Mit Bio und Sauerteig
Erst durch Europa, jetzt in Prien: Rosenheimer erfüllen sich Traum von der eigenen Bäckerei
Marianne und Michael Quelle haben einen Traum: eine eigene Biobäckerei. Diesen Traum erfüllen sie sich jetzt in Prien. Doch zuvor ging es erst mal auf Reisen. Warum die dabei eine wichtige Rolle spielt, und was sie in Prien genau planen.
Prien – Der Duft von frisch gebackenem Brot und anderen Backwaren. Den erleben Bäckermeister Michael und Marianne Quelle aus dem Landkreis Rosenheim bald regelmäßig. Denn sie erfüllen sich den Traum von der eigenen Bäckerei. Und zwar in der Hochriesstraße in Prien. Doch bis dahin war es ein langer Weg – im wahrsten Sinne des Wortes. Zuvor ging es für die beiden eineinhalb Jahre lang auf Europareise. Was das Eine mit dem Anderen zu tun hat, und was sie in Prien genau planen, haben sie im OVB-Interview berichtet.
Sie sind quer durch Europa gereist. Für den Traum von der eigenen Bäckerei war das sehr wichtig. Warum?
Marianne Quelle: Wir haben schon länger mit dem Gedanken der eigenen Biobäckerei gespielt, und die Reise war dann keine Flucht vor Corona, sondern diente tatsächlich als Vorbereitung für unseren Traum. Wir haben zwischen September 2021 und April 2023 mit dem Wohnmobil verschiedene Bäckereien angesteuert und dort mitgearbeitet. Nebenbei habe ich das Ganze auf Instagram dokumentiert. Unser Reise-Account hieß „brot_on_tour“ und wird nach der Eröffnung unserer Biobäckerei natürlich umbenannt.
Das klingt sehr spannend. Wo waren Sie denn überall?
Michael Quelle: Gestartet sind wir in Deutschland. Da waren wir zum Beispiel bei den Brotpuristen in Speyer. Weiter ging‘s in die Schweiz nach Uster bei Zürich ins Sauerteighotel. Dann sind wir über Genua in Italien an der Mittelmeerküste entlanggefahren bis nach Tarifa, Spanien. Im Anschluss sind wir an der Westküste hoch bis nach Lissabon, weiter nach Porto, dann übers Inland nach Frankreich, und hoch nach Belgien und Rotterdam in den Niederlanden.
Marianne: Von der Metropole ging es weiter auf die deutsche Nordseeinsel Langeoog. Das war etwas krass… Über Flensburg sind wir nach Dänemark und weiter nach Skandinavien. Von da aus über Polen in den Süden. Man muss aber dazu sagen: Nicht überall haben wir gearbeitet. Wir haben vorher über Social Media die Bäckereien rausgesucht, die uns zusagten und dann Kontakt aufgenommen. Mal hat‘s funktioniert, mal nicht. In Skandinavien haben wir zum Beispiel keine Bäckerei gefunden.
Warum das?
Marianne: In Skandinavien waren wir 2021 im Sommer, zur Ferienzeit. Und da haben wir festgestellt, dass in den dortigen Regionen die Bäckereien entweder geschlossen sind oder nur zur Ferienzeit geöffnet. Bedeutet: Wir haben nichts gefunden, weil die Bäckereien entweder geschlossen waren, oder sie wegen der Ferien genug Aushilfskräfte hatten.
Was haben Sie denn sonst noch für Unterschiede zum Bäckerhandwerk in Deutschland erlebt?
Michael: In Spanien waren Katzen und Kakerlaken in der Backstube, und niemanden hat das gestört…
Marianne: Was wir besonders gemerkt haben: In anderen Ländern wird stressfreier gearbeitet. In den deutschsprachigen Ländern muss alles schnell und perfekt sein. Das ist natürlich sehr stressig, und mit einem gewissen Druck verbunden. Den spürt man in anderen Ländern nicht so.
Michael: Und wir haben auch gemerkt, in manchen Ländern kann man ziemlich schnell eine eigene Bäckerei aufmachen und auch wieder schließen. Zum Beispiel in Portugal. Da geht das innerhalb von 24 Stunden. Und das ohne Meisterzwang. In Deutschland braucht man immer noch einen Meister für die Eröffnung einer Bäckerei.
Den haben Sie ja zum Glück. Und deshalb können Sie in Prien eine eigene Bäckerei eröffnen. Was ist da genau geplant?
Michael: Eine Tagbäckerei. So eine gibt es zum Beispiel in Rosenheim. Das heißt, es wird nur am Tag gearbeitet. Das hat den Vorteil, solche Bäckereien leiden nicht so stark unter Personalmangel. Es gibt genug Leute, denen gefällt der Beruf. Aber die Nachtarbeit schreckt sie leider stark ab. Apropos: Noch suchen wir Mitarbeitende für Backstube, Verkauf und Reinigung.
Marianne: Und ganz wichtig: Es wird eine Biobäckerei. Denn wir sagen, wer hochwertige Produkte machen will, braucht hochwertige Rohstoffe und daher Bio. Und soweit möglich aus der Region. Wir wollen auch zu 90 Prozent mit Sauerteig backen, und dabei Erfahrungen und Backwaren von unserer Reise miteinbringen. Zudem sind Veranstaltungen geplant, Backkurse und eine Marktschwärmerei.
Und wann geht es los?
Marianne: Jetzt wird die Immobilie in der Hochriesstraße 36 erst einmal umgebaut und eingerichtet. Die Eröffnung ist dann Anfang April 2024 geplant.

