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Dr. Konrad Schober aus Feilnbach war im ersten Abi-Jahrgang

„War eine lässige Zeit“: Ex-Schüler kehrt als Regierungspräsident ans Gymnasium Bad Aibling zurück

Regierungspräsident Dr. Konrad Schober erinnert sich an seine Zeit am Gymnasium Bad Aibling.
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Vom „durchaus kindsköpfigen Absolventen“ bis zum Regierungspräsident von Oberbayern: Dr. Konrad Schober aus Bad Feilnbach erinnert sich an seine Schulzeit am Gymnasium Bad Aibling.

Von einer „Zwergfilialschule“ war er als Fünftklassler 1974 in das funkelnagelneue Gymnasium nach Bad Aibling gekommen. Als Regierungspräsident kehrt er am Dienstag, 19. März, zum Jubiläums-Festakt zurück. Im OVB erinnert sich Dr. Konrad Schober an die Zeit von damals.

Bad Aibling – Sein Weg hat ihn weit geführt, seit dem Werkunterricht in einem ehemaligen Kohlenkeller im Litzldorfer Schulhaus. Heute ist Dr. Konrad Schober Regierungspräsident von Oberbayern. Doch seine Wurzeln hat der 60-Jährige immer noch in Bad Feilnbach, und auch an die Jahre am Gymnasium Bad Aibling, an dem er zum ersten Abiturjahrgang überhaupt gehörte, denkt er gerne zurück.

Herr Dr. Schober, Sie gehörten zu den Schülern der allerersten Stunden am Gymnasium Bad Aibling. Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Schultag dort? Wie sind Sie damals von Bad Feilnbach nach Bad Aibling gekommen?

Dr. Konrad Schober: Daran erinnere ich mich sehr gut. Die Mutter meines besten Grundschulfreundes hat ihren Sohn gebracht und ich durfte mitfahren. Das Gymnasium kannte ich bis dahin nur aus der Ferne, denn wir sind gelegentlich auf dem Weg zu Oma oder Tante auf der Rosenheimer Landstraße an der Baustelle vorbeigefahren. Mein „Tag 1“ war auch der des brandneuen Gymnasiums. Ich war natürlich sehr aufgeregt und beim Betreten der Schule ziemlich überwältigt. Dies schon wegen der Dimensionen des Gebäudes, denn im Vergleich dazu hatte ich die 3. und 4. Klasse in der „Zwergfilialschule“ Litzldorf verbracht. Dort waren lediglich zwei Klassen unterrichtet worden und der Werkunterricht hatte im ehemaligen Kohlenkeller stattgefunden. Anfänglich gewöhnungsbedürftig war für mich auch, dass wir in der Jahrgangsstufe insgesamt nur sechs Schülerinnen und Schüler aus Bad Feilnbach waren. Die Aiblinger, Bruckmühler, Kolbermoorer und Feldkirchner waren gefühlt in Legionsstärke vorhanden und zudem in ihrem Auftreten viel „wilder“ als wir sechs von der Zwergschule. Unsere Zurückhaltung hat sich aber schnell gelegt.

Ein Foto aus der Abiturzeitung von 1983: Der junge Konrad Schober, der 2016 zum Dr. jur. promovierte und seit Mai 2022 Regierungspräsident von Oberbayern ist.

Welches waren Ihre Lieblingsfächer?

Dr. Schober: Bis heute bin ich vor allem ein Wort- und nur in zweiter Linie ein Zahlenmensch und so sind mir Deutsch und Englisch immer leichtgefallen. Das hat mir beide Fächer sehr sympathisch gemacht. Zudem hat vor allem mein Opa früh mein Interesse für das tagespolitische Geschehen aller Ebenen geweckt. Deshalb „musste“, zum Leidwesen meiner Eltern, schon in der Grundschule nach dem Unterricht das Mittagessen erst mal warten, bis ich den „Mangfall-Boten“ überflogen hatte. So war es keine Überraschung, dass – neben Sport – über die Jahre hinweg Erdkunde, Geschichte und Sozialkunde, vor allem aber Wirtschafts- und Rechtslehre zu meinen Lieblingsfächern wurden.

Gibt es eine nette Begebenheit aus Ihrer Zeit am Gymnasium, die Sie uns schildern können? Oder etwas, an das Sie sich besonders erinnern?

Dr. Schober: Ich würde die zwei Begebenheiten, die ich schildern möchte, eher „skurril“ nennen. Die erste hatte sich gleich in den ersten Tagen meiner Gymnasialzeit zugetragen und zeigt, wie sehr uns Feilnbachern zunächst die „Zwergschule“ in den Knochen steckte. Zum Ende der ersten Schulwoche fand in der Kirche Sankt Georg ein Schulgottesdienst statt. Im Anschluss sind wir zurück zur Schule, wo der Klassenleiter mit uns den Stundenplan der nächsten Woche besprochen hat. Ich wollte wissen, wann denn nächste Woche der Schulgottesdienst stattfände, im Stundenplan stünde dazu nichts. Schallendes Gelächter der Aiblinger, Bruckmühler, Kolbermoorer und Feldkirchner. Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Wie kam es dazu? Wir hatten im Unterschied zu allen anderen in der Grundschule nahezu jede Woche Schulgottesdienst. Dies wohl deshalb, weil der Geistliche, der den Religionsunterricht erteilt hat, so seine Lehrverpflichtung quasi in einem Aufwasch mit seelsorgerischen Pflichten erledigen konnte.

