Ein Auto für alle
Elektroauto und Carsharing: So will Bernau mehr Mobilität schaffen
Das bisherige Auto der Gemeindeverwaltung Bernau hat das Ende seines Lebens erreicht. Nun soll ein neues her. Das allerdings nicht nur für die Angestellten der Gemeinde gedacht ist, sondern über ein Car-Sharing Modell allen zugutekommen soll.
Bernau – Die Gemeinde Bernau will sich ein neues Dienstauto anschaffen. Das alte sei bereits 15 Jahre alt, weist mittlerweile erhebliche Korrosionsschäden auf und die anfallenden Reparaturkosten nehmen immer weiter zu. Das neue Fahrzeug soll ein E-Auto werden und künftig nicht nur den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung dienen. Außerhalb der Dienstzeiten soll es im Rahmen eines Carsharing-Modells auch der örtlichen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden.
Die Umsetzung des Car-Sharing-Projekts wird durch die Priener Firma „überall GmbH“ erfolgen. Die arbeitet bereits mit mehreren Gemeinden in der Region zusammen und stellt insgesamt 60 Fahrzeuge an 20 Standorten zur Verfügung. Der Geschäftsführer von überall stellte das Konzept auf der Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag (11. Januar) vor.
Besonderes Konzept interessant für Kommunen
Das Konzept der Firma „überall“ ist dabei besonders für Kommunen interessant. Das Modell sieht vor, dass die Kommune das entsprechende Fahrzeug für einen monatlichen Fixbetrag mietet. Überall kümmert sich dafür um das Fuhrparkmanagement. „Wir kümmern uns um die Abwicklung mit der Versicherung, die regelmäßige Reinigung der Fahrzeuge und Termine in der Werkstatt”, sagte Matthias Trenkler, der Geschäftsführer von „überall“ während der Vorstellung. Die Gemeinde kann das Fahrzeug für die anfallenden Dienstfahrten nutzen. Außerhalb der Geschäftszeiten steht das Fahrzeug der Allgemeinheit zur Verfügung. Die Einnahmen, die durch die Vermietung erzielt werden, teilen sich überall und die Kommune. Darüber hinaus habe das Carsharing-Modell den Vorteil, dass die Menschen dadurch multimodal werden. „Die Nutzer von Carsharing fahren auch deutlich häufiger mit dem Bus, der Bahn und dem Fahrrad”, so Trenkler.
Gemeinde will Auto und Kleinbus
Neben dem Auto plant die Gemeinde auch die Anschaffung eines 9-Sitzer Busses. Weil die Zahl der Schüler immer mehr wird, kann der Busbetrieb nicht mehr von nur einem Fahrzeug abgewickelt werden. „Es zwickt in der Früh”, sagte Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Derzeit wird als Übergangslösung auch das „Bernau-Mobil” von der Kranken- und Bürgerhilfe genutzt. Diese Nutzung sei allerdings aufgrund der häufigen zeitlichen Überschneidungen nicht mehr als Schulbus möglich. Wie auch das Auto könnte der neue Bus auch im Rahmen eines Carsharing-Modells der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, da er nur zu Fahrten am Morgen während der Schulzeiten benötigt wird. Besonders für Vereine für Fahrten zu Turnieren oder Trainingsveranstaltungen sei der Bus von großem Interesse und könnte beispielsweise auch an den Wochenenden und in den Ferien längerfristig ausgeliehen werden, so die Gemeinde. Auch die Nachfrage von Ratsmitglied Josef Genghammer von den Grünen, warum nicht wie bei dem Auto auch bei dem Kleinbus über ein e-Fahrzeug nachgedacht wird, sagt die Bürgermeisterin, es sei eine Frage der Reichweite und man würde ein Fahrzeug mit Benzinmotor bevorzugen.
Einfache Nutzung der Fahrzeuge
Die Nutzung der Fahrzeuge ist dabei durchaus einfach. Die Firma überall stellt eine Plattform in Form einer App für das Smartphone zur Verfügung. Nach der Anmeldung wird der Führerschein validiert und schon kann das Fahrzeug ohne Schlüssel, nur mit Handy genutzt werden. Das Fahrzeug kann dann für eine gewisse Dauer ausgeliehen werden. Auf der Homepage von überall ist eine Preisstruktur einsehbar. Will man das Fahrzeug nur ein paar Stunden nutzen, kostet jede angefangene Stunde 2,50 Euro. Zusätzlich sind noch zwischen 20 und 25 Cent pro gefahrenen Kilometer fällig. Wer das Auto einen Tag mieten will, muss hierfür 25 Euro zahlen, zuzüglich 25 Cent je Kilometer. Auch eine Wochenendpauschale ist buchbar, für 49 Euro, plus 25 Cent pro Kilometer. Das Modell sieht vor, dass man das Fahrzeug auch wieder dort abstellt, wo es abgeholt wurde.
Aber kommen Auto und Bus?
Die Diskussion um die neuen Fahrzeuge fand im Gemeinderat zunächst im öffentlichen Teil der Sitzung statt. Später, nach Ausschluss der Öffentlichkeit, ging die Diskussion weiter. Dabei ging es auch um die Kosten, die auf die Gemeinde zukommen würden. Wofür sich die Gemeinde letztendlich entschieden hat, durfte Bürgermeisterin Biebl-Daiber auf Anfrage der Chiemgau-Zeitung nicht sagen. „Laut Geschäftsordnung darf ich das erst in der nächsten Gemeinderatssitzung öffentlich bekannt geben”, sagte sie. Ein Auto und ein Bus werden es aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht werden. „Ich kann soviel sagen: Es geht um zwei Fahrzeuge. Der Gemeinderat hat die Entscheidung zur Hälfte positiv formuliert.” Die nächste Sitzung des Gemeinderats soll am Donnerstag, dem 25. Januar stattfinden.