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„Alte Molkerei“: Aiblinger Ausschuss fordert Nachbesserung

„Das geht gar nicht“: Drohender Schatten über Häuschen am Heckenweg?

Im Bebauungsplangebiet „Alte Molkerei“ muss ein geplanter Baukörper am Heckenweg (hinten) um ein Stockwerk gekürzt werden.
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Im Bebauungsplangebiet „Alte Molkerei“ muss ein geplanter Baukörper am Heckenweg (hinten) um ein Stockwerk gekürzt werden.

Rund 100 neue Wohnungen sollen auf dem Areal der alten Molkerei an der Münchner Straße in Bad Aibling entstehen. Ein Projekt, das der Bauausschuss durchweg begrüßt. Allerdings nur, wenn sichergestellt wird, dass zwei bestehende Häuser am Heckenweg davon nicht zu massiv beeinträchtigt werden.

Bad Aibling – Das ehemals hauptsächlich für die Molkerei genutzte Areal südlich der Münchner Straße soll nach Willen der Stadt nachverdichtet werden. Auf dem Gelände sollen neben der gewerblichen Nutzung an der Münchner Straße rund 100 Wohnungen entstehen. Bis auf ein fünfstöckiges Haus in der Mitte des Karrees sind Richtung Jahnstraße und Heckenweg vierstöckige Baukörper vorgesehen, während im Innenbereich laut Planung „grüne Oasen“ entstehen sollen.

Ringstraße für Versorgungsfahrzeuge

Intern soll das Quartier laut Architekt Bernd Perner, technischer Geschäftsführer der „Alte Molkerei Immobilien GmbH“, durch eine Ringstraße für Versorgungsfahrzeuge erschlossen werden. Um das Areal ansonsten aber weitgehend frei von Verkehr zu halten, seien die Stellplätze (204) mit wenigen Ausnahmen (15 oberirdische Besucherstellplätze) ausschließlich in einer Tiefgarage geplant. Was Zweifel bei Richard Lechner (SPD) hervorrief: „Ein Mischgebiet beziehungsweise Gewerbebetriebe ohne einen einzigen Stellplatz erscheint mir nicht unbedingt förderlich.“ Die Zufahrt zum Gelände „allein über die Jahnstraße“ sah wiederum Erwin Kühnel (CSU) nicht nur wegen des hohen Parkaufkommens in den umliegenden Straßen kritisch: „Hier kommen zu viele Faktoren zusammen.“

Ruf nach „leistbarem Wohnraum“

„Wo sind eigentlich Ihre sozialen Taten?“, erkundigte sich Lechner bei Perner. „Sie planen und bauen, wir denken und rechnen: Was Sie hier durch den Bebauungsplan an Baurecht bekommen, geht weit über das hinaus, was sie ohne Bebauungsplan bekommen hätten. Deswegen sollte auch der soziale Aspekt stärker berücksichtigt werden. Das muss unbedingt in einem städtebaulichen Vertrag festgehalten werden. Denn am wichtigsten sind leistbare Wohnungen.“

Das ist das Bebauungsplangebiet „Alte Molkerei“

Das Bebauungsplangebiet wurde einst großteils für die Molkerei Ziegenhain mit Verwaltungsgebäude und Betriebsleiterwohnung, Produktionshalle, Lagerhalle und Werkwohnungen genutzt sowie untergeordnet für eine Tankstelle an der Münchner Straße. Derzeit befinden sich laut den Planern noch Büroflächen in einem Gebäude an der Jahnstraße. Alle weiteren Gebäude stünden leer. Das Grundstück der ehemaligen Tankstelle werde als Autowerkstatt genutzt. Die Eigentümer im Plangebiet hätten gemeinsam ein Bebauungskonzept entwickelt und mit der Stadt Bad Aibling abgestimmt.