Das neu erbaute Gymnasium Bad Aibling im Jahr 1974. Das Bild stammt aus der Ausgabe des Mangfall-Boten vom 5./6. Oktober, die im Heimatarchiv Bad Aibling aufbewahrt ist.

Die zweite Begebenheit hat sich in der 10. Klasse zugetragen. Wir hatten Sport, Basketball stand auf dem Programm. Es gab Schiedsrichterball. Peter Sch. und ich sprangen Schulter an Schulter so hoch, wie wir konnten, um den Ball zu sichern. Unglücklicherweise kollidierte Peters obere Zahnreihe irgendwie mit meinem Ellenbogen. Es floss Blut, mir wurde sofort schlecht und ich wurde in den Sanitätsraum gebracht. Nachdem ich mich wieder erholt hatte, wurde ich ins Sekretariat zu Frau Mürter, der Schulsekretärin und guten Seele des Gymnasiums, geschickt. Vor ihr stand bereits Peter am Tresen. Auf meine Frage, wie es ihm gehe, drehte er sich bedröppelt dreinschauend zu mir her. Er fletschte die Zähne und ich sah, dass da, wo mal ein kompletter Schneidezahn war, jetzt nur noch ein kurzer Stummel hervorstand und im Gebiss eine deutliche Lücke klaffte. Das abgebrochene Stück Zahn hatte Peter im Radiergummifach seines damals höchst stylishen Holzfedermäppchens mit Schiebedeckel verstaut, vielleicht ließe sich der Schaden ja durch Kleben beheben. Das ging aber nicht, er brauchte eine Krone. Ich hatte mehr Glück. Meine Wunde wurde mit wenigen Stichen nahezu narbenfrei genäht.

Der Vorfall hat zum Glück unserer Freundschaft keinen Abbruch getan, was ich bis heute schon unter dem Gesichtspunkt als günstig erachte, da Peter Jahre später meine jüngste Schwester geheiratet hat.

Das Thema Schule beschäftigt ihn auch als Regierungspräsident von Oberbayern bis heute: Dr. Konrad Schober mit einem Präsent anlässlich der Amtseinführung der neuen Bereichsleiterin Schulen bei der Regierung vor zwei Wochen.

In welchem Jahr haben Sie Abitur gemacht? Hatten Sie bereits ein bestimmtes Berufsziel im Auge?

Dr. Schober: Ich habe 1983 Abitur gemacht und gehörte damit zum ersten Jahrgang, der das Gymnasium Bad Aibling von der 5. bis zur 13. Klasse vollständig durchlaufen hat. Zum Zeitpunkt der Abi-Prüfungen stand meine Berufswahl längst fest. Ich wollte zur Polizei in den „gehobenen Dienst“. Denn als jungen freiwilligen Feuerwehrler hatte es mich immer wieder fasziniert, mit welcher Akribie die Polizei etwa nach schweren Verkehrsunfällen oder Bränden das Geschehen rekonstruiert hat, um am Ende der Wahrheitsfindung zu dienen und so zum Beispiel dem Geschädigten zu seinem Recht zu verhelfen. Zudem konnte ich als Kommissarsanwärter bei einer durchaus ordentlichen Bezahlung und unter gleichzeitiger Erfüllung der Wehrpflicht ein juristisch geprägtes Studium absolvieren. Überhaupt zu studieren und dann etwas Juristisches zu machen war mir nach den sehr positiven Erfahrungen mit dem Leistungskurs Wirtschaft und Recht wichtig. Ein „klassisches“ Jurastudium habe ich übrigens nach dem Besuch der Berufsberatung ausgeschlossen. Es gab in den 1980ern vermeintlich zu viele Juristen und der Rat des Herrn vom Arbeitsamt lautete deshalb: „Wenn Sie als Taxifahrer enden wollen, machen Sie besser gleich den Taxischein und sparen sich das Jurastudium.“

Wenn Sie heute die Worte „Gymnasium Bad Aibling“ hören, was verbinden Sie damit aus Erwachsenen-/beruflicher Sicht?

Dr. Schober: Aus der heutigen Sicht verbinde ich mit dem Gymnasium Bad Aibling durch die Bank nur schöne Erinnerungen. Ich bin sehr gerne in diese Schule gegangen. Der Umgang zwischen uns Schülerinnen und Schülern war sehr entspannt und auch die Lehrerinnen und Lehrer waren – trotz der nach ein paar Jahren rasant steigenden Schülerzahlen – ausgesprochen zugewandt. Das war eine lässige Zeit und ein guter Ort des Heranwachsens, an dem viel diskutiert wurde. Das hat mir gefallen. Gerade in den ersten Jahren wirkt in der Rückschau vieles ein bisschen provisorisch. Denn das neu gegründete Gymnasium kannte keine eingefahrenen Routinen. Das zunächst sehr kleine und dann viel zu schnell ins Kraut schießende Kollegium musste sich immer wieder erst finden und war obendrein bunt zusammengewürfelt. Ich fand dieses leicht „unperfekte“, unverkrampfte Klima recht sympathisch.

