Interview mit Direktor Michael Beer
50 Jahre Gymnasium Bad Aibling: So viel mehr als „nur“ eine Schule
50 Jahre Gymnasium Bad Aibling – Direktor Michael Beer plaudert über „seine“ 26 Jahre voller Herzlichkeit und netter Anekdoten. Vom entspannten Ambiente, engagierten Kollegium bis zu seiner Rolle als „Disziplinarleiter“ und Schulfeuerwehrchef.
Bad Aibling – Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Regierungspräsident Dr. Konrad Schober, der Polizeipräsident von Oberbayern-Süd Manfred Hauser, Landrat Otto Lederer, Bürgermeister Stephan Schlier: sie alle verbindet neben einer politischen Karriere noch etwas. Alle fünf sind ehemalige Schüler des Gymnasiums Bad Aibling, das gerade sein 50-jähriges Bestehen feiert. Seit 1998 ist der heutige Direktor Michael Beer mit an Bord.
Herr Beer, 50 Jahre Gymnasium Bad Aibling – und Sie selbst sind über die Hälfte dieser Zeit dabei. Was macht Ihre Schule so besonders?
Michael Beer: An unserem Gymnasium steht der Mensch im Mittelpunkt und es herrscht eine sehr entspannte, vertrauensvolle Atmosphäre. Das ist keine Schönfärberei, das höre ich auch oft, wenn Lehrer aus anderen Schulen bei uns durchs Haus gehen. Sie erleben das als besonders – allein, wie die Schüler grüßen, wie fröhlich sie sind. Auch im Kollegium herrscht eine entspannte Atmosphäre. Es gibt nur wenige, die weggehen, aber viele, die zu uns kommen wollen.
War das Gymnasium Bad Aibling auch für Sie die Wunsch-Schule?
Michael Beer: Zuvor war ich fünf Jahre im Kultusministerium. Nach Ablauf der Abordnung suchte ich ein Gymnasium, an dem eine Funktion in der Schulleitung frei wurde. So ging ich 1998 nach Bad Aibling – obwohl man mich gewarnt hatte, weil es damals mit 1500 Schülern eine der größten Schulen war.
Und es wurden noch deutlich mehr.
Michael Beer: Der Höhepunkt war 2003 mit 1700 Schülern erreicht. Mit der Einweihung des Gymnasiums in Bruckmühl hat sich diese Lage dann merklich entspannt.
Und bereut haben Sie Ihre Entscheidung für Bad Aibling auch nie?
Michael Beer: Im Gegenteil. Ich hatte eigentlich nicht vor, so lange zu bleiben. Doch ich habe im Laufe der Jahre sogar angebotene Stellen als Schulleiter an anderen Schulen abgelehnt.
2009 wurden Sie stellvertretender Schulleiter und 2011 Direktor des Gymnasiums. Sie haben vieles geprägt, die Schule wurde unter Ihnen zur Seminarschule, zur „Schule ohne Rassismus“, ein Vorreiter in Sachen Europäische Völkerverständigung. Und noch etwas liegt Ihnen sehr am Herzen...
Michael Beer: Unsere Zielsetzung war und ist, das Gymnasium als Tor zur Kultur zu etablieren. Ob uns das gelungen ist, mögen andere beurteilen. Aber wir haben zum Beispiel vor 35 Jahren die Bad Aiblinger Literaturtage mitinitiiert. An unserem Gymnasium finden Musikveranstaltungen, Vorträge, Lesungen und vieles mehr statt.
Das Thema Kultur findet sich auch im Jubiläumsprogramm wieder.
Michael Beer: Allen voran mit dem Musical „Westside Story“. Das war ein großartiger Erfolg. Wir hatten fünf komplett ausverkaufte Vorführungen und eine wahnsinnige Resonanz. Genauso wie der große Spendenlauf zusammen mit der Vereinigung „Athletes for Ukraine“, der einen Erlös von 28.000 Euro brachte.
Welche Highlights stehen nun noch an?
Michael Beer: Am 19. März begehen wir den großen Festakt anlässlich des Jubiläums. Zu den geladenen Gästen zählen mit Landtagspräsidentin Ilse Aigner als Hauptrednerin, Regierungspräsident Dr. Konrad Schober, dem Polizeipräsidenten von Oberbayern-Süd Manfred Hauser, Landrat Otto Lederer und Bürgermeister Stephan Schlier fünf ehemalige Schüler des Gymnasiums.
Die sicherlich auch die ein oder andere Anekdote aus ihrer Schulzeit zu erzählen wissen. Sie hatten ja alle Ehemaligen schon aufgerufen, ihre Geschichte zu erzählen, nach alten Fotos zu suchen, sich aktiv zu beteiligen. Welches ist denn Ihre Geschichte, Herr Beer?
