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„Skandalöse Zustände“

Fahrgäste stehen in Übersee und Prien seit Monaten im Regen - wird die Bahn jetzt aktiv?

Jan Kühne (Ortsvorsitzender der CSU Übersee), Markus Neuhauser, Klaus Steiner (CSU, Mitglied des Landtages), Elisabeth Sturz, Professor Dr. Bernhard Knittel, Arthur Scholz und Markus Konstantin am Bahnhof Übersee am Chiemsee
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Einige Überseer Bürger fordern zumindest die Errichtung eines provisorischen Wetterschutzes am Bahnhof Übersee. Im Bild (v. l.): Jan Kühne (Ortsvorsitzender der CSU Übersee), Markus Neuhauser, Klaus Steiner (CSU, Mitglied des Landtages), Elisabeth Sturz, Professor Dr. Bernhard Knittel, Arthur Scholz und Markus Konstantin.

Vor rund drei Monaten wurden am Bahnhof Prien die historischen Dachelemente abgerissen. Auch am Bahnhof in Übersee sind die Gäste seitdem Wind und Wetter ausgesetzt. Manch einer spricht unverblümt von einem „Saustall“. Doch nun kommt Bewegung in die Sache.

Übersee / Prien – Gut drei Monate ist es nun her, dass der für die Bahnanlagen zuständige DB-Betrieb am Bahnhof Übersee die Platten der Bahnsteig-Überdachung ersatzlos abmontiert hat. Das deckt sich ziemlich genau mit den Abrissarbeiten in Prien, wo Ende April in einer „Nacht- und Nebelaktion“ (wir berichteten) die historischen Dachelemente am Bahnhof entfernt wurden. Ob und wie ein Rückbau des historischen Ensembles, das in Prien das Ortsbild prägte, stattfindet, war bis zuletzt nicht sicher. 

Seit gut drei Monaten ohne Dächer: Die Bahnreisenden sind Starkregen und der Sonne schutzlos ausgeliefert.

Fahrgäste in Übersee suchen Zuflucht in der Unterführung

Seither sind die wartenden Fahrgäste dem zuletzt häufig auftretenden Starkregen ebenso ausgesetzt wie der sengenden Sonne. Das ist vor allem für ältere Reisende, Schwangere oder Eltern mit jungen Kindern untragbar. So kam es zuletzt vor, dass die Fahrgäste in Übersee in der Unterführung – wie so oft kein besonders angenehmer Ort – auf den Zug warten, dabei jedoch gelegentlich die Durchsagen nicht hören und einfahrende Züge, vor allem mit Gepäck, nur schwer oder gar nicht rechtzeitig erreichen.

Kein besonders angenehmer Ort zum Warten: Die Bahnunterführung in Übersee. Und dennoch warten hier immer wieder Reisende, um dem Regen oder der Hitze auf den Bahnsteigen zu entkommen.

Abstimmung mit der Gemeinde Übersee

Übersees Bürgermeister Herbert Strauch (FBL) ist nicht recht zufrieden mit dieser Situation: „Es ist leider sehr unglücklich, dass es so lange dauert.“ Die Gemeinde sei allerdings von Beginn an von den Arbeiten informiert worden und er wisse, dass die „Konstruktion von Grund auf saniert wird und am Ende des Tages wieder ein Dach drauf ist“.

Massive Klagen

Landtagsabgeordneter Klaus Steiner (CSU), der täglich vom Überseer Bahnhof nach München pendelt, berichtet im Gespräch mit der OVB-Redaktion von massiven Klagen von Touristen, Fahrgästen und Berufspendlern, die in den letzten Wochen oft völlig durchnässt auf die Züge warten mussten und ihn im Zug angesprochen hätten. 

„Skandalöse Zustände“

Vor diesem Hintergrund habe er sich persönlich an den Vorstandsvorsitzenden der DB Station & Service AG gewandt, um auf die Missstände am Bahnhof Übersee hinzuweisen und eine schnelle Lösung, der nach seinen Worten „skandalösen Zustände“, zu fordern.