Gab es prägende Personen aus diesen Jahren?

Dr. Schober: Ich verbinde mit dem Gymnasium von damals bis heute beeindruckende Persönlichkeiten, die uns stark geprägt haben. Ich kann nicht alle aufzählen und die Nichtgenannten mögen es mir verzeihen, aber von Lehrenden wie zum Beispiel den Herren Wolter-Roessler, Gornig, Heimrath, Seibeck und Kraus oder Frau Wypukol-Klose oder Frau Meinel konnte man weit über das Fachliche hinaus enorm viel in puncto respektvollem Umgang, Debattenkultur und gelebter Demokratie lernen.

Geben Sie uns einen Einblick?

Dr. Schober: Das waren fachlich hochstehende, in der Diskussion zum Teil sehr streitbare Geister, die aber mit Andersdenkenden nie herablassend umgegangen sind und stets Raum für andere Meinungen gelassen haben, solange diese „vertretbar“ waren. Diskursive „Kampftechniken“ wie Diskriminierung, Rufschädigung, persönliche Herabwürdigung oder Faktenverengung gab es damals in Politik und Gesellschaft auch, wurden uns aber stets als unlauter und ungehörig und damit „unvertretbar“ regelrecht verboten. „Der Zweck heiligt nicht die Mittel“ war ihr Credo. Was ich heute beruflich Land auf Land ab wahrnehme: Leider hat die Kultur der Offenheit und Fairness aktuell keine Hochkonjunktur und der Zweck heiligt eben doch vermehrt die Mittel. Bis hinunter auf die kommunalen Ebenen werden Debatten und persönlicher Umgang immer häufiger – und für das Kernland der liberalitas bavariae umso bitterer – überhart, respektlos, ehrverletzend, unlauter, ja unbarmherzig geführt.

Welche Bedeutung messen Sie dem Gymnasium Bad Aibling für das Mangfalltal und eventuell auch darüber hinaus zu?

Dr. Schober: Bad Aibling versteht sich zu Recht als Schulstadt, weil neben mehreren Grund- und Mittelschulen, je einer Real-, Wirtschafts- und Berufsschule eben auch ein fächerstarkes Großgymnasium am Ort vorhanden ist. Mehr Schule geht in einer Stadt der Größe Bad Aiblings nicht. Ein komplettes Bildungsangebot ist ein wichtiger Standortfaktor, denn viele, gerade akademisch geprägte Eltern machen die Wahl des Wohnortes vom schulischen Angebot in der näheren Umgebung abhängig. Da sind Unternehmen klar im Vorteil, die bei der Personalsuche mit einem sehr guten regionalen Schulangebot werben können. Dieser Effekt wirkt bis heute mindestens in den gesamten Altlandkreis Bad Aibling hinein und kann für das Mangfalltal gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zudem nehme ich das GBA in vielerlei Hinsicht als Impulsgeber wahr. Das betrifft das kulturelle Angebot ebenso, wie gesellschaftliche Initiativen etwa zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, zur Europäischen Integration und zum Sport. Das GBA ist insoweit ein wichtiger Akteur mit Vorbildfunktion.

Sie halten auch eine Rede beim Festakt anlässlich des Jubiläums. Ist das für Sie eine Rede wie jede andere oder gehen Sie an diese auf eine besondere Weise heran?

Dr. Schober: Ich bemühe mich generell, möglichst jede Rede dem Anlass entsprechend individuell zu gestalten, eine Standardrede habe ich nicht. Aber natürlich ist diese Rede noch einmal etwas ganz Besonderes. Genau dort zu einer illustren Festgesellschaft sprechen zu dürfen, wo ich seinerzeit das Abiturzeugnis entgegengenommen habe, macht dieses Grußwort für mich zu etwas Einzigartigem.

Zudem ist es eine inhaltliche Herausforderung, die hoffentlich richtigen Worte zu wählen. Denn normalerweise spreche ich „nur“ als Regierungspräsident. Bei diesem Anlass aber möchte und muss ich mehrere Ebenen unter einen Hut bringen, die sich in ihrer Charakteristik sehr unterscheiden. Natürlich die „amtliche“ des „RP“, aber auch die „persönliche“ des durchaus kindsköpfigen Absolventen und die „repräsentierende“ für den Jahrgang, der als erster alle neun Jahre seiner Gymnasialzeit am Gymnasium Bad Aibling „durchlebt“ hat. Ich gebe zu, dass ich mir zu diesem Anlass schon viel länger und weit häufiger als sonst Gedanken mache, was ich wie sagen will. Aber das wird schon.

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