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Dieter Bräunlich über anstehende Herausforderungen

Bad Aiblings Senioren-Beauftragter: Schicksalsschläge werden schnell zum Problem

Bad Aiblings Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich zeigt das Plakat, mit dem für den Seniorentag geworben wird.
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Bad Aiblings Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich zeigt das Plakat, mit dem für den Seniorentag geworben wird.

Die Zahl der Menschen, die 85 Jahre und älter sind, steigt in den nächsten 20 Jahren in Stadt und Landkreis Rosenheim laut Prognosen um über 60 Prozent. Das sind die Herausforderungen, die Bad Aiblings Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich (70) auf die Kommunen zukommen sieht.

Bad Aibling/Rosenheim - Es war für ihn gleichsam ein Neustart im Doppelpack, als er sein Ehrenamt am 1. Mai 2008 antrat. Bräunlich zog damals als Mitglied der Überparteilichen Wählergemeinschaft (ÜWG) erstmals in den Stadtrat ein, dem er noch immer angehört, und wurde gleichzeitig Seniorenbeauftragter. Eine Kombination, die sich aus seiner Sicht bis heute bewährt. „Man kann bei Bedarf Probleme gleich auf direktem Weg auf die politische Ebene bringen“, sagt er.

Herausforderungen werden vielfältiger

Die Herausforderungen, die an einen Seniorenbeauftragten gestellt werden, seien im Verlauf der Jahre wesentlich vielfältiger geworden, berichtet der Bad Aiblinger. Waren es in der Anfangsphase vor allem Fragen zur Pflegeversicherung oder zur Einstufung in einen Pflegegrad, derentwegen die Menschen bei ihm Rat suchten, stehen heute vielfach Themen wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Pflege zu Hause oder Reha-Maßnahmen ganz oben auf der Agenda, wenn sie sich an Bräunlich wenden.

Sein beruflicher Werdegang half ihm sehr dabei, seiner Klientel bestmöglich zu helfen. Nach dem Abitur studierte er zunächst Sozialpädagogik an der Stiftungsfachhochschule in Benediktbeuern. Sein Studium setzte er an der Ludwig-Maximilian-Universität in München und der Hochschule für Philosophie der Jesuiten fort und schloss es dort mit dem Magistertitel in Philosophie mit dem Hauptfach Pädagogik ab.

Abteilungsleiter für 30 Sozialpädagogen

„Als harte Schule für das Leben“ bezeichnet der Seniorenbeauftragte rückblickend seine erste Stelle in den 80er Jahren bei der Diakonie in München. Dort kümmerte er sich vorwiegend um Haftentlassene mit Alkoholproblemen. Nächste Station für ihn war der Kinderschutz e. V. in München. Dort leistete er Basisarbeit in der Ehe- und Familienberatung und fungierte gleichzeitig als Abteilungsleiter für rund 30 Sozialpädagogen.

Viel Wissen für seine jetzige ehrenamtliche Tätigkeit sammelte der dreifache Familienvater und Opa von drei Enkelkindern in den letzten 20 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit bei den Schön-Kliniken in Harthausen. Dort hatte er überwiegend mit Patienten in der Akutgeriatrie oder im Bereich geriatrischer Rehamaßnahmen zu tun.

Hausbesuch bei Bedarf

„Die Leute sind sehr dankbar für meine Tätigkeit“, freut sich Bräunlich, der Jahr für Jahr Hunderte von Stunden für die Seniorenarbeit investiert. Er steht Ratsuchenden am Telefon zur Verfügung, kommt bei Bedarf ins Haus und bietet einmal im Monat eine regelmäßige Sprechstunde im AWO-Vereinsheim in der Irlachstraße in Bad Aibling an.

Nicht selten erhalten die Menschen von ihm auch Tipps, die ihre finanzielle Belastung mindern, die vor allem ein Pflegefall in der Familie mit sich bringt. Viele hätten zum Beispiel noch nie etwas vom Landespflegegeld gehört, das seit 1. Mai 2018 in Bayern gewährt wird.

Man muss am Puls der Zeit bleiben, denn es ändert sich laufend was.

Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich

Es besagt, dass jeder Bewohner des Freistaats 1000 Euro netto pro Jahr vom Land beanspruchen kann, wenn er mindestens in Pflegegrad II eingestuft ist. Dabei spielt es laut dem Seniorenbeauftragten keine Rolle, ob der Berechtigte zu Hause oder im Heim betreut wird. „Man muss am Puls der Zeit bleiben, denn es ändert sich laufend was“, erläutert Bräunlich

Einsatz für Seniorentaxi

Unterstützend tätig zu sein, beschränkt sich bei ihm nicht allein auf individuelle Hilfestellungen. Da geht es auch um den Einsatz für ein verbessertes Angebot für Senioren im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs. In seiner Heimatstadt hat er sich zudem erfolgreich für ein Seniorentaxi starkgeacht, das zu einem günstigen Tarif unterwegs ist. Dass die Besucher der traditionellen Aiblinger Weihnachtsstube dieses Angebot am Heiligen Abend mittlerweile kostenlos nutzen können, ist ebenso auf eine Initiative von ihm zurückzuführen.

Ganz wichtig ist aus seiner Sicht auch der beständige Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Eine solche Zusammenkunft fand erst kürzlich wieder auf Landkreisebene statt. Landrat Otto Lederer machte dabei klar, wie wertvoll die Seniorenbeauftragten für den Landkreis sind. „Die Menschen werden immer älter. Ihre Arbeit ist ungemein wichtig.“

Im Landkreis Rosenheim bleibt der Altersdurchschnitt über dem von Oberbayern und ganz Bayern

Kommunalberaterin Karola Kellner

Dass hierfür langfristig Bedarf besteht, daran ließ Kommunalberaterin Karola Kellner keinen Zweifel. „Im Landkreis Rosenheim bleibt der Altersdurchschnitt über dem von Oberbayern und ganz Bayern.“ Vor allem die sogenannten Babyboomer-Jahrgänge, die demnächst in Ruhestand gehen, stellen laut Kellner eine neue Herausforderung dar.

„Wenn die in 20 Jahren pflegebedürftig werden, dann wird es düster, wenn wir nicht jetzt anfangen zu steuern“, so ihre Einschätzung. Als ein großes Problem wurde bei dem Erfahrungsaustausch bereits jetzt der Mangel an Tagespflegeplätzen ausgemacht, die zur Entlastung pflegender Angehöriger dienten.

Wie schnell ein Schicksalsschlag zum Problem werden kann, das erfährt Dieter Bräunlich bei seiner Tätigkeit regelmäßig. „Ich kenne viele alte Menschen, die alleinstehend sind und fit waren und aufgrund einer Erkrankung plötzlich hilfs- oder sogar pflegebedürftig wurden. Das sind die Ärmsten.“

Ich mache diese Arbeit einfach gerne

Seniorenbeauftragter Dieter Bräunlich

Auch für sie will der Seniorenbeauftragte weiter da sein, solange es seine Kräfte zulassen. „Ich mache diese Arbeit einfach gerne. Konkrete Hilfe leisten zu können, damit alte Menschen ihren Alltag leichter meistern können, ist eine Aufgabe, die mich erfüllt“, sagt der 70-Jährige.

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