellt habe.
Das alles sei Makulatur, wenn der Neubau auf die Zeit nach der Fertigstellung des Kindergartens verschoben werde. Bis zur Fertigstellung des Kindergartens dürften wohl drei bis vier Jahre ins Land gehen, erst dann sollen die Arbeiten für die Sporthalle neu angepackt werden. Bis dahin sei der aktuelle Gemeinderat schon nicht mehr im Amt und alles beginne wieder von vorne. „Wir stehen jetzt in den Startlöchern und sollten anpacken“, so das Fazit von Enzinger.
Lorenz Wollschlager (FWGF) und Julian Richter (FWGF) unterstützten ihren Fraktionskollegen und forderten dringend, den Baubeginn nicht zu verschieben. „Die Baupreise bleiben hoch, wenn wir jetzt nicht bauen, dann bauen wir nie mehr“.
Mehrheit stimmt für die Priorisierung
Georg Wörndl (Bayernpartei) monierte, dass der Gemeinde bei dieser Kostenexplosion der Baupreise keinerlei Haushaltssicherheit vorliege und auch die Kosten für den Kindergarten noch unabsehbar seien, aber wohl erheblich ansteigen werden. Wörndl stimmte mit den Gemeinderatsmitgliedern der CSU, der Freien Wählergemeinschaft Umrathshausen und der Freien Wählergemeinschaft Wildenwart überein, dass die beiden Vorhaben nacheinander abgewickelt werden sollten. Die Verwaltung wurde beauftragt alle Anträge und Anfragen, rund um den Turnhallenbau neu zu regeln.