Neue Datenautobahn
Schnelles Internet für den Priener Ortskern - aber für alle anderen kann es noch dauern
Die Telekom will die Priener umsonst mit Glasfaser Anschlüssen versorgen - jedenfalls einige. Alle anderen werden sich gedulden müssen und dann wird es wohl auch etwas kosten.
Prien - „Das ist ja wunderbar, dann muss es die Allgemeinheit nicht bezahlen“, sagt Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) zu dem Angebot der Telekom. Die will nämlich fast 2500 Priener Haushalte ans Glasfasernetz anschließen - auf Eigenrechnung. Normalerweise verlangt die Telekom dafür knapp 800 Euro. Über den Nutzen für die deutsche Telekom macht Friedrich sich keinerlei Iluisionen: „Natürlich hoffen die, dass es auch zu einem Abschluss eines Internetvertrags kommt, aber das ist keine Voraussetzung für den eigentlichen Anschluss.“
Weniger rentabel im ländlichen Raum
Denn der Glasfaserausbau gestaltet sich gerade im ländlichen Raum oft schwierig. Denn Glasfaserkabel zu verlegen ist teuer, der Meter kostet je nach Geländebeschaffenheit zwischen 10 Euro für oberirdische Kabel, 85 Euro im klassischen Tiefbau pro Meter. In Großstädten, wo mit verhältnismäßig wenigen Metern gleich viele Haushalte angeschlossen werden können, rentiert dieser sich also eher als im ländlichen Raum.
Auch in Prien gilt das. Zwar stellt jetzt die Telekom eben die Möglichkeit zur Verfügung sich bis zum 31.12.2023 umsonst anzumelden um einen Anschluss zu bekommen, aber außerhalb des Gebiets ist ein Anschluss meist überhaupt nicht möglich. „In diesem Bereich müssen wir als Kommune das machen“, erklärt Bürgermeister Friedrich. Gerade laufe ein Ausschreibungsverfahren. Zu den möglichen Kosten, Bewerbern und einer möglichen Förderung durch den Freistaat, kann Friedrich zu diesem frühen Zeitpunkt noch nichts sagen. Aber dauern wird es so oder so - „Jahr für Jahr wollen wir dann Gebiete sukzessive ans Glasfasernetz anschließen“, sagt Friedrich.
Das Homeoffice wird bleiben
Dass es überhaupt Glasfaser braucht, steht für Friedrich außer Frage. „Die Kupferleitungen stoßen einfach an ihre Grenzen“, sagt er. Während der Coronapandemie habe man das besonders gemerkt, als Homeoffice und Homeschooling Alltag vieler Menschen waren. Und das Homeoffice wird nach Ansicht von Friedrich bleiben: „Viele Firmen haben gemerkt, dass sie auch mit der Hälfte der Bürofläche auskommen.“
Aber auch abseits vom Homeoffice sei mittelfristig das Glasfasernetz essentiell. Zum einen, weil wir immer mehr Geräte hätten, die das Internet nutzten. Längst sind es nicht mehr nur Computer und Smartphone, sondern auch der Fernseher und manchmal sogar der Kühlschrank. Das wäre auf Dauer zu viel für die Kupferleitungen. Zum anderen wüchsen im beruflichen Alltag vieler Menschen die Datenpakete, die sie hin und her schickten, immer mehr. Hier macht vor allem die Uploadrate bei DSL-Anschlüssen Probleme. Wer mal eine große Menge Fotos hochlädt, der weiß, dass das einige Stunden dauern kann. Bei einem Glasfaser-Anschluss soll das auch in wenigen Minuten gehen.
Zehnmal so schnell wie bisher
Sowieso bietet Glasfaser deutlich höhere Geschwindigkeiten als die alten Kupferkabel. Durch eine Glasfaserleitung fließen im Optimalfall über 1000 Megabit pro Sekunde durch die Leitung, bei einem herkömmlichen DSL-Anschluss sind dies maximal 16, bei einem Vektoranschluss bis zu 100.
Das hat aber auch abseits der Anschlusskosten seinen Preis. Gegenüber normalen DSL-Verträgen ist ein Vertrag mit Datenübertragungen via Glasfaser deutlich teurer. Die schnellste Verbindung bei der Telekom kostet fast 80 Euro im Monat, der günstigste DSL-Tarif weniger als die Hälfte.
5G sei keine Alternative
Schnelles Internet für Privathaushalte mittels der 5G-Technologie zu schaffen, hält Friedrich für wenig sinnvoll. Der Vorteil wäre zwar, dass man weniger Glasfaserkabel verlegen müsste (nur immer zum jeweiligen Sendemast) und damit Kosten einsparen könne. Aber Friedrich verweist darauf, dass „je nachdem wie viele Leute an einer Funkzelle dranhängen, sich die Datengeschwindigkeit rapide reduziert.“ Dazu käme die gestiegene Strahlenbelastung: Zwar habe er persönlich keine Angst vor Funkwellen, aber desto mehr Geräte benutzt werden, desto eher erreiche man die kritischen Grenzwerte.
Über das Angebot der Telekom jedenfalls informiert diese auf einer Infoveranstaltung am Dienstag, 31.01, um 19 Uhr im König-Ludwig-Saal. Der Ausbau soll im zweiten Quartal diesen Jahres beginnen und Ende 2024 abgeschlossen sein.
Update: Ab 2026 sollen dann zu den gleichen Konditionen wie jetzt weitere 1571 Haushalte in Prien, die Möglichkeit haben ans Glasfasernetz angeschlossen zu werden, erklärte ein Telekom Sprecher gegenüber dem OVB.
