Unfallschwerpunkt bei Amerang
„Regierung Bayern hinkt hinterher“: Warum an der B304 bei Stephanskirchen nichts passiert
Am 11. Mai war der jüngste Unfall auf der B 304 bei Stephanskirchen, aber bestimmt nicht der letzte. Die Kreuzung gilt als Unfallschwerpunkt. Warum dort seit Jahren nichts passiert und was Feuerwehr und Bürgermeister fordern.
Amerang/Stephanskirchen - Immer wieder gibt es an der B304 in Stephanskirchen schwere Unfälle, zuletzt am 11 Mai. Dabei übersah ein Pkw-Fahrer auf der RO35 von Schnaitsee kommend eine vorfahrtsberechtigte Autofahrerin, die auf der B304 in Richtung Wasserburg fuhr. Trotz eines Ausweichmanövers kollidierten beide Fahrzeuge im Kreuzungsbereich und kamen im Anschluss erst einige Meter später zum Stillstand. Die Feuerwehr kümmerte sich um die Absicherung der Unfallstelle sowie um die Reinigung der Fahrbahn. Auch die Verkehrsregelung vor Ort übernahmen die Floriansjünger.
Für die Feuerwehr Evenhausen schon beinahe Routine an der altbekannten Stelle – denn die Aktiven sind zuständig für diesen Bereich der Bundesstraße. Feuerwehrkommandant Josef Huber ist seit 28 Jahren aktiver Feuerwehrler, seit 24 Jahren Kommandant. Er bezeichnet die Stelle „definitiv“ als Unfallschwerpunkt. „Vergangenes Jahr sind wir bestimmt elf, zwölf Mal dorthin ausgerückt“, sagt Huber. „Im Schnitt also ungefähr ein Mal im Monat“, weiß er. Die beteiligten Personen würden zwar meistens „relativ glimpflich“ davonkommen, also leicht- bis mittelschwer verletzt, dennoch seien die Fahrzeuge oft nur noch Blechhaufen. „Es halten sich auch einige nicht an die 80 km/h, die dort angegeben sind. Zwar wird manchmal geblitzt, doch das hilft auch nicht viel“, meint der 46-Jährige.
Die Lösung für den Kommandanten: Ein Kreisverkehr. Dieser würde den Unfallschwerpunkt sicherlich entlasten, ist der Kommandant überzeugt. „An der RO 35/36 bei Evenhausen gibt es auch schon lange einen. Seitdem mussten wir nur ein einziges Mal ausrücken und das auch nur, weil der Fahrer die Kurve unterschätzt hatte und in den Graben gefahren ist“, berichtet Huber. „Ansonsten ist Ruhe“.
Kreisel vermindert Häufigkeit und Schwere der Unfälle
Das bestätigt auch Amerangs Bürgermeister Konrad Linner. „An der RO35 gibt eigentlich keine Zusammenstöße mehr. Ein Kreisel vermindert sowohl Häufigkeit, als auch Schwere der Unfälle“, sagt der Rathauschef. „Die Gemeinde kämpft schon seit rund acht Jahren um einen Kreisverkehr an der B304 bei Stephanskirchen. Wir sind zu 100 Prozent dafür“, so der Rathauschef. „An dieser Stelle kreuzt eine starkbefahrene Kreisstraße eine vielfrequentierte Bundesstraße. In den vergangenen Jahren hatten wir hier immer wieder viele Verletzte bei Unfällen“, sagt er.
Das Staatliche Bauamt Rosenheim sei hierfür zuständig, bei dem Linner in dieser Angelegenheit schon mehrfach vorgesprochen habe. Heuer soll noch eine Begutachtung durch die Behörde an der Stelle stattfinden. Doch ein Kreisel sei teuer, wie Linner aus Erfahrung weiß. „Bei der Größenordnung wie wir sie an der B304 bei Stephanskirchen brauchen, werden die Kosten bei 400.000 bis 500.000 Euro liegen“, schätzt der Bürgermeister.
Trotzdem: Für den Rathauschef ist das die beste Lösung. „Die Regierung in Bayern hinkt einfach hinterher“, meint er. „Es heißt immer, ein Kreisverkehr stört den Verkehrsfluss, doch das Gegenteil ist der Fall“, ist seine Meinung. Auch die Anwohner habe der Bürgermeister im Boot. „Ich habe nur positive Rückmeldung erhalten, als wir angefragt haben, ob die Leute bereit wären, für die baulichen Maßnahmen Grund abzutreten. Wir wären also bereit dafür“, sagt er.
Das sagt das Staatliche Bauamt Rosenheim
Das Staatliche Bauamt Rosenheim teilt auf Anfrage mit, dass der Knotenpunkt auf der B304 bei Stephanskirchen im Zeitraum von 2018 bis 2020 nicht als Unfallschwerpunkt geführt werde. Allerdings werde die „Unfalltypenkarte für den Betrachtungszeitraum 2020 bis 2023 erst im Laufe des kommenden Jahres veröffentlicht“, so die Behörde.
Ob Maßnahmen zur Entschärfung des Knotenpunkts ergriffen werden müssen und welche in Betracht kommen würden, sei Gegenstand eines Verkehrsgutachtens, das bereits beauftragt wurde. Zur Verbesserung der Sichtverhältnisse erfolge ein regelmäßiger Rückschnitt des angrenzenden Bewuchses durch die zuständige Straßenmeisterei des Bauamts. Im vergangenen Jahr hätten sich an dieser Stelle insgesamt sechs Unfälle ereignet, keiner davon tödlich, so die Behörde.