Für Modernisierungen und Baumaßnahmen habe er grundsätzlich Verständnis, so Steiner in seinem Schreiben, doch man könne mit einem einfachen Provisorium, wenigstens auf ein paar Quadratmetern, einen Regen- und Sonnenschutz errichten und für die Reisenden Informationen über die Dauer der Bauarbeiten bereitstellen, so seine Vorschläge. In der Antwort der Bahn sei darauf jedoch völlig unzureichend eingegangen worden.

Soll Übersee das Heft selbst in die Hand nehmen?

Deshalb, so Steiner, würden immer mehr Bürger von der Gemeinde Übersee fordern, unverzüglich einzuschreiten und notfalls in eigener Regie ein Provisorium zu errichten. Die CSU Übersee wolle nun im Gemeinderat Übersee eine entsprechende Initiative starten. Eine Besuchergruppe aus Übersee habe zudem bei einem Besuch im Bayerischen Landtag massive Kritik am Vorgehen der Bahn geübt.

Neue Dachhaut und Beschilderung kommt bald

Wie eine Sprecherin der Bahn der OVB-Redaktion aktuell mitteilte, sei bei der gutachterlichen Bewertung des Zustandes des Daches in Übersee festgestellt worden, dass die Dachhaut aus verkehrssicherungsrechtlichen Gründen entfernt werden müsse. Der Bahn sei es jedoch ein großes Anliegen, die Reisenden in dieser Situation nicht im Regen stehen zu lassen. Daher werde zeitnah begonnen, das Dach am Mittelbahnsteig auf einer Länge von 50 Metern in zwei Schritten mit einer neuen Dachhaut zu versehen und die Stützenfüße sowie die Dachentwässerung bis Jahresende zu sanieren. An der Personenunterführung am Hausbahnsteig sei bereits eine Treppeneinhausung errichtet. Auch in Sachen Beschilderung, mit denen man auf die aktuellen Renovierungsmaßnahmen hinweisen wird, steuere man gerne nach.

Somit entfällt eine provisorische Lösung durch die Gemeinde, die, so die Sprecherin der Bahn, ohnehin nicht möglich sei, da solche Maßnahmen ausschließlich durch die Deutsche Bahn erfolgen können. Es müsse hier zwingend geltendes Regelwerk eingehalten werden.

Seit Montag sind Arbeiten im Gange

Bei einem Ortstermin in Übersee wurde nun sichtbar, dass tatsächlich Bewegung in die ganze Sache kommt. Seit Montag ist dort ein im Auftrag der Deutschen Bahn tätiges Unternehmen damit beschäftigt, die Fundamente der tragenden Säulen freizulegen. Denn über einen Teil dieser Säulen läuft die Entwässerung des Niederschlagswassers, das über die vormals montierten Dächer zunächst in die U-förmigen Trägerelemente und dann über Rohre in den Stahlsäulen in die Kanalisation abgeleitet wird.

In jedem zweiten Träger sind Abwasserrohre untergebracht, die dringend sanierungsbedürftig sind. Die Korrosion setzt teilweise auch den Stahlträgern und den Fundamenten erheblich zu. Gutachter prüfen die Belastbarkeit und das Ausmaß der notwendigen Arbeiten demnächst.

Gleiche Lösung für Prien

Nach vielen Jahrzehnten „im Dienst“ seien die Rohre und teils auch die tragenden Säulen stark korrodiert und verschmutzt, so der zuständige Arbeiter vor Ort. „Im Grunde ist es wie in Prien: So schön und schützenswert die bisherigen Bauten auch sind, irgendwann müssen sie überprüft und gegebenenfalls saniert oder ersetzt werden.“ Statt den bisherigen Asbestdächern sind nun Wellblechdächer geplant. So soll es wohl auch demnächst in Prien geschehen.

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