Michael Beer: Zwei ein Grinsen verursachende Begebenheiten aus meinen inzwischen 26 Jahren am Gymnasium Bad Aibling fallen mir spontan ein:
In den Jahren zwischen 1998 und 2009 war ich als Mitarbeiter der Schulleitung unter anderem für Disziplin, Ordnung und Sicherheit an der Schule zuständig.
„Und ich sage euch, wenn das nicht deutlich besser wird – dann lasse ich den Beer von der Kette!“
Die erste Begebenheit hatte mit dem Ruf zu tun, den ich mir in dieser Funktion erworben hatte. Der bis 2006 amtierende Schulleiter Kurt Lausmann hatte sich wieder einmal maßlos darüber geärgert, dass die Schülerinnen und Schüler einfach ihren Müll auf den Boden warfen und die Toilettenräumen verunreinigten. Für einen „Generalanpfiff“ versammelte er über 1200 Schülerinnen und Schüler zu einer Vollversammlung in der Aula und sprach – vermutlich wegen seiner Körpergröße – von der Galerie herunter zur Menge. Nach einem minutenlangen Plädoyer für mehr Ordnung, Sauberkeit und Verantwortungsbewusstsein für die Schule schloss er seine Rede mit der unverhohlenen Drohung: „Und ich sage euch, wenn das nicht deutlich besser wird – dann lasse ich den Beer von der Kette!“ Nach einem kurzen erschrockenen Schweigen tobte die Aula ….
Michael Beers Anekdote Nummer 2
Die zweite Begebenheit hing damit zusammen, dass ich in diesen Jahren auch der Leiter der Schulfeuerwehr war und als solcher die alljährlichen Feueralarme mit Evakuierungsübung und der Einnahme der Sammelplätze durchzuführen hatte. Weil ich mich immer wieder darüber geärgert hatte, dass die Lehrkräfte mit den Klassen nach dem Verlassen des Schulgebäudes unmittelbar davor stehen blieben, anstatt sich auf den Sportplatz der Realschule zu begeben, ließ ich einmal in Zusammenarbeit mit dem Feuerwehrmann Andreas Scherer beim Feueralarm ein Löschfahrzeug mit Blaulicht und lautem Martinshorn direkt vor die Schule fahren. Künftig wurden die Sammelplätze unverzüglich eingenommen.
Und weil ich überhaupt gerne für ein wenig Realität sorgte, durfte es während des Feueralarms schon auch einmal ein wenig im Schulhaus rauchen. Allerdings nicht so sehr wie am 24. November 2006 mittags, als wir Alarm auslösten. Schülerinnen und Schüler in Begleitung ihrer Lehrkräfte verließen durch die verrauchte Aula diszipliniert und ruhig das Gebäude und begaben sich zum Sammelplatz. Einige Kollegen meinten noch zu mir, dass ich es nicht übertreiben solle mit meinen Effekten – man schien mir wirklich alles Mögliche zuzutrauen…
„Und dabei brannte es wirklich!“
Erst als alle draußen waren und innerhalb kürzester Zeit mehrere Polizei- und Rettungsfahrzeuge sowie Löschzüge der umliegenden Feuerwehren vorfuhren, dämmerte es ihnen, dass es wirklich brannte… Jedenfalls war das Gebäude vollständig und geordnet geräumt worden, es gab keine Panik, nur ein Mädchen aus der Unterstufe begann beim Anblick der Einsatzfahrzeuge zu hyperventilieren… Jedenfalls hatte mir auch hier der Ruf die Aufgabe, alle geordnet in Sicherheit zu bringen, erleichtert.
Die Ehemaligen spielen beim Jubiläum auch eine Rolle. Wie binden Sie diese mit ein?
Michael Beer: Am Samstag, 22. Juni, findet das große Ehemaligentreffen statt, zu dem man sich unter Angabe seines Abiturjahrgangs per E-Mail anmelden kann. Details finden sich auf unserer Homepage. An diesem Tag stehen alle Türen offen. Es wird eine Ausstellung zu 50 Jahren Geschichte des Gymnasiums geben, eine Kunstausstellung, eine Schau alter Fotos... Wir suchen übrigens noch nach einem Foto, das das Gelände des Schulzentrums in unbebautem Zustand zeigt.
Und wie geht es für Sie selbst nach dem Jubiläums-Schuljahr weiter?
Michael Beer: Danach werde auch ich zu den Ehemaligen gehören. Nach 41 Jahren Dienst werde ich mich aus meiner aktiven Zeit verabschieden.



