Gasthof zur Post
Nach acht Jahren Leerstand: Pruttinger Wirtshaus aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt
In Prutting öffnet der Gasthof zur Post nach acht Jahren wieder seine Türen. Die Wiederbelebung des Dorfwirtshauses gelang durch das Engagement der Ortsgemeinschaft, die Unterstützung der Flötzinger Brauerei und die neuen Wirtsleute Ingrid und Julien Graveleine.
Prutting – Wenn ein Dorfwirtshaus erst einmal geschlossen ist, dann bleibt es meist zu. Mehr noch: Ist das Wirtshaus tot, dann ist das ein drohendes Zeichen für eine Ortsentwicklung, die bald überall zu spüren ist. Es fehlt ein wichtiger Ankerpunkt für das Gemeinschaftsleben im Dorf.
Anders in Prutting. Am heutigen Samstag wird der Gasthof zur Post, der acht lange Jahre geschlossen war, zu neuem Leben erweckt. Damit so etwas möglich wird, braucht es eine Ortsgemeinschaft, die bereit ist, dafür auch etwas zu tun.
Großes Interesse der Pruttinger
In Prutting beließ man es eben nicht nur bei dem Wunsch, der seinen offiziellen Ausdruck in einer Umfrage der Gemeindeentwicklung fand, die 2021 durchgeführt wurde. Dort stand die Wiederbelebung einer Wirtshauskultur als erstrebenswertes Ziel ganz oben. Die Pruttinger waren aber auch dann da, als es konkreter wurde. Bei einem Treffen im Wirtshaus am 23. Januar 2023, bei dem man gemeinsam ausloten wollte, wie eine Wiederbelebung aussehen könnte, war gefühlt der ganze Ort dabei: Das Wirtshaus war bis auf den allerletzten Platz gefüllt, etliche mussten bei der Veranstaltung sogar stehen.
Bürgermeister Johannes Thusbaß hatte sich die Wiedereröffnung zu seiner ganz persönlichen Aufgabe gemacht hatte – es war dies schon eines seiner Wahlversprechen vor der letzten Legislaturperiode gewesen. Und seit dem dem Treffen 2023 nahm sein Einsatz noch mehr Schwung auf. „Ich war in meiner Freizeit auf allen Veranstaltungen in ganz Bayern zu finden, in denen es um die Wiederbelebung von Wirtshäusern ging“ erzählt er.
Eingespielte Mannschaft
So gelang es auch, in der Flötzinger Brauerei einen Partner zu finden, der bereit war, eine Neueröffnung mit zu stemmen. Mehr noch: Die Brauerei hatte für das neue Wirtshaus auch einen Wirt samt Personal zu bieten, womit die allergrößte Hürde auf dem Weg zu einer Wiedererstehung der Dorfwirtschaft schon genommen war. Um zu verstehen, wie entscheidend dieser Punkt ist, muss man eines wissen: Georg Maier, Eigentümer des Hauses und letzter Wirt, hatte nicht zuletzt aus Personalmangel aufhören müssen. Und noch etwas ist wichtig: Dass er bereit war, sein Haus zu verpachten, anstatt es verkaufen zu wollen, machte eine Wiederbelebung überhaupt erst möglich.
Monatelange Renovierung
Das Wirtshaus führen jetzt Ingrid und Julien Graveleine, die eigentlich die Simsseestuben übernehmen hätten wollen, und sie haben so gut wie die ganze dortige Mannschaft mitgebracht. Das war schon seit Februar klar gewesen, und seither ging es daran, das Haus nach acht Jahren Dornröschenschlaf wieder aufzuwecken. Was monatelang oft eher an eine Baustelle erinnert hatte als an ein Wirtshaus, präsentierte sich am vergangenen Donnerstag in vollem Glanz. Da hatte Julien Graveleine alle, die am Projekt beteiligt gewesen waren, zu einem kleinen Fest eingeladen.
Freiwillige bauten Holzterrasse
Unter ihnen auch viele Pruttinger, die ebenfalls mit Hand angelegt hatten. Denn die Holzterrasse vor dem Haus, die unter den schönen alten Bäumen beste Biergartenatmosphäre hat, haben freiwillige Helfer aus dem Ort errichtet. Womit auch noch einmal eindrucksvoll bewiesen ist: Die Pruttinger wünschen sich nicht nur ihr Wirtshaus, sie tun auch etwas dafür.
Am heutigen Samstag macht das Wirtshaus ab 17 Uhr für alle Gäste auf, auch wenn die große Einweihungsfeier erst für den 29. Juni vorgesehen ist: „In den knapp zwei Wochen bis dahin soll sich der ganze Betriebsablauf erst einmal so richtig einspielen“, sagt dazu Julien Graveleine.