Zur Bebauung selbst erläuterte Perner, dass man die Gebäude an der Münchner Straße nun mit flach geneigten Dächern geplant habe. Auf dem weiteren Gelände hingegen sind begrünte Dächer beziehungsweise Dachterrassen vorgesehen. ÜWG-Rat Dieter Bräunlich empfand das fünfstöckige Gebäude in der Mitte allerdings als zu massiv: „Wenn ich mir das anschaue, dann kann ich nur sagen: ,Chance vertan‘. Das passt hier nicht, das erinnert mich an Unterhaching.“

ÜWG-Rat: „Die Klötze gehören raus“

Bräunlich forderte: „Die Klötze Richtung Heckenweg gehören raus. Die sind zu nah an den kleinen Häusern dort dran. Die haben dann vier bis fünf Stunden überhaupt keine Sonne mehr.“ Außerdem sah er in der Planung städtische Gestaltungssatzung nicht berücksichtigt, monierte er und erinnerte daran, dass man bei der jüngsten Beratung über die „Rosengärten“ am Ludwigskreisel auch streng auf die Einhaltung gepocht hatte. Während Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) daran erinnerte, dass die Höhenentwicklung in dieser Form von den politischen Gremien so beschlossen worden sei, wies Perner darauf hin, dass man die Direktiven aus der Gestaltungssatzung sehr wohl übernommen habe.

Zur Münchner Straße hin habe man mit flach geneigten Dächern geplant. Im hinteren Bereich sei die Satzung hingegen „bautechnisch schwer umzusetzen“. Dort habe man bewusst anders geplant, um mehr Grün zu gewinnen. Ein Vorhaben, das wiederum Katharina Dietel ausdrücklich lobte.

Plädoyer für den Erhalt der alten Eiche

„Die alte Eiche im Nordost-Eck des Areals ist absolut zum Abschuss freigegeben“, monierte SPD-Rat Richard Lechner beim Blick auf die Pläne. Sie stehe direkt am Eingangsbereich zur geplanten Tiefgarage, erklärte Bernd Perner. Sie zu erhalten, sei zwar möglich, aber bautechnisch höchst schwierig. Er meinte, man wolle ein hochwertiges Quartier schaffen. Da stelle sich letztlich auch die Frage, ob es nicht besser sei, an dieser Stelle einen Bereich schön zu gestalten, von dem aus man einen Blick Richtung Glonn habe.

Anita Fuchs (Grüne) wollte jedoch ihre Zustimmung zu der Planung vom Erhalt des rund 100 Jahre alten, prägenden Baumes abhängig machen. Katharina Dietel (Grüne) plädierte dafür, die Eiche, der die Gutachter noch eine erhebliche weitere Standzeit zubilligten, als zu erhalten festzusetzen und dafür die Bauecke etwas zurückzusetzen. „Mit Wurzelvorhang und Kronenschnitt lässt sich das verträglich lösen.“ Zudem zeigte sie sich irritiert darüber, dass man nun „offensichtlich nicht mehr von einem Altlastenverdacht ausgeht“. Das müsse genauer unter die Lupe genommen werden.

„Wir wollen mindestens zwei Dachgärten anlegen“, erläuterte Perner und versicherte, dass man sich auch um einen schwammmäßigen Regenrückhalt bemühen wolle. Er betonte zudem, dass die Überdeckung auf der Tiefgarage zwischen einem und 1,20 Meter hoch sei. Dies koste zwar eine Menge Geld, doch man können darauf viel mehr und größere Pflanzen setzen und die Regenrückhaltesituation verbessern.

CSU-Rat Johann Schweiger erklärte, mit der Planung durchaus mitgehen zu können. „Das ist Bauen der Zukunft“, wobei er dafür zugleich dafür plädierte, dass die Lebensqualität, zu der er auch die Dachgärten zähle, im Vordergrund stehen müsse. Wie Bräunlich forderte aber auch er, den mittleren vierstöckigen Baukörper zum Heckenweg hin auf einen dreistöckigen zu reduzieren. Mit 10:1 Stimmen empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, die Reduzierung zu einzufordern.

Räte fordern Rücksichtnahme auf Nachbarn

Andreas Winhart (AfD) zweifelte die Darstellung des Sonnenstandes beziehungsweise des Schattenwurfs auf der gezeigten Visualisierung an. Auch er sorgte sich um die bestehenden Häuser neben der Jahnturnhalle. „Sonne und Licht sind für Menschen sehr wichtig. Wenn hier jeder Quadratmeter ohne Rücksicht auf die Nachbarn ausgenutzt wird, ist das Vorhaben für mich nicht zustimmungsfähig.“ Ins gleiche Horn stieß Grünen-Rätin Anita Fuchs. Sie forderte ein Verschattungsgutachten für die Häuser am Heckenweg. Mit 6:5 Stimmen empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, ein solches bis zur nächsten Offenlage der Pläne einzufordern